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6 NIMMT - Wer sammelt schon gerne Hornochsen


Jeder Mensch, der schon einmal Hornochsen gesammelt hat, weiß, was damit gemeint ist, aber wer sammelt schon Hornochsen. Wer diesen ersten Satz liest, könnte meinen, daß die Verfasser dieser Zeilen "da oben" nicht ganz "dicht" seien, doch neuerdings gibt es eine ganze Menge von Personen, die Hornochsen sammeln, obwohl sie eigentlich das Gegenteil wollen. Doch für den geschätzten Leser stellt sich nun sicherlich das nächste Problem: Was ist schon das Gegenteil eines Hornochsen? Eine Hornkuh, ein Hornkalb oder aber vielleicht gar ein Hornstier, obwohl man einen Ochsen im Vergleich zu einem Stier wohl schwerlich als ein Gegenteil, wohl eher als einen Mangelzustand bezeichnen müßte. Doch wer nun glaubt, daß in dieser Rezension ein naturwissenschaftliches Lehrspiel über Kühe, Ochsen, Stiere und andere Tiere aus dem Formenkreis des Nutzviehes vorgestellt wird, der ist im Irrtum. Denn es geht schlicht und einfach um ein Kartenspiel, welches aus 104 Karten besteht, die von 1 bis 104 durchnumeriert sind und auf denen unterschiedlich viele "Hornochsen", das sind tatsächlich behörnte Rinderköpfe, dargestellt sind. Daß es sich dabei tatsächlich um eine Gattung von Ochsen handelt, muß man als Käufer glauben, denn außer dem Kopf ist von den Tieren nichts zu sehen.

Zu Beginn des Spieles erhält jeder Mitspieler 10 Karten. Vom Rest werden die vier obersten aufgedeckt und nebeneinander offen aufgelegt. Jede dieser vier Karten stellt nun den Anfang einer Reihe dar, welche maximal aus vier weiteren bestehen darf. Wer am Zug ist, muß nun eine seiner Karten anlegen und das nach einem mathematisch recht ausgefinkelten System: Die Karte muß in einer aufsteigenden Reihe plaziert werden, wobei man nur dort anlegen darf, wo eine möglichst niedrige Differenz zu der vorherigen Karte vorhanden ist. Wenn zum Beispiel eine Karte mit der Nummer 84 gelegt werden soll und in den vier Reihen die letzten Werte 44, 51, 77 und 92 lauten, dann paßt die neue Karte sicherlich nur bei den ersten drei. Da jedoch die Differenzen zu den Werten 44 und 51 größer sind als zur Zahl 77, kann die Neue nur bei der 77-Karte verwendet werden. So kann es aber auch durchaus passieren, daß man an eine Reihe von bereits 5 liegenden Karten anzulegen hat. Dann muß man die ganze Reihe nehmen und hat mit seiner eigenen eine Neue zu beginnen. Auf diese Weise verschafft man sich meist eine "nette" Sammlung an Hornochsen. Die auf den Karten dargestellten Exemplare zählen stets als Minuspunkte, sodaß jeder nach Möglichkeit dem Nachbarn den Vortritt überläßt, wenn es darum geht, irgendwo eine 6. Karte anzulegen. Doch die Wahlmöglichkeiten sind äußerst begrenzt, da man ja mit seinen Karten auskommen muß und es keinen Nachschub gibt. Am Ende hat derjenige verloren, der die größte Sammlung an Hornochsen sein Eigen nennt. Doch wer läßt so etwas schon gerne auf sich sitzen: Somit sind von vornherein Revancherunden ohne Ende zu erwarten und das im Wesentlichen ohne Spannungsverlust.

"6 nimmt" ist nach unserer Auffassung ein kleines aber feines Meisterwerk. Die übersichtliche und leicht verständliche Spielanleitung verstärkt gemeinsam mit dem ansprechenden Design diesen Eindruck. Es wäre nicht verwunderlich, wenn dieses Spiel bereits in wenigen Jahren zu einem der echten Klassiker unter den Kartenspielen zählen würde.

 

6 nimmt:

Titel

6 nimmt

Hersteller

Amigo

Erfinder

Wolfgang Kramer

Design

Wolfgang Kramer

Spieldauer

20 - 30 Minuten

Spieler

2 - 10, ab 8 Jahre

Kategorie

Kartenspiel

Preis

ca. 95,-- ÖS

Bewertung:

Idee

6

Regelgestaltung

6

Ausführung

6

Verarbeitung

6


Copyright Peter und Birgit Költringer 2002

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiter die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.