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LUDING

BLAUBLÜTIGE GESELLSCHAFT


Titel: Adel verpflichtet
Hersteller: FX Schmid
Vertrieb: Piatnik
Erfinder: Klaus Teuber
Design: C.v. Seidlein
Spieldauer: 30 - 60 Minuten
Spieler: 2 - 5, ab: 12
Kategorie: Taktik und Bluff
Preis:

Beinahe unendlich lang sind die Listen, welche Personen in den vergangenen Jahrhunderten als "blaublütig" ausgewiesen haben und zum Teil noch ausweisen. Auch wenn heute die Nasen oft über diese ehemals privilegierte Gruppe gerümpft werden, muß man doch feststellen, daß die alten Adelsgeschlechter auch Vieles zum Wohl ihrer Untertanen getan haben. Extreme gab es natürlich auch hier - wie in jedem Stand und in jeder Berufsgruppe. Und um diese Extreme soll sich die heutige Spielkritik drehen: "Adel verpflichtet" heißt das Spiel, welches sich mit den Extravaganzen der "durchlauchtigen" Gesellschaft beschäftigt. Eigentlich sind dies aber nicht nur die Extravaganzen des alten Adels, sondern auch die einer neuen Generation von "Adeligen": Statt stammbaumsuchenden, näselnden, fürstlichen und gräflichen Hoheiten findet man parteibuchsuchende besonders legäre Führungsfiguren, die Rolle von Krone und Zepter haben hierzulande Automodelle und Urlaubsziele übernommen, und die deutlich bläulich eingefärbte "high society" von damals ist häufig durch eine "high snobiety" ersetzt worden. Dieser "neue Adel" nennt zwar nicht "blaues Blut" sein eigen, doch auch hier haben sich lediglich die Farben verändert: Pfauenhaftes Aussehen sorgt zumindest mit Sicherheit dafür, daß man "in" ist und das adelt!

Auch in "Adel verpflichtet" bemühen sich einige Lords, ganz besonders "in" zu sein. Sie haben sich vorgenommen, die verrücktesten und merkwürdigsten Ausstellungen zusammenzutragen, die sie nur auftreiben können. Jeder Mitspieler darf in die Rolle eines solchen Lords schlüpfen und mit seinem Spielstein vom Beginn bis zum Ziel gelangen. Statt echter Unikate stehen Ausstellungskarten mit unterschiedlichen Objekten zur Verfügung: Die Auswahl reicht von einer italienischen Frauenschandmaske aus dem Jahr 1468 bis zu Jonny Weissmüllers Lendenschurz. Auf einem Spielplan, der an mehreren Schlössern vorbeiführt, muß man versuchen seinen Spielstein möglichst rasch zur abschließenden Festtafel zu bewegen. In jeder Spielrunde muß man sich mittels Aktionskarten, die gleichzeitig mit den Mitspielern aufgedeckt werden, entscheiden, ob man ein Ausstellungsstück im Auktionshaus erwerben oder aber mit seinen bereits gesammelten Pretiosen eine Ausstellung in einem der Schlösser arrangieren will. Doch das Ausstellen ist gar nicht so einfach: Denn man kann nicht so ohne Weiteres seine erworbenen Unikate herzeigen, sondern es ist notwendig, zusammenhängende Stücke zu haben, denn die Austellungskarten sind mit Buchstaben von A bis F bezeichnet. Eine Austellung besteht aus zumindest 3 zusammenhängenden Karten. Wer so eine zusammenhängende Austellung schafft und die größte in der jeweiligen Runde hat, kann mit seinem Spielstein vorwärtsziehen. Neben dieser relativ "simplen" Art, Austellungsstücke zu erwerben und sie herzuzeigen, kann man auch ganz anders an diese ersehnten Objekte herankommen: Jeder Spieler hat zwei Diebeskarten, welche in einer Ausstellung nach Belieben eines der Unikate "klauen" oder aber bei der Auktion das gezahlte Geld für ein Sammlerstück an sich nehmen können. So kommt man zwar zu mehr Ausstellungskarten, nicht aber vorwärts. Doch wer einen Dieb fängt - und dazu gibt es Detektivkarten - der kann vorwärtsfahren! Vor allem aber verliert der Gegner seinen Dieb, denn der wandert ins "Kittchen".

Sicher sind nach dieser Beschreibung einige Dinge noch unklar, doch ist "Adel verpflichtet" ein Spiel mit sehr vielen Aktionen, sodaß eine Spielanleitung zwangsläufig etwas unübersichtlich sein muß. Trotzdem ist es dem Spielautor gelungen, eine recht klare und an Beispielen reiche Fassung zustande zu bringen. Auch die Ausführungen des Spielbrettes, der Spielsteine und der Karten sind durchwegs erfreulich. Der besondere Reiz dieses Spieles liegt aber vor allem in den beiden Hauptelemente der Taktik und des Bluffs. Denn in jeder Runde wird von den Spielern gleichzeitig entschieden, ob sie ein Ausstellungsstück ersteigern wollen oder ausstellen. So kann es durchaus vorkommen, daß man allein an der Versteigerung eines Kunstgegenstandes teilnimmt und diesen natürlich ziemlich billig erwerben kann. Andererseits weiß man auch bei den Ausstellungen vorher nicht, wer was tut: Ob er als Dieb kommt, ob er Detektiv ist oder ob er tatsächlich eine Austellung machen möchte, denn die entsprechenden Aktionskarten werden gleichzeitig aufgeschlagen. In unseren Spielrunden kam es nicht selten vor, daß mehrere Detektive vorhanden waren, es aber keinen Dieb gab, sodaß die "Möchtegern Sherlock Holmes" untätig wieder abziehen mußten. Somit konnten diese als Belohnung auch nicht vorwärtsfahren.

von Dr.Peter und Birgit Költringer

Verpackung:

5

Material:

5

Design:

5

Spielregel:

6

Originalität:

6

Spielreiz:

5


Copyright Peter und Birgit Költringer 2002

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiter die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.