LUDING

Amun Re


Jahrtausende lang hat Ägypten als eine der bedeutendsten Hochkulturen die Welt dominiert. Sollte das einem begeisterten Spielefreak nicht schon aus der Schule bekannt sein, dann hat er diese Erkenntnis spätestens durch die unzähligen Spiele, welche sich mit diesem Thema beschäftigen, gelernt. Die Pharaonen, die Pyramiden und vor allem auch die Götter sind großteils "Allgemeingut" und seit Jahrzehnten auch dementsprechend auf dem Spielemarkt gewürdigt worden.

Nun gibt es ein neues Spiel, das sich mit dieser Thematik beschäftigt: Unter dem Titel "Amun Re" ist es im heurigen Jahr auf den Markt gekommen und kein Geringerer als Reiner Knizia ist sein Autor. Seine mathematische Handschrift dabei ist unverkennbar, denn wieder einmal wurde eine ganze Reihe von Spielelementen, welche man aus vielen seiner bisherigen Spiele kennt, gemeinsam verwendet.

In "Amun Re" geht es um den Kampf von Dynastien im Alten und Neuen Reich. In insgesamt fünfzehn Provinzen, die sich zu beiden Seiten des Nils befinden, können die Spieler Bauern ansiedeln, Ernten einfahren, Bausteine einkaufen, Pyramiden bauen und schießlich so viel Macht wie möglich sammeln, damit sie am Ende zu den meisten Siegpunkten kommen.

Die fünfzehn Provinzen werden zu Beginn unter den Teilnehmern gegen Goldstücke versteigert. Die Gebiete sind verschieden interessant, denn obwohl alle gleich groß und rechteckig sind, haben sie doch sehr Unterschiedliches zu bieten: So ist die Anzahl der Bauern, welche sich sinnvoll ansiedeln dürfen, verschieden. Das hat natürlich zwangsläufig auf die Fruchtbarkeit und damit die Ernte einen Einfluss; es gibt Steinbrüche, die einem Baumaterial liefern; manchmal stehen in der Gegend auch schon Tempel, die einem Vorteile bringen und - vielleicht der wichtigste Punkt überhaupt - in Abhängigkeit von der jeweiligen Provinz gibt es auch unterschiedlich viele Ereigniskarten, die man "heben" kann.

Nach der Versteigerungsrunde, wo jedes Gebiet seinen Besitzer findet, wird überall der Grundstein zum Erfolg gelegt: Bauern werden angeheuert, Baumaterial wird gekauft - wie sollte man auch ohne entsprechend große Steine Pyramiden bauen. Letzteres ist auch - wie in den meisten Spielen über Ägypten - einer der Knackpunkte der ganzen Partie. Doch man kann auch noch Machtkarten erwerben, mit denen man die eine oder andere Regel zu seinen Gunsten beeinflussen kann. Das alles kostet natürlich Geld. Damit sollte man aber haushalten, denn nach all den erwähnten Aktionen gibt es auch noch eine "Spendenrunde für Amun Re": Dieser Gott will nämlich in diesem Spiel nicht zu kurz kommen und wer ihm am meisten spendet, erhält in der Zukunft dann auch mehr Gold - dies ganz abgesehen von sehr individuellen Vorteilen, welche man sich dadurch auch noch erwerben kann. Damit man das Gold, welches einem Amun Re beschert auch ausgeben kann, wiederholt sich der Ablauf der Partie bis zu diesem Punkt dreimal. Das ist auch wichtig, damit alle Provinzen ihren Besitzer finden, denn pro Versteigerung werden immer nur so viele davon auf den Markt geworfen, wie es Mitspieler gibt. Nach drei Runden endet schließlich das Alte Reich und eine Zwischenabrechnung wird durchgeführt. Dabei spielen vor allem die Anzahl der gebauten Pyramiden und die Gegend, wo man gebaut hat, eine wichtige Rolle. Es werden Siegpunkte verteilt und dann beginnt das Neue Reich: Die Bauern, die inzwischen "verstorben" sind , werden vom Spielplan geräumt, die Bauwerke hingegen bleiben stehen, denn sie sind ja für die Ewigkeit konzipiert. Wieder wird versteigert, kultiviert, gebaut und gespendet und nach drei Runden ist schließlich auch dieses Reich zu Ende. Es folgt die Gesamtabrechnung, die weitgehend identisch zur ersten Wertung ist.

"Amun Re" ist gelungen, das steht zweifelsohne fest! Und doch hat man irgendwie den Eindruck, dieses Spiel ist manchmal ein wenig zu mathematisch, zu strategisch und zu vorhersehbar. Doch wer solche Spiele mag, wird bei diesem neuen "Ägyptenausflug" voll auf seine Rechnung kommen.

Birgit und Peter Költringer

Titel

Amun Re

Hersteller

Hans im Glück

Erfinder

Reiner Knizia

Design

Franz Vohwinkel

Spieldauer

60 - 90 min

Spieler

2 bis 5 , ab 12 Jahren

Kategorie

taktisches Brettspiel

Preis

ca. 32,00 öS

Bewertung:

Idee

5

Regelgestaltung

6

Ausführung

5

Verarbeitung

6


Copyright Peter und Birgit Költringer 2003

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiters die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.