LUDING

Anno 1503


Üblicherweise werden erfolgreiche Brettspiele im Laufe der Zeit nicht selten in Computerspiele umgewandelt. Der umgekehrte Weg ist eher selten. Noch seltener ist es, dass dabei ein Spiel entsteht, welches genauso gut ohne PC-Spiel entstanden sein könnte und vom wohl erfolgreichsten Spieleautor der letzten Jahre, von Klaus Teuber stammt. Sein Name ist seit den "Siedlern von Catan" mit all seinen Varianten, Ergänzungen und nun auch dem entsprechenden Roman in der Spielewelt fast schon zu einem Synonym für spannende Spiele geworden, doch bei der Umsetzung eines Computerspiels entstehen trotzdem gar nicht wenige Zweifel, sodass dies eine nähere Betrachtung wert ist.

"Anno 1503" ist ein in Österreich entwickeltes äußerst erfolgreiches Computerspiel, das sich aus dem bereits älteren "PC-Renner" "Anno 1602" entwickelt hat. Bis heute wurde die "ältere aber jüngere Fassung" fast 500.000 mal verkauft. Das Brettspiel dazu setzt zunächst auf ähnliche, wenn auch reduzierte Ingredenzien: Rohstoffe, Schiffe, Kontore, Handelsverträge, Gebäude und Pioniere, welche im Laufe der Zeit zu Siedlern aufsteigen. Dann kann Holz und Stein bearbeitet oder aber auch Werkzeug und Tuch hergestellt werden. Doch die Siedler können sich in der Folge auch noch zu Kaufleuten weiterentwickeln. Wer es schafft, drei davon auf seiner Insel anzusiedeln, hat eine von den Siegbedingungen erfüllt. Doch auch vier öffentliche Gebäude auf der eigenen Insel, die Errichtung von vier Kontoren oder aber der Abschluss von drei Handelsverträgen und das Erwirtschaften von dreißig Goldstücken sind mögliche Siegbedingungen. Dabei genügt es aber nicht, nur eine davon zu erfüllen, sondern zumindest drei muss man geschafft haben, um auch tatsächlich die Partie zu gewinnen. Die Möglichkeiten, dieses hohe Ziel zu erreichen, sind vielfältig: In jeder Runde werden Rohstofferträge ausgewürfelt. Das hat man für die weitere Entwicklung auch bitter nötig, denn das Startkapital ist wirklich bescheiden. Noch dazu kann der Würfel einem auch einen Piraten "schicken", der pro Kontor oder Handelsvertrag ein Goldstück fordert. Natürlich kann man sich dagegen auch schützen, in dem man rechtzeitig eine Schmiede errichtet hat, doch wer kann oder will sich das schon leisten, denn üblicherweise kommen die Piraten ja nicht allzu oft - oder diesmal vielleicht doch? Auch Feuer kann den Aufbau gefährden, auch wenn es eine Feuerwehr gibt, doch auch diese ist nicht einfach von Anfang an da und muss erst verdient werden.

Trotz aller Widrigkeiten wachsen im Laufe der Zeit die Siedlungen schließlich beachtlich, auch wenn das am Anfang manchmal fast unmöglich scheint. Irgendwann kann man dann auch eine Kirche errichten und dann schlägt auch das Herz jedes eingefleischten Atheisten höher, denn als Belohnung darf man sich sofort zwei beliebige Rohstoffe nehmen und die braucht man für den weiteren Ausbau der Siedlung sicherlich dringend. Vor allem sollte man sich rechtzeitig eine Werft zulegen, denn das ist für Kaufleute mit Kontoren und Handelsverträgen besonders bedeutsam.

Wenn nun vielleicht der eine oder andere das Gefühl hat, dass "Anno 1503" eine Kopie der "Siedler von Catan" darstellt, den kann man beruhigen: Sicherlich erinnert einiges daran, doch hier handelt es sich um ein eigenständiges Spiel. Die Beschreibung kann hier auch lediglich einige Grundelemente aufzeigen, denn - wie so oft - ist auch dieses "Teuberspiel" ziemlich komplex, glänzt aber wieder einmal mit einer perfekt übersichtlichen und umfangreichen Spielanleitung, sodass man trotzdem recht schnell weiß, worum es eigentlich geht. Ab dem heurigen Jahr gibt es für echte Fans von "Anno 1503" auch schon eine Erweiterung, bei der östlich der Insel ein weiteres Meer auftaucht, wo sich die Piraten nur so tummeln. Dabei spielen dann auch noch einige Aristokraten, welche sich auf einer benachbarten Insel angesiedelt haben und gerade beim Einrichten ihrer "Hütten" sind, eine gewichtige Rolle. Doch darauf soll hier noch nicht näher eingegangen werden.

Birgit und Peter Költringer

Titel

Anno 1503

Hersteller

Kosmos

Erfinder

Klaus Teuber

Design

Max Design

Spieldauer

60 - 90 min

Spieler

2 - 4, ab 10 Jahren

Kategorie

Entwicklungsspiel

Preis

ca. 28,00 Euro

Bewertung:

Regelgestaltung

6

Ausführung

6

Verarbeitung

6


Copyright Peter und Birgit Költringer 2005

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiters die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.