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Anno Domini


So mancher erinnert sich wahrscheinlich ungern an seinen Geschichteunterricht: Jahreszahlen pauken; wer wann wohin gegen bzw. mit wem verheiratet wurde; wo, wann wie lange zwischen wem Krieg geführt wurde und noch viele andere Dinge haben in der Schulzeit nicht selten zur Öde eines verpfuschten Vormittags ganz wesentlich beigetragen. Vielleicht aber hat der eine oder andere auch etwas anderes in Erinnerung: Faszination, Begeisterung und dadurch bedingt Interesse bis heute.

Es besteht kein Zweifel, dass das heutige Spiel ein Geschichtespiel ist! Die Gruppe, die schon im Schulunterricht auf die Butterseite der Historie gefallen ist, wird dieses Spiel sicherlich interessieren. Doch sollten sie das Pech gehabt haben, zur Gruppe der motivationsverstümmelten "Geschichtlingen" zu gehören, denen man mit viel Elan, Monotonie und Zahlengewimmel die Freude an diesem Gegenstand erfolgreich genommen hat, lesen sie trotzdem weiter! Denn mit "Anno Domini" können sie sich das Interesse für dieses Fach vielleicht wieder holen und ihre schulischen Geschichteerlebnisse versinken in der unendlichen Weite des Vergessens und der berechtigten Bedeutungslosigkeit!

"Anno Domini" ist eine geschickte Kombination von geschichtliche Ereignissen mit zeitlichem Schätzen: Es geht dabei nicht darum, irgend eine einzige Zahl exakt zu wissen, sondern die Ereigniskärtchen - es gibt davon 336 - sind chronologisch einzuordnen: Da liegt zum Beispiel die Karte mit "Dubcek! Svoboda!", einem Slogan des Prager Frühlings auf dem Tisch. Wer an der Reihe ist zieht aus seinen Karten eine, von der er glaubt eine zeitliche Einordnung vor oder nach Dubcek zu schaffen: Die Wahl fällt auf die Karte mit der Aufschrift "Lebzeit des Propheten Habakuk". Dieses Ereignis muss eindeutig vorher gewesen sein. Derjenige, der an der Reihe ist, kann aber nicht nur eine Karte anlegen, sondern er kann auch "anzweifeln": Dann werden alle Karten umgedreht: Dort stehen die entsprechenden Jahreszahlen und sie werden nun auf ihre Chronologie geprüft: Sollte der Zweifler Recht haben, muss der vorherige Spieler 3 neue Karten vom Stapel dazu nehmen. Sollte aber alles stimmen, muss der Zweifler zwei Karten aufnehmen. Ziel des Spieles ist, als erster keine Karten mehr zu haben und das dauert seine Zeit, denn zu Beginn hat jeder 9 Stück erhalten.

"Anno Domini" ist selbst nicht mehr ganz taufrisch: Denn bereits im Jahre 1989 ist es im kleinen Fata-Morgana-Verlag erschienen. Dies fällt auch an einer merkwürdigen - vielleicht auch denkwürdigen - Kleinigkeit auf: Im Sinne der damalig zunehmend aktuellen Gleichberechtigung der Sprache, ist in der Spielanleitung immer nur von Spielerinnen die Rede. Heute fällt das beim Lesen meist nicht nur den Männern etwas störend auf - doch was spielt das schon für eine Rolle, wenn man die Chance bekommt, seine Geschichtekenntnisse spielerisch zu erweitern? Und damit es niemandem so schnell langweilig wird, gibt es gleich 5 Kartensätze mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten: "Kirche&Staat", "Lifestyle", "Natur", "Sex&Crime" und die "Schweiz" sind erhältlich.

Birgit und Peter Költringer

Titel

Anno Domini

Hersteller

Abacus

Erfinder

Urs Hostettler

Design

Fata Morgana Spiele

Spieldauer

ca. 20 - 40 Minuten

Spieler

2 - 8, ab 10 Jahren

Kategorie

Geschichtespiel

Preis

ca. 150,-- öS pro Kartensatz

Bewertung:

Idee

6

Regelgestaltung

4

Ausführung

6

Verarbeitung

5


Copyright Peter und Birgit Költringer 2002

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiter die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.