LUDING

Atlantic Star


Kreuzfahrten haben immer Hochsaison: Man genießt die frische Brise am Schiff, die Damen mit schönen Kleidern vor und nach dem Friseur, den Blick aufs weite - seit vierzehn Tagen - endlos erscheinende Meer, den Sprung mit zumindest 15 anderen in das übervolle Pool, das gute Essen in Gesellschaft von zweihundertfünfunsiebzig Reisegefährten, mit denen man sich aufgrund der lauten Bandmusik nicht unterhalten muss und die zusätzlichen Kilos, welche sich täglich vor dem Spiegel bereits ab dem zweiten Tag wulstförmig hervortun.

Möglicherweise erscheint dem einen oder anderen Leser die kurze Zusammenfassung über die Vorkommnisse auf einer durchschnittlichen Kreuzfahrt etwas überspitzt - doch es besteht kein Zweifel, das Thema Kreuzfahrt ist einfach "in". Dementsprechend liegt wohl das Spiel "Atlantic Star" voll im Trend, auch wenn die Teilnehmer hier nicht auf den Spielbrett die oben beschriebenen Vorkommnisse genießen müssen. Denn hier geht es nicht um eine "Billigvariante" einer Kreuzfahrt für alle Möchtegerns sondern in diesem Spiel wird jeder zu einem Reiseveranstalter, der solche, schlechtere oder bessere Kreuzfahrten im Mittelmeer, im Pazifik, im Atlantik und in der Ostsee organisiert. Dazu stehen Dampferkarten mit verschiedenen Kategorien zur Verfügung und nicht jede davon ist auch gleich gut für jede Strecke ausgerüstet. Auf jeder der Karten ist eine gewisse Punktezahl notiert, die später noch sehr wichtig sein wird. Für eine Teilstrecke auf einem der Meere braucht man zwischen drei und sechs Stück davon. Stets liegen vier offen zum Verkauf auf, die zunächst sehr teuer und von Runde zu Runde billiger werden. "Welcher Wahnsinnige wird dann sofort kaufen" lautet wohl jetzt die obligate Frage, aber möglicherweise haben die anderen Kreuzfahrtorganisatoren alle bereits einen leichten Sonnenstich, denn sie wollen diese Karte sofort. Was bleibt einem da über, als von Anfang an darüber nachzudenken, ob man nicht besser früher kauft als später leer ausgeht? Doch man hat auch nur beschränkt Geld zur Verfügung und Kredite gibt es nur auf bereits fertiggestellte Teilstrecken. Sicher - weniger exklusive Kreuzfahrtkategorien, solche wo man gleichzeitig nur in einer Sauna schwitzen kann oder das Pool lediglich einmal pro Jahr gechlort wird, sind in der Anschaffung billiger, doch bei der Abrechnung gibt es auch weniger Geld. Auf der anderen Seite ist auch bei Luxuslinern noch lange nicht gesagt, dass man am Ende auch profitabel unterwegs ist: Denn zuletzt bekommen nur die punktereichsten Seestrecken jeder Kategorie auch einen Gewinn zugeschlagen. So ist es vielleicht besser, auf einem Piratenschiff erster als auf der Queen Elisabeth II letzter zu sein.

"Atlantic Star" ist die dritte Fassung der eigentlichen Spielidee: Zuerst unter dem Titel "Premiere" erschienen, mauserte es sich im Jahre 1997 zum "Showmanager", wo es galt, Musicals erfolgreich aufzuführen. Bei beiden Spielen schien das Thema - nachträglich betrachtet - vielleicht irgendwie zu sehr "aufgesetzt", beide Spiele konnten sich in der Spielszene auch nicht wirklich behaupten. Doch beim Kreuzfahrtthema scheint erstmals eine gewisse Übereinstimmung zu bestehen, die durchaus schlüssig wirkt. Man darf daher gespannt sein, ob dieses Spiel bei allen verspielten Land- und Wasserratten auch dementsprechend angenommen wird.

Birgit und Peter Költringer

Titel

Atlantic Star

Hersteller

Queen Games

Erfinder

Dirk Henn

Design

Hartwig/Horst/Tisch

Spieldauer

ca. 60 - 90 Minuten

Spieler

2 - 6, ab 10 Jahren

Kategorie

Kreuzfahrtspiel

Preis

ca. 19,-- öS

Bewertung:

Idee

4

Regelgestaltung

4

Ausführung

6

Verarbeitung

6


Copyright Peter und Birgit Költringer 2003

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiters die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.