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Babel


Im 6.vorchristlichen Jahrhundert hat Nebukadnezar II in Mesopotamien den Turm zu Babel begonnen, um mit den Göttern kämpfen zu können. Wie allgemein bekannt, wurde aus diesem hochgesteckten Ziel nichts. Das Bauwerk konnte aufgrund einer Sprachenverwirrung unter den Arbeitern nicht fertiggestellt werden und führte schließlich zum totalen Chaos.

Auch wenn der Turm von Babel bereits in vorchristlicher Zeit erbaut wurde, so hat er bis heute nichts von seiner Attraktivität eingebüßt: Nicht nur so manche öffentliche Bauplanung scheint sich an seiner Logistik zu orientieren - Chaoten sind anscheinend noch immer gefragt - , auch viele Spieler haben nun die Chance, ihr eigenes Babel zu genießen: Unter dem gleichnamigen Titel ist eine Mischung aus Karten- und Brettspiel entstanden, bei dem sich zwei Kontrahenten eine vergnügliche Schlacht um Tempelbauten liefern. Und gleich vorweg, dieses Spiel muss man einfach gespielt haben!

Doch nach diesem emotionalen Ausbruch nun zurück auf den Boden des Spielbrettes: Hier finden sich für jeden der beiden Baumeister fünf Bauplätze, auf denen Tempel bis zu einer Maximalhöhe von 6 Punkte errichten werden können. Dazu gibt es Tempelkarten mit den Werten 1 bis 6. Üblicherweise darf nur in kleinen Schritten gebaut werden: So kann auf die Einsertempelkarte nur ein Zweiertempelkarte gelegt werden, auf die Zweier- nur eine Dreierkarte und so weiter. Die Bauplätze sind fünf Völkern der damaligen Zeit, den Hethitern, Persern, Sumerern, Medern und Assyrern zugeordnet. Jedes dieser Völker hat auch noch spezielle Völkerkarten. Damit bringen sie auch ganz spezifische Fähigkeiten in das Spiel ein: So können zum Beispiel die Hethiter Teile eines Tempels rauben, die Assyrer ganze Bauten zum Einsturz bringen und die Sumerer gegnerische Völkerkarten "klauen".

Wer einen Tempel errichten will, muss bei dem entsprechenden Bauplatz zuerst einmal ausreichend viele Völkerkarten liegen haben:. So braucht man für einen "Einsertempel" eine und für einen Sechsertempel sechs Karten. Die Nationalität der Völker spielt dabei keine Rolle, "Gastarbeiter" sind herzlich willkommen. Einmal pro Runde kann man auch noch eine Völkerwanderung veranstalten und so gleichzeitig drei Karten von einem Bauplatz zum andern verlegen. Das kann sehr wichtig sein, um für einen Bau rechtzeitig die erforderliche Anzahl an Völkerkarten bereitstellen zu können, denn möglicherweise kann man gerade nur in dieser Runde bauen. Die passenden Tempelkarten sind rar und werden von einem verdeckten Stapel aufgeschlagen. Wer hintereinander drei gleiche Völkerkarten an einen Bauplatz anlegen kann, der darf die spezifische Eigenschaft des jeweiligen Volkes nützen: Mit Vergnügen sieht man dabei den gegenüberliegenden Sechsertempel mit Hilfe von drei Assyrern einstürzen! Doch die Rache folgt bestimmt: Der Gegner hat schon drei Sumererkarten bereit und diese sorgen dafür, dass nun gegnerische Karten ins eigene Lager wechseln. Vorbei ist vorerst sein Traum, aus dem Dreiertempel einen Sechsertempel zu machen.

Das Spiel endet schließlich, wenn jemand mit seinen Tempelkarten den Wert 15 erreicht hat und der Gegner nicht mehr als 9 Punkte entgegenhalten kann. Sollte der Abstand zwischen den beiden altbabylonischen Baumeistern geringer sein, geht die Runde bis zum Wert 20.

Das, was man von "Babel" hier beschreiben kann, klingt vielleicht etwas chaotisch. Auch lässt sich die Dynamik des Spieles nur bruchstückhaft beschreiben. Es ist einfach viel zu komplex, um auf Anhieb erfasst zu werden und wer die Spielanleitung zur Hand nimmt, wird das sicherlich bereits nach der ersten Seite selbst bemerkt haben. Doch nach einer Proberunde, wo es sehr wichtig ist, mit dem Kontrahenten die Möglichkeiten durchzubesprechen, hat man das Spiel eigentlich schon begriffen und einem weiteren Spielespaß steht nichts mehr im Wege.

Birgit und Peter Költringer

Titel

Babel

Hersteller

Kosmos

Erfinder

U.Rosenberg, H.Dorgathen

Design

Claus Schobig

Spieldauer

35 -45 Minuten

Spieler

2, ab 12 Jahren

Kategorie

Legespiel

Preis

ca. 230,-- öS

Bewertung:

Idee

6

Regelgestaltung

4

Ausführung

6

Verarbeitung

6


Copyright Peter und Birgit Költringer 2002

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiter die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.