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BAKSCHISCH - Bestechung erwünscht!


Es gibt Situationen, die einem nicht unbekannt sind, die man aber einfach nicht einordnen kann. Es gibt Situationen, die einem bekannt vorkommen und die man auch auf Anhieb wiedererkennt und es gibt Situationen, bei denen man sich irgendwie "gelegt" vorkommt, obwohl alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Wer diese Sequenz von Überlegungen für einen ersten philosophischen Ausbruch der Autoren dieses Artikels hält, irrt sich gewaltig: Denn hier wird von einer Konstellation gesprochen, die in einem neuen Spiel unter dem Titel "Bakschisch" durchaus aktuell ist und zumindest zum Teil gar nicht so realitätsfern erscheint. Daß Bestechungsgelder gezahlt werden, ist nicht unbekannt, wo das der Fall ist, weiß man aber nicht genau, daß man unter Geldmangel leidet und daher haushalten muß, ist wohl fast jedem im Staate Österreich bekannt und daß man sich irgendwie "gelegt" vorkommt, nun - das sollten wir glaube ich offen lassen - denn mit rechten Dingen geht zu, was dem jeweiligen Gesetz nicht wirklich widerspricht und so ist es auch in diesem Spiel.

In "Bakschisch" ist der Kalif von Akabahah alt geworden und das ohne einen Erben zu hinterlassen. Er sucht sich daher unter den Mitspielern einen Thronfolger. Und wie das Leben so spielt, muß man sich diese Position hart erarbeiten, ergattern oder aber auch ergaunern. Doch es geht alles mit rechten Dingen zu, denn die Spielregel erlaubt alle drei Varianten: Auf einem Spielbrett muß man vom Start bis in den Palast ziehen. Dazwischen liegen zahlreiche Stationen, an denen die Bewohner des Palastes die Hände aufhalten und "Bakschisch" wollen. Dargestellt werden diese durch Karten, die man ersteigern kann. Aber jede Karte kann nur von einem Mitspieler erworben werden: Der am meisten zahlt, bekommt sie und wie bei allen Bestechungsaffären üblich, gehen alle mit zu geringen Angeboten leer aus und sind ihr gesetztes Geld auch gleich los. Da die Geldmittel begrenzt sind, muß man sehr genau planen, wen man wie hoch besticht. Wie auch in vielen anderen Spielen, wird verdeckt geboten, das heißt, man sieht erst dann den Sieger einer Bestechungsrunde, wenn alle ihre Piaster gleichzeitig aufgelegt haben. Insgesamt werden fünf Runden auf diese Weise gespielt, wobei Karten entscheiden, welche Felder angelaufen werden. Zwangsläufig wird dabei das Geld bald knapp und die 5. Runde tut noch das Ihre dazu: Hier wird rückwärts gespielt, was vor allem die bereits leicht verarmten Exemplare unter den Kalifanwärtern besonders hart trifft. Um dem Ganzen noch eine weitere realistische Würze zu geben, besitzt jeder Spieler auch noch einen gedungenen Dieb, der sich auf Befehl an die Arbeit macht. Da jeder der Bewohner mehrfach als Karte vorhanden ist, muß man sich neben der Bestechungsüberlegung auch noch mit Spekulationsgedanken anfreunden: Denn vielleicht ist die gleiche Karte das nächste Mal erheblich billiger und man würde sie nun nur überzahlen. Steht ein Möchtegern-Kalif nach der Partie auf dem Thronfeld, ist er Sieger, stehen hingegen mehrere dort, gewinnt derjenige, welcher als Erster dort gelandet war.

"Bakschisch" ist eine gelungene Mischung eines Spekulations- mit einem Bluffspiel, das rasch und kurzweilig abläuft. Interessant erscheint dabei vor allem auch der Spieleautor, welcher sich "Kara Ben Hering" nennt. Hinter diesem Pseudonym verbirgt sich eine Fünferband, zu der lauter renommierte Autoren aus der Spieleszene gehören: Klaus Teuber, Peter Neugebauer, Reiner Müller, Wolfgang Lüdtke und Fritz Gruber, der auch für Presse und Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Wir hoffen, daß "Bakschisch" das erste von vielen erfolgreichen Spielen dieser Gruppe sein möge.

BAKSCHISCH:

Titel

Bakschisch

Hersteller

Goldsieber Spiele

Erfinder

Kara Ben Hering

Design

Karin Späth/ Marion Pott

Spieldauer

20 - 40 Minuten

Spieler

2 - 4, ab 9 Jahre

Kategorie

Bluffspiel

Preis

ca. 350,-- ÖS

Bewertung:

Idee

6

Regelgestaltung

5

Ausführung

6

Verarbeitung

6


Copyright Peter und Birgit Költringer 2002

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiter die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.