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LEHRSTÜCK FÜR DIE STADTPLANUNG?


Wie hinter vorgehaltener Hand immer wieder kolportiert, beruht Stadtplanung üblicherweise auf drei grundlegenden Elementen: Erstens auf dem Geld, das niemand hat, zweitens auf der Profilierungslust einiger honoriger Personen und drittens auf der Bürokratie.

Jedes dieser Elemente stellt bereits ein eigenes Spiel dar: Denn wenn man kein Geld hat, muss man es sich holen. Wer sich profilieren möchte, braucht zumindest ein Gebäude, dass ihm adäquat ist. Und die Bürokratie - dazu braucht es kaum Worte - sie ist wohl als Form des Spieles allgemein bekannt.

Da aber dieses reale Spiel heute oft nicht mehr wirklich gut gespielt werden kann, wurde nach Abhilfe gesucht: "Big City" ist dafür eine Alternative, denn hier geht es um Spielgeld auf einer Ministadt, in der niemand wohnt. Daher kann sich nachträglich auch niemand aufregen, man habe fremdes Geld verschleudert oder unsinnig gebaut. Doch sonst errinnert vieles an die Wirklichkeit: Es geht um den Bau einer idealen Stadt! Vereinfacht ausgedrückt, macht jeder, was er will; legt Straßenbahnschienen, wohin er will und dabei verdient man auch noch gut.

Doch nun alles der Reihe nach: Acht Stadtteile mit acht beziehungsweise neun Bauplätzen sind die Grundlage der Stadt. Die Parzellen werden frei aneinander gelegt, sodass sich der Grundriss in jedem Spiel ändern kann. Die Spieler bekommen zu Beginn Grundstückkarten. Auf diesen kann man dann mit "Baukarten" Gebäude errichten: Da gibt es ein-, zwei- oder dreistöckige Wohn- oder Geschäftshäuser. Und wie es sich für eine Stadt gehört, wird am Anfang auch dringend ein Rathaus benötigt - wo soll schließlich die Baupolizei ihres Amtes walten? Sobald sich jemand erbarmt, dieses zu bauen, können die restlichen Stadtteile angelegt werden und nun können auch andere Sonderbauten folgen: Bank, Post, Kirche, Kino und Kaufhaus sind zu errichten und es ist genau festgelegt, wo man diese bauen darf: So kann zum Beispiel ein Kino nur dort entstehten, wo es auch Wohnhäuser gibt. Wer sollte es denn sonst benützen? Und um in der neuen Stadt mobil zu sein, ist auch eine Straßenbahn zu verlegen. Das ist für die Anrainer recht lukrativ, denn für Bauten an der Straßenbahn gibt es bei der Abrechnung schließlich die doppelte Punktezahl. Klarerweise gewinnt auch hier am Ende der reichste Stadtplaner.

Irgendwie wirkt "Big City" nicht neu, denn Städtebauen und pro Gebäude abkassieren ist ein alter Sport unter den Spielfreaks: Die Verwandschaft reicht vom Dauerbrenner "Monopoly" bis zum Ravensburger Stadtbauspiel "Metropolis", das wohl als direkter Vorläufer bezeichnet werden kann, jedoch bereits vor über einem Jahrzehnt wieder vom Markt verschwand. Doch all das spielt eigentlich auch keine Rolle, denn "Big City" ist ein lustiges Stadtbauplanungsspiel, welches auch durch die recht aufwendige Ausführung hervorsticht. Da es eine geschickte Mischung aus Taktik und Glück ist, geht auch der Spielreiz nach mehreren Runden nicht verloren.

Birgit und Peter Költringer

Titel

Big City

Hersteller

Goldsieber

Erfinder

Franz-Benno Delonge

Design

Franz Vohwinkel

Spieldauer

60 - 90 min

Spieler

2 - 5, ab 10Jahren

Kategorie

Wirtschaftsspiel

Preis

ca. 450,-- ÖS

Bewertung:

Idee

4

Regelgestaltung

6

Ausführung

5

Verarbeitung

6


Copyright Peter und Birgit Költringer 2002

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiter die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.