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BLUFF - Würfelspiel für coole Köpfe


Das hier vorgestellte Spiel ist in seinen Wurzeln beinahe 5000 Jahre alt. Die Sumerer, welche vor den Babyloniern in Mesopotamien zwischen den beiden Flüssen Euphrat und Tigris einflußreiche Städte gegründet hatten, waren bereits leidenschaftliche Würfelspieler. Der älteste heute noch erhaltene Würfel stammt aus der Zeit um 2750 vor Christus aus diesem Zwischenstromland. Von Ramses III., einem der großen ägyptischen Pharaonen wird in einem Papyrus berichtet, daß er bei einem Würfelspiel mit der Göttin Isis einen durch und durch goldenen Mantel gewonnen hatte. Auch das liegt inzwischen schon über 4000 Jahre zurück und noch heute fragen sich viele, ob es sich dabei um einen Wintermantel, einen Sommermantel oder gar um einen Bademantel gehandelt hat. Auch bei der Eroberung von Troja war neben dem hölzernen Pferd und der schönen Helena auch das Würfelspiel von großer Bedeutung: Der Grieche Palmedes soll den Kriegern in den ausgedehnten Kampfpausen das Würfelspiel beigebracht haben, damit sie nicht zu sehr langweilten. Und kein Geringerer als der Held Achilles selbst würfelt auf einer Tonvase bis heute mit Ajax um die Wette, der dem gleichnamigen Putzmittel seinen Namen verkaufte. Auch bei Cäsar fielen am Rubikon die Würfel und bis in die heutige Zeit wird im Gasthaus, bei Mensch ärgere dich nicht oder aber im Urlaubszelt und auch bei vielen anderen Gelegenheiten eifrig um die Wette gewürfelt. Daß diese lange Geschichte zwangsläufig auch zu immer wieder neuen Auflagen von mehr oder weniger spannenden Würfelspielen geführt hat, ist wohl kein Wunder.

Das hier vorgestellte Spiel stammt ebenfalls aus dieser Ecke der künstlichen Reproduktion von Würfelspielen, denen man die eine oder andere zusätzliche Komponente eingeflößt hat. Im angloamerikanischen Raum hat es unter dem Titel "Liar's Dice" bereits eine beachtliche Karriere hinter sich, bei uns dürfte es unter dem Titel "Bluff" noch eine ganz passable vor sich haben.

Zu Beginn der Spielrunde erhält jeder Teilnehmer 5 Würfel, auf denen 1 bis 5 Punkte sowie ein Stern, der als Joker gilt, dargestellt sind. Zusätzlich erhält man auch einen Kunststoffbecher. Dann wird zugleich verdeckt gewürfelt und anschließend gewettet: Der erste Spieler vermutet, daß unter allen Kunststoffbechern gemeinsam 5 Einser sind, der zweite vermutet 5 Zweier, der Dritte gar 6 Vierer und ein besonders Vorwitziger behauptet, es seien 10 Sterne im Umlauf. Wer das nicht glaubt, der zweifelt: Dann müssen alle Würfelbecher sofort entfernt werden, und es wird ermittelt, wer Recht hatte. Der Verlierer muß Würfel abgeben. Das Spiel ist zu Ende, wenn nur mehr ein Spieler Würfel besitzt. Der ist dann auch zwangsläufig der Sieger.

Keine Frage, das Spielprinzip ist denkbar einfach und sicherlich nicht allzu originell. Doch man sollte hier nicht unbedingt voreilig urteilen, denn wenn "Bluff" in einer lustigen Runde gespielt wird, kann es ein durchaus amüsantes Spiel sein. Denn mit allen möglichen Tricks versuchen die Coolsten unter den Mitspielern ihre Kollegen in die Irre zu führen: Da wird mit einer felsenfesten Überzeugung etwas behauptet, was sonst nur Politiker vermögen oder aber man verunsichert ganz bewußt seinen Nachbarn, damit er zu zweifeln beginnt. Das ist auch ein sicherer Beweis dafür, daß dieses Spiel fast ausschließlich von der Kommunikation lebt und nicht von der eher banalen Spielmechanik. Gleichzeitig wären wir damit wieder auf dem Punkt, wo die Sumerer vor 5000 Jahren begonnen haben: Das Würfeln als interaktives Element in einer vielleicht auch schon damals zum Teil etwas kommunikationslosen Gesellschaft.

BLUFF:

Titel

Bluff

Hersteller

FX Schmid

Erfinder

Richard Borg

Design

FX Schmid

Spieldauer

20 - 30 Minuten

Spieler

2 - 6, ab 10 Jahre

Kategorie

Wett-Würfelspiel

Preis

ca. 420,-- ÖS

Bewertung:

Idee

3

Regelgestaltung

5

Ausführung

6

Verarbeitung

5


Copyright Peter und Birgit Költringer 2002

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiter die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.