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ASSOZIATIONEN UND DER LAUF GEGEN DIE ZEIT


Titel: Brainstorm
Hersteller und Vertrieb: Kundegraber
Erfinder und Design: Teletool Gesellschaft
Spieldauer: 40 - 120 Minuten
Spieler: 2 - 20, ab: 10
Kategorie: Wissensspiel
Preis: 998,-- ÖS
Bewertung: **** (sehr gut)

In jeder modernen Gesellschaft wird zumindest offiziell das Mitdenken jedes Einzelnen gefordert. Und nicht nur die Gesellschaft wünscht sich das - auch wenn es hiefür oft auch Einschränkungen gibt - sondern jeder gut funktionierende Betrieb benötigt Leute, die bereit sind mitzudenken. Das Mitdenken in einem Prozeß und das freie Assoziieren von Begriffen ist zu einem wichtigen Bestandteil unseres Lebens und Wirkens geworden. Doch auch in der Psychologie ist dieses bewußte und unbewußte Mitdenken, denn nichts anderes sind ja die freien Assoziationen, unerläßlich, um Zwänge, Sorgen und Wünsche besser beurteilen, erfassen und artikulieren zu können. Bei einem so allgemein anwendbaren Thema ist es daher auch nicht verwunderlich, daß die Spielewelt sich damit ebenfalls befaßt hat: Das Österreichische Spiel "Brainstorm" basiert auf diesen soeben genannten Grundsätzen: Sowohl die freie Assoziation als auch das Wissen kommen hier nicht zu kurz.

In Brainstorm versuchen zwei Mannschaften, drei Arten von Assoziationen herzustellen: Auf roten Karten werden völlig freie Assoziationen gesucht. So kommt bei "Venedig" sowohl "Doge" als auch "Seufzerbrücke" aber auch "Hochzeitreise" oder "Tauben" vor. Und "Rom" wird mit Begriffen wie "Gladiatoren", "Vatikan" und "Papst" assoziiert. Auf den gelben Feldern muß ein Begriff in einem zusammengesetzten Hauptwort vorkommen: So fallen bei "Schwarz" Begriffe wie "Schwarzwurzel", "Schwarzbeere" und so weiter. Auf "Schwarzenegger" ist jedenfalls in unserer Spielrunde niemand gekommen. Für die dritte Gattung von Assoziationen gibt es blaue Karten, auf denen reine "Wissensassoziationen" gesucht sind, zum Beispiel sind die Verdiopern aufzuzählen oder man hat möglichst viele Hauptstädte mit dem Anfangsbuchstaben "B" zu nennen. Um das Ganze noch zu erschweren, steht aber auf jeder Karte nicht nur der Begriff, zu dem assoziiert werden soll, sondern auch 12 Antworten und nur wenn diese Begriffsassoziationen fallen, gibt es Punkte. Während der Zeit, in der eine Gruppe antwortet, stoppt die andere die Zeit mit, denn vor Beginn des Spieles wird vereinbart, wieviele Minuten insgesamt zur Verfügung stehen. Daher empfiehlt es sich auch, eine Assoziationskette dann abzubrechen, wenn Begriffe nur mehr "tröperlweise" kommen, denn das kostet viel Zeit und bringt meist recht wenig. Welche Kartenfarbe an der Reihe ist, wird durch farbige Felder festgelegt, über die man einen Spielstein mittels Würfeln weiterbewegt. Für sechs Assoziationen gibt es einen Chip in der entsprechenden Farbe, der auf ein stilisiertes Gehirn am Spielbrett gelegt wird. Bei weniger richtigen Antworten kann man zusammensparen, denn auch so kann man sich mit der Zeit in Etappen seine Chips erwerben. Das Spiel endet, wenn für jede Gruppe die Spielzeit abgelaufen ist. Klarerweise haben dann diejenigen gewonnen, welche mehr Chips in ihrem "Hirn" besitzen.

Brainstorm ist ein rundum gelungenes Spiel, sowohl die eher extravagant wirkende Ausführung als auch die Fragekarten überzeugen. Eine wirkliche Gefahr der Wiederholung besteht nicht, denn auch bei den "Wissensassoziationen" weiß man meist nach wenigen Tagen nicht mehr, was auf den Karten gestanden ist, denn die Auswahl ist reichlich. Für echte Glücksspieler ist dieses rein österreichische Spiel jedoch ungeeignet, denn es ist wie geschaffen für schnelle Denker und alle jene, die für ein anspruchsvolles Spiel noch nicht zu müde sind. Denn wenn die Konzentration nachläßt, wird es bedenklich: Man kann dann nur mehr der Stoppuhr zusehen und merkt, wie die Sekunden einem zwischen den nicht vorhandenen Assoziationen zerrinnen. Spätestens dann sollte die Fortsetzung des Spieles vertagt werden, denn es ist für alle Beteiligten viel interessanter, sprudelnde Einfälle als tröpfelnde Zufälle oder konstante Ausfälle zu erleben.

von Dr.Peter und Birgit Költringer

Verpackung:

6

Material:

5

Design:

5

Spielregel:

5

Originalität :

6

Spielreiz:

6


Copyright Peter und Birgit Költringer 2002

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiter die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.