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Caprice


Holzspiele sind immer wieder aufs Neue ein Vergnügen. Schon das Angreifen ist genussvoll: Denn nehmen sie einmal einen Holzstein in die eine Hand und fühlen sie ihn: Das Gewicht, die Maserung, die Kanten - nur um einiges davon herauszugreifen - ist ein Vergnügen. Und nun versuchen sie das Gleiche mit einem Plastikteil: Glatt, warm, ohne Struktur, beinahe abstoßend... man fühlt direkt die Primitivität des Materials!

Keine Frage, diese Darstellung ist mehr als subjektiv und wahrscheinlich werden nun die Chemiker, die Firmen und auch der eine oder andere unter den Lesern aufschreien: Denn heute kann man doch gar nicht mehr von "Plastik" zu reden, sondern da gibt hundert oder mehr verschiedene chemische Verbindungen, welche die unterschiedlichsten Materialien imitieren können - keine Rede von Primitivität oder gar Billigartikeln!

Chemisch ist das vielleicht korrekt, doch das heutige Spiel unter dem Namen "Caprice" soll ein Anschauungsbeispiel für diesen Holzgenuss sein. Sicher sind diese "Materialgedanken" subjektiv. Das Gefühl aber, welches sich bei einer Runde einstellt, wird von den meisten Teilnehmern in ähnlicher Weise beschrieben.

Auf einem runden Spielbrett wird der Bau von sechs Türmen in Angriff genommen: Jeder davon besteht aus Holzbausteinen. Diese können wiederum völlig unterschiedlich sein: Rund oder gezahnt und hell oder dunkel; gemeinsam ist ihnen nur der Außendurchmesser. Sie lassen sich problemlos übereinander stapeln. Wer an der Reihe ist, setzt einen neuen Spielstein, danach kann er einen schon gesetzten anderen beliebig versetzen. Und damit niemand auf die Idee kommt, gleich darauf dasselbe Exemplar wiederum woanders zu plazieren, wird noch ein roter Markierungsstein darauf gesetzt. Einziges Kriterium bei all diesen Aktionen ist, dass man niemals höher als 4 Steine bauen darf. Das Spiel endet, wenn fünf der sechs möglichen Türme diese Maximalhöhe erreicht haben. Dann erfolgt die Abrechnung.

Mit Recht wird man sich jetzt fragen, was man da abrechnen kann, doch zu Beginn des Spieles haben die Mitspieler aus einem Stoffsack vier kleine Symbolsteine - selbstverständlich wiederum aus Holz - gezogen. Auf diesen ist jeweils ein Symbol der unterschiedlichen Bausteine abgebildet. Diese Symbolsteine sind nun entscheidend: Man legt sie in einer frei gewählten Reihenfolge vor sich auf und nun werden alle erbauten Türme damit verglichen: Für jeden übereinstimmenden Stein gibt es einen Punkt, wobei ein komplett richtiger Turm einen Zusatzpunkt bringt.

"Caprice" ist ein einfaches Spiel, darüber gibt es wohl keine Diskussion. Doch das Schöne daran ist neben der äußerst einfachen aber durch und durch sinnvollen Spielregel eben das Betasten der einzelnen Steine: Egal ob Symbol- oder Bausteine oder aber auch das Holzspielbrett - alles ist eben Holz und man fühlt es! Wer nun ob so viel Subjektivität missbilligend den Kopf schüttelt, dem sei eine Runde "Caprice" besonders angeraten: Es gibt beinahe eine Garantie dafür, dass aus dem Zweifler ein überzeugter "Capricianer" wird: Holz oder nicht Holz, das ist keine Frage!

Birgit und Peter Költringer

Titel

Caprice

Hersteller

Goldsieber

Erfinder

R.Rötgers/O.Bolten

Design

Goldsieber

Spieldauer

15 - 30 Minuten

Spieler

2 - 4, ab 10 Jahren

Kategorie

Holzbausteinspiel

Preis

ca. 300,-- öS

Bewertung:

Idee

5

Regelgestaltung

6

Ausführung

6

Verarbeitung

6


Copyright Peter und Birgit Költringer 2002

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiter die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.