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Carolus Magnus


Karl der Große ist wohl einer jener Herrscher, der in der Geschichte Europas eine zentrale Rolle einnimmt: Im Jahre 800 in Aachen gekrönt, gelang es ihm, ein riesiges Reich aufzubauen. Doch nicht nur seine Erfolge als Kaiser, sondern vor allem auch die Person als solche fasziniert bis heute: "Er war von breitem und kräftigem Körperbau und von hervorragender Größe. Seine Länge betrug sieben seiner Füße. Seine Augen waren groß und lebendig, die Nase ging etwas über das Mittelmaß. Er hatte schöne weiße Haare und ein freundliches, heiteres Gesicht. So war seine Gestalt, mochte er sitzen oder stehen, höchst würdig und stattlich, obwohl sein Nacken dick und kurz, sein Bauch etwas herabhängend scheinen mochte.

Kein Wunder dass diese Gestalt die Basis eines neuen Spieles ist: "Carolus Magnus" versucht sich der Thematik als Ganzes anzunehmen: Die Fürsten des Reiches sollen dabei durch den Bau von Burgen und durch den Aufbau von Armeen ihre eigenen Provinzen und damit auch die Macht des Kaisers sichern. Zu Beginn des Spieles werden 15 Provinzen des Reiches in einem Kreis aufgelegt. Carolus Magnus steht in einer davon. Bis zu 5 konkurrierende Fürstengeschlechter können sich an dem Spiel beteiligen. In der Mitte des Spieltisches werden verschiedenfärbige Holzklötzchen ausgelegt, sie stellen Ritter von Armeen dar. Jedes Fürstengeschlecht bekommt zum Start einige davon. Mittels Farbwürfel kann man sich im Laufe des Spieles auch Nachschub besorgen, doch das Würfelglück bestimmt eben die Farbe.

Wer an der Reihe ist, hat den Kaiser nach einem speziellen Spielmechanismus von einer Provinz zur anderen zu bewegen und Ritter einzusetzen. Es gilt dabei, farbliche Rittermehrheiten zu erzielen, damit man - wenn der Kaiser in die entsprechende Provinz kommt - dort eine Burg bauen kann. Doch diese Burgen sind kein sicherer Zufluchtsort: Sollte ein anderer Mitspieler die Mehrheit über die entsprechende Ritterfarbe übernehmen, indem er mehr Ritter in der jeweiligen Farbe hat, kann er seine eigene Burg in der Region bauen und die andere beseitigen. Wenn es gelingt, benachbarte Regionen von der selben Fürstenfamilie regieren zu lassen, dürfen diese Regionen zusammengeschlossen werden: Sie werden dadurch zwar stärker, wenn es jedoch einem Gegner schafft, eine solche vereinigte Region zu übernehmen, fallen ihm auch mehrere Burgen auf einmal in die Hand. Das kann durchaus spielentscheidend sein, da derjenige zum Sieger gekürt wird, der zuerst 10 Burgen im mittelalterlichen Europa sein eigen nennt.

"Carolus Magnus" ist ein Strategiespiel, doch durch die Möglichkeit, dass man Ritter nur durch würfeln erhält und sich dabei die Farbe zwangsläufig nicht aussuchen kann, kommt ein Glückselement hinzu, das von großer Bedeutung ist.

Doch nun noch einige Anmerkungen zur Ausführung: Eigentlich bleiben keine Wünsche offen: das Material und das Design überzeugt ebenso wie die Spielanleitung, die geschickt an den Spielmechanismus heranführt: Hier wird eine Proberunde beschrieben, die man zuerst nachspielen sollte. Danach erscheint alles ganz einfach.

"Carolus Magnus" wurde vom jungen Verlag "Winning Moves" herausgebracht! Dieser kleine Verlag hat damit ein kräftiges Lebenszeichen gesetzt. Bei vielen Spielern, die in letzter Zeit von den großen Verlagen nicht gerade mit Qualität verwöhnt wurden, hat sich damit ein Hoffnungsschimmer für die Zukunft gezeigt.

Birgit und Peter Költringer

Titel

Carolus Magnus

Hersteller

Winning Moves

Erfinder

Leo Colovini

Design

Tapiro

Spieldauer

30 - 45 Minuten

Spieler

2 - 4, ab 10 Jahre

Kategorie

Strategiespiel mit Glückskomponente

Preis

ca. 350,-- öS

Bewertung:

Idee

6

Regelgestaltung

6

Ausführung

6

Verarbeitung

6


Copyright Peter und Birgit Költringer 2002

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiter die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.