LUDING

Das Prestel Architekturspiel


Wenn sich ein Buchverlag an die Entwicklung eines Spieles wagt, dann gibt es dafür auf Anhieb drei mögliche Antworten: Entweder hat sich da einer verirrt oder aber, da versucht jemand, zusätzlichen Umsatz zu machen oder jemand glaubt, dass das Konzept für den Buchmarkt auch für so manche spielerisch veranlagten Zeitgenossen geeignet ist.

Letzteres ist wohl im vorliegenden Fall passiert und es ist bei diesem Verlag nicht zum ersten Mal passiert: Denn vor ca. 2 Jahren hat der Prestel Kunstverlag ein "Prestel Kunstspiel" herausgebracht, das in einer Erwachsenen und Kinderfassung auf den Markt gekommen ist. Schon dieses Spiel passte optimal zum Buchprogramm des auf hochwertige Kunstbücher spezialisierten Verlages. Inzwischen ist ein weiteres "Spielkind" erschienen, das "Prestel Architekturspiel" und auf Anhieb sticht wiederum die Schachtel ins Auge, welche in guter Qualität fernab der üblichen Normgrößen liegt.

Ziel ist es, die "24 bedeutendsten Bauaufträge der Architekturgeschichte" durch die Spieler ausführen zu lassen. Vier Karten mit Zeichnungen von Bauwerken liegen dafür auf dem Tisch auf. Diese Zeichnungen gibt es auch noch ein zweites Mal, doch diesmal sind sie in zwei bis drei Ausschnitten auf "Bauteilkärtchen" zu finden. Diese sind verdeckt auf fünf Stapel verteilt. Auf ein gemeinsames Kommando hin darf nun jeder Teilnehmer einen Stapel möglichst schnell durchsehen, wobei es günstig ist, sich die Kärtchen auch für die nachfolgenden Runden zu merken. Denn dann liegen in der Tischmitte vier neue Zeichnungen von Architekturdenkmälern aufgelegt. Wer ein passendes Kärtchen hat, legt es auf die entsprechende Stelle der Zeichnung. Dafür erhält man einen Punkt, wer das letzte erforderliche Kärtchen besitzt, kassiert hingegen zwei davon.

So einfach der Spielemechanismus auch wirkt, so gut durchdacht ist er auch: Das visuelle Gedächtnis der Teilnehmer ist gefordert und das ist gar nicht einfach, denn es geht nicht nur darum, ein Bauwerk als Ganzes wiederzuerkennen, sondern einen Teil davon zu finden und dann auch dem richtigen Gebäude zuzuordnen. Die Ausstattung des Spieles ist ebenso überzeugend wie die Idee. Irgendwie verwundert das auch nicht, denn der Autor Thomas Fackler hat im Laufe seines Autorenlebens bereits eine ganze Reihe von exorbitant ausgestatteten Spielen in Kleinserien geschaffen. Natürlich hat er auch hier seine Handschrift ganz deutlich hinterlassen.: Solide Pappkartons, wunderbare Zeichnungen des Petersdoms, des Chryslergebäudes oder aber auch von Notre-Dame und anderen Bauwerken sowie ein ausführliches Begleitheft mit Beschreibungen der vorhandenen Bauten runden das Bild in opulenter Weise ab. Wer auch nur einen Funken Verständnis für die Architektur hat und noch dazu ein wenig spielerisch veranlagt ist, der sollte dieses Spiel unbedingt versuchen. Wie auch die Bücher des Verlages findet man dieses Spiel im Buchhandel und nicht in den üblichen Spielwarengeschäften.

Birgit und Peter Költringer

Titel

Das Prestel Architekturspiel

Hersteller

Prestel

Erfinder

Thomas Fackler

Design

Thomas Fackler/Gottfried Müller

Spieldauer

ca. 30 - 45 Minuten

Spieler

2 - 5, ab 8 Jahren

Kategorie

Visuelles Merkspiel

Preis

ca. 34,00 öS

Bewertung:

Idee

5

Regelgestaltung

6

Ausführung

6

Verarbeitung

6


Copyright Peter und Birgit Költringer 2003

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiters die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.