LUDING

Der kleine Prinz


Der Wunsch, aus einem gelungenen Buch oder Film auch ein erfolgreiches Spiel zu machen, ist nicht neu. Nicht selten führen solche Versuche aber nicht zum Erfolg: Denn es ist einfach sehr schwer, auf einer Erfolgswelle nicht nur mitzuschwimmen sondern selbst zu einem Teil davon zu werden. Auch beim heutigen Spiel war daher am Anfang die Skepsis groß: "Der kleine Prinz", das weltbekannte Buch von Antoine de St.Exupéry sollte zu einem Spiel werden! Über 50 millionenmal wurde es verkauft und in mehr als hundert Sprachen übersetzt.

Die Anzahl der Skeptiker war anfangs sehr groß, doch als der Autor Kai Haferkamp, ein Rechtsanwalt aus Osnabrück das Spiel kreierte, war die Überraschung perfekt: Es ging hier nicht um eine Übersetzung den Inhalts, sondern hier wurde versucht, die Stimmung und Denkart des kleinen Prinzen für die Spielrunde umzusetzen. Dazu gehört ein bisschen etwas von der eigenen Person hergeben, die anderen akzeptieren und schließlich gemeinsam ein Ziel verfolgen. All das wurde mit Spielelementen erreicht, die absolut nicht neu sind: Man muss Dinge zeichnen, es sind vorgegebene Strichzeichnungen zu erklären, man soll Textpassagen aus dem Buch vervollständigen oder aber man hat sich an etwas erinnern. Lediglich bei der Vervollständigung von Textpassagen aus dem Buch ist es hilfreich, das Buch zu kennen, auch wenn man im Laufe der Zeit auch ohne Buch die Denkart des kleinen Prinzen recht gut nachvollziehen kann und damit immer sicherer den richtigen Tipp abgibt. Bei allen anderen Bereichen geht es meist um die "kleinen Dinge im Leben": So ist zum Beispiel etwas zu zeichnen, was eigentlich nichts oder nicht viel wert ist, "mir selbst aber sehr viel bedeutet". Eine Sanduhr lang hat die Runde dann Zeit zu erraten, um was es sich dabei handelt und natürlich wollen dann auch alle wissen, warum man das eine oder andere Objekt für wertvoll hält. Ähnlich ist es bei der Aufforderung "Erinnere dich...": Denn auch hier geht es darum, zum Beispiel zu erraten, was sich der aktive Spieler gerade denkt. Und auch bei "Erklär mir..." geht es um etwas, was man in Abhängigkeit von der Persönlichkeit und seiner Stimmung sehr unterschiedlich beantworten wird: Hier sind Strichzeichnungen zu deuten und all jenen, die schon einmal mit einem psychologischen Test zu tun hatten, wird dies sicherlich nicht unbekannt sein: Dort wird in ähnlicher Weise versucht, Rückschlüsse auf die Persönlichkeit des einzelnen zu erhalten.

Für gelöste Aufgaben gibt es Sternenchips, die auf den Spielplanhimmel gelegt werden. Wer am Ende dort am meisten Sterne hat, ist der Gewinner dieses philosophisch-psychologisch angehauchten Spieles, beim sehr vieles über die zwischenmenschliche Kommunikation läuft. Doch genauer betrachtet gibt es im "kleinen Prinzen" keinen einzelnen Sieger. Es ist das gemeinsame Ziel, die Figur des kleinen Prinzen und den Fuchs, der immer dann bewegt wird, wenn eine Aufgabe nicht zufriedenstellend erledigt werden kann, zueinander zu bringen. Damit ist aber nichts anderes gemeint, als das der kleine Prinz den Fuchs zähmen soll. Und im Buch heißt es dann weiter: "Was heißt zähmen?" "Zähmen bedeutet, sich vertraut zu machen". Und genau darum geht es in diesem Spiel. Wie man das macht? Das muss man dabei selbst erfahren, denn es lässt sich nicht wirklich beschreiben.

Birgit und Peter Költringer

Titel

Der kleine Prinz

Hersteller

Kosmos

Erfinder

Kai Haferkamp

Design

Studio Petit Jour

Spieldauer

60 -90 min

Spieler

3 - 6 , ab 10 Jahren

Kategorie

Kommunikationsspiel

Preis

ca. 30,00 öS

Bewertung:

Idee

6

Regelgestaltung

6

Ausführung

6

Verarbeitung

6


Copyright Peter und Birgit Költringer 2003

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiters die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.