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Der weiße Lotus


Das heutige Spiel stammt von Mr.Wallace! Doch dabei handelt es sich nicht um Edgar Wallace, den Millionen von Lesern durch die berühmt-berüchtigte Gänsehaut beim Krimilesen kennen, sondern die Rede ist von Martin Wallace, einem Berufschullehrer aus Manchester. Seit Jahren erfindet er Spiele und bringt sie in seinem eigenen kleinen Verlag namens "Warfrog" auf den Markt. Dementsprechend begrenzt sind auch die Auflagen, auch wenn seine Ideen durchaus Besseres verdienen würden.

Möglicherweise ändert sich das nun schlagartig: Denn bei der Firma, welche wohl den Tophit der vergangenen Jahrzehnte - "Die Siedler von Cattan" - landen konnte, erscheint nun eines seiner Spiele: Unter dem Titel "Der weiße Lotus" werden wir dabei ins China des 14.Jahrhunderts zurück versetzt: Der Geheimbund mit dem Namen der seltenen Blume bringt Unruhe ins Land. Es ist eine Bewegung, welche sich dem Kaiser widersetzt. Im Laufe der Zeit schließen sich ihr zahlreiche Provinzfürsten an. Sie versuchen, ihren Machteinfluss möglichst weit auszubreiten. Und wie in dieser Zeit nicht anders zu erwarten, geht es dabei nicht nur um die Vorherrschaft in den Prunkbauten des Reiches, sondern in den sieben Gebieten des Landes, auf welchen sich alles abspielt, gibt es neben diesen Palästen auch Tempel, Festungen, Dörfer und Reisfelder, welche strategischen Wert haben.

Das Spiel läuft in "Jahresrunden" ab, in denen nacheinander die anfangs neutralen Bauten und Landschaftsteile mit eigenen Spielerchips belegt werden können. Wer wo schließlich die Vorherrschaft erringt und dementsprechend dann auch seinen Chip legen darf, wird durch Einflusskarten entschieden, die man verdeckt auswählt. Je lukrativere Gebiete man erwerben kann, desto mehr Erträge gibt es auch zu Beginn der folgenden Jahre: Und weil dabei auch ein bestimmter Nachschub von Einflusskarten inkludiert ist, scheint die realistische Spielregel "Reiche werden reicher" und "Arme werden ärmer" auch hier zu gelten. Doch mittels Kampfkarten haben auch kleine Revoluzzer durchaus eine Chance, sich gegen die Reichen und das Establishment zu erheben. Dazu braucht es eigentlich nur ein eigenes Dorf und einige Spielerkollegen, die gierig nach Reichtum sind. Dann bilden sich sehr rasch zwei Gruppen und die Kartenwerte der Kampfkarten entscheiden gemeinsam mit den Besitzungen der jeweiligen Seite, wer in Zukunft China regiert. Da gibt es dann auch Verhandlungen - sie bilden eine besondere Variante des Spiels - denn jeder will im Falle eines Sieges natürlich mit profitieren und vielleicht am Schluss selbst Kaiser von China werden.

"Der weiße Lotus" ist kein wirklich neues Spiel - doch was ist auf dem Spielemarkt schon überhaupt noch neu? Denn basierend auf zahlreichen Grundideen werden sehr häufig eigentlich nur neue Varianten entwickelt. Und das ist auch gar nicht schlecht, denn diese Varianten bieten manchmal einen wahrlich beeindruckenden Spielreiz. Und dem Hauptschullehrer aus Manchester ist das in diesem chinesischen Herrscherspiel wirklich gelungen.

Birgit und Peter Költringer

Titel

Der weiße Lotus

Hersteller

TM-Spiele/Kosmos

Erfinder

Martin Wallace

Design

Claus Stephan

Spieldauer

100 - 120 min

Spieler

3 - 6, ab 12 Jahren

Kategorie

Strategiespiel

Preis

ca. 360,-- öS

Bewertung:

Idee

5

Regelgestaltung

6

Ausführung

5

Verarbeitung

6


Copyright Peter und Birgit Költringer 2002

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiter die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.