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Die Erbtante


Tante Mary ist nicht mehr die jüngste und wohlhabend. Bereits diese glorreiche Kombination lässt so manches Herz höher schlagen! Denn wo es Wohlstand gepaart mit Alter gibt, kann man vielleicht einmal erben. Wenn nun noch dazu wie in diesem Fall die reiche Tante sich ernsthaft Gedanken macht, bereits zu Lebzeiten ihr Vermögen zu verteilen, dann steht dem Glück wohl nur mehr wenig im Wege.

Doch so günstig die Ausgangssituation in diesem Spiel auch ist, verständlicherweise hört es auf den Namen "Die Erbtante", so gibt es doch einen Pferdefuß: Nein, Tante Marys Zahnprothese muss nicht jeden Tag handgewaschen werden; sie ist auch nicht krank zu pflegen. Auch der Urlaub muss nicht mit ihr verbracht werden und man hat auch keinerlei Aktivitäten zu setzen, um sie vor dem Altersheim zu bewahren. Nein - das einzige Problem ist die Tatsache, dass sie sich trotz ihres vorgerückten Alters - abgesehen vom reizvollen Bargeld - einen Hauch von Knusprigkeit erhalten hat. Das lockt natürlich Männer an! Und da die alte Dame durchaus noch Spaß am Leben hat und sich auch an so manchen Spaß in der Vergangenheit erinnern kann, ist sie einer neuerlichen Heirat gar nicht so abgeneigt. Gut für das Lebensglück der Tante, schlecht für die Erben: Denn was bis dahin bereits von ihr an die Erben verschenkt wurde, bleibt ihnen zwar erhalten, der große Reibach hingegen will sich nun nicht mehr einfinden. Denn die lebenslustige und -knusprige Dame gibt ab nun selbst wieder Geld aus.

Damit wäre die Spielidee der "Erbtante" eigentlich auch schon erklärt. Die Umsetzung als Kartenspiel jedoch soll hier noch näher beschrieben werden. Insgesamt stehen 72 Erbkarten in sechs Farben mit jeweils sieben Punktewerten zwischen 0 und 20 zur Verfügung. Weiters gibt es sogenannte "Geschenkskarten", die nichts anderes als Bietkarten sind, auch wenn sie offiziell dazu dienen, der alten Tante kleine Aufmerksamkeiten zu erweisen.

Zu Beginn bekommt jeder der zukünftigen Erben 3 Erb- und 4 Geschenkskarten. Drei weitere Erbkarten werden offen in der Mitte des Tisches aufgelegt: Wer an der Reihe ist, kann eine seiner Handkarten gegen eine offen ausliegende tauschen. Sollten dadurch nun drei gleich Karten (gleiche Zahl oder gleiche Farbe) auf dem Tisch liegen, lernt Mary einen neuen Freund kennen und erhält eine "Männerbekanntschaftskarte". Zu diesem Zweck gibt es einen eigenen Kartenstapel, der aus 8 Männerbekanntschaftskarten und zu unterst noch aus einem Hochzeitsbild - der Alptraum jedes Erben - besteht. Danach werden die drei Erbkarten auf dem Tisch versteigert und dann kommt der nächste Spieler an die Reihe. Das ganze Erbschaftsspiel geht so lange weiter, bis entweder die Hochzeitskarte das Ende der großzügigen alleinstehenden Tante ankündigt oder aber alle Erbstücke versteigert sind.

Klarerweise versucht jeder Spieler in diesem Spiel, soviel wie möglich zu erben. Doch die Sache hat noch einen Haken: Denn die Tante hat selbst einmal eine Erbschaft von 50 Punkten gemacht und sie will nicht, dass irgend jemand mehr als diese Punktezahl von ihr erbt. Deswegen hat sie bestimmt, dass jeder, der diese Punktezahl überschreitet, leer ausgehen soll und darüberliegende Summen zählen überhaupt nicht mehr. Wer "fürchtet", diese Summe im Laufe des Spiels zu überschreiten, wir daher verständlicherweise versuchen, die Tante schnellst möglich unter die Haube zu bringen. Dass das nicht zum Wohlgefallen der anderen ist, muss wohl nicht extra betont werden.

"Die Erbtante" ist ein gelungenes kleines Kartenspiel, welche durch die "Fünfzigerregel" einiges an Gruppendynamik in sich hat: Vergnügliche, schnelle und witzige Runden sind die Regel. Und das selbst dann, wenn die lustige Tante einmal nicht in den Hafen der Ehe einlaufen sollte...

Birgit und Peter Költringer

Titel

Die Erbtante

Hersteller

Abacus

Erfinder

Reinhold Wittig

Design

Michaeln Schacht

Spieldauer

30 - 45 Minuten

Spieler

3 - 5, ab 10 Jahren

Kategorie

Kartenspiel

Preis

ca. 120,-- öS

Bewertung:

Idee

6

Regelgestaltung

6

Ausführung

5

Verarbeitung

6


Copyright Peter und Birgit Költringer 2002

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiter die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.