LUDING

Die Händler


Europa im ausgehenden Mittelalter: Die Städte werden reich und mit ihnen auch viele Bürger. Das Handwerk blüht, vor allem aber sind es die Händler, welche vom Wirtschaftsboom dieser Zeit profitieren: Sie kaufen Rohstoffe, transportieren sie auf ihren Fuhrwerken von Stadt zu Stadt und erzielen gute Preise. Wer geschickt ist, nutzt sein Geld aber nicht nur für den Einkauf von neuen Waren sondern schafft auch den sozialen Aufstieg und das ist wohl das oberste Ziel in dieser Zeit.

Damit wäre auch schon die gesamte "Hintergrundstory" des Spiels "Die Händler" klar umrissen. Der Spielplan zeigt das Europa der damaligen Zeit mit sechs Handelsstädten, welche über Handelsstraßen verbunden sind. Fuhrwerke verkehren dazwischen - es handelt sich dabei tatsächlich um große Holzkarren, die über den beinahe überdimensionalen wundervoll ausgestatteten Spielplan geschoben werden. Die Städte produzieren Tuch, Seide, Eisen, Wein, Salz und Nahrung, wobei all das durch farbige kleine Holzsteine dargestellt wird. Doch nicht jede Stadt erzeugt alles, es gibt jeweils nur drei dieser Waren dort zu kaufen. Wenn man eingekauft hat, ist das Ladegut mit einem der Schubkarren in das eigene Lager zu transportieren und das kostet Geld, es sei denn, man hat es zuvor geschafft, in einer Art Versteigerung zum Lademeister des jeweiligen Fuhrwerks zu werden: Dann darf man selbst drei Waren gratis mitnehmen und zusätzlich auch noch von den anderen, die ebenfalls mitfahren wollen, kassieren.

Während die Fuhrwerke in die nächste Stadt fahren, kann man die Preise der Waren, welche man dort zu verkaufen gedenkt, noch in die Höhe treiben: Mittels speziellen Preisscheiben kann dabei jeder Händler die Werte zunächst geheim verändern. Sollte sich jedoch später herausstellen, dass eine Ware überhöhte Preise hat, fällt deren Wert automatisch wieder auf einen Tiefpunkt. Es gilt also, hier nicht maßlos zu sein.

Das Geld, welches im Rahmen all dieser Handelsreisen erwirtschaftet wird, muss aber- wie bereits angekündigt - auch noch in anderer Weise geschickt angelegt werden: Man kauft sich Ansehen, in dem man pro Runde Repräsentationskosten bezahlt. Sie werden umso höher, je weiter man sozial aufsteigt: Während ein einfacher Großhändler nur 400 Gulden pro Jahr zahlt, muss ein Ratsherr bereits das Vierfache bezahlen. Wesentlich dabei ist natürlich, dass man sich seinen Stand auch wirklich leisten kann, denn sonst droht sehr bald der Schuldturm. Sieger ist schließlich derjenige, welcher es im Laufe der Partie auf der Ständeleiter am weitesten gebracht hat.

"Die Händler" sind ein gelungenes Spiel des Autorenteams Wolfgang Kramer und Richard Ulrich, das trotz seiner Komplexität durch die durchwegs logischen Spielhandlungen üblicherweise bereits nach kurzer Zeit voll umfänglich begriffen werden kann. Neben der wirklich gelungenen Ausführung, welche die heute üblichen Durchschnittsdimensionen auf dem Spielemarkt eindeutig sprengt, fällt vor allem auf, dass es im Spielverlauf kaum Längen gibt: Ständig haben fast alle Beteiligten irgend etwas zu tun und das sorgt für besondere Kurzweiligkeit. So kommt es auch, dass man trotz einer durchschnittlichen Spieldauer von 90 - 100 Minuten immer wieder ein ehrliches "Schade, das es schon aus ist" zu hören bekommt.

Birgit und Peter Költringer

Titel

Die Händler

Hersteller

Queen Games

Erfinder

Wolfgang Kramer & Richard Ulrich

Design

Jo Hartig

Spieldauer

ca. 60 - 120 Minuten

Spieler

2 - 4, ab 10 Jahren

Kategorie

Handelsspiel

Preis

ca. 31,00 öS

Bewertung:

Idee

5

Regelgestaltung

5

Ausführung

6

Verarbeitung

6


Copyright Peter und Birgit Költringer 2003

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiters die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.