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Die Händler von Genua


Bereits in den frühen Sechzigerjahren kamen Spiele in Buchform auf den Markt, sie wurden mit Enthusiasmus aufgenommen, verschwanden aber sehr bald wieder aus der Spieleszene. Der kleine Alea-Verlag aus der Ravensburger-Gruppe hat die Idee wieder aufgegriffen und nun bereits den sechsten Band einer Reihe von Spielen im Bücherformat herausgebracht. Unter dem Titel "Die Händler von Genua" ist ein Handelspiel entstanden, dass einiges an Reiz zu bieten hat.

In insgesamt 7 bis 12 Runden - die Anzahl hängt von der Mitspielerzahl ab - gilt es, der reichste Händler der Stadt zu werden und dazu sind Aufträge auszuführen. Doch was man dafür zu erledigen hat, darf keiner der Mitspieler wissen, denn dann kann man sich vor Querschlägern gar nicht mehr wehren. Für jeden erledigten Auftrag erhält man Dukaten von der Bank. In Abhängigkeit von seiner Größe gibt es auch unterschiedlich viel Geld. Üblicherweise hat man im Rahmen eines Auftrages Waren zu bestimmten Gebäudeplätzen auf dem Spielplan zu transportieren. Andere Aufträge sind eher theoretischer Natur: Denn hier hat man nur zwei Gebäude innerhalb eines Spielzuges zu besuchen und somit symbolisch eine Art von Botschaft zu hinterlassen. Alles was zu tun ist, findet man auf den entsprechenden Karten: Es gibt Auftrags-, Botschafts-, Waren- und Aktionskarten. Man erhält sie, wenn man bestimmte Plätze wie zum Beispiel den Hafen oder den Park der Stadt auf dem Spielbrett aufsucht.

Während des Spieles gibt es immer einen "Zugspieler". Er fährt mit dem sogenannten Händlerturm, der aus fünf braunen Holzscheiben besteht, durch die Stadt: Zwei Würfel bestimmen den Weg, der durch Zielkoordinaten festgelegt ist. Kommt der Zugspieler dabei direkt in ein Gebäude, dann kann er dort bereits bestimmte Aktionen ausführen, wie zum Beispiel die Waren- oder Auftragskarten ziehen, welche dort erhältlich sind. Sollte dies jedoch auch ein anderer Mitspieler wollen, dann muss um die Ausführung dieser Aktion gesteigert werden. Doch damit ist der Spielzug noch nicht zu Ende. Denn nur der unterste Teil des "Händlerturms" muss auf dem erwürfelten Zielfeld liegen bleiben, die anderen vier Holzscheiben dürfen auf benachbarte Felder wandern und dort kann man dann - wenn bestimmte Aktionen möglich sind - diese auch ausführen. Wenn das mehrere Mitspieler gleichzeitig wollen, findet wiederum eine Versteigerung statt. Dass dabei natürlich versucht wird, den Zugspieler durch Angebote zu "überreden" (nicht selten ist das wohl eher eine Art Bestechung), eine braune Holzscheibe auf ein bestimmtes Nachbarfeld zu setzen, ist klar. Doch der Zugspieler muss nicht einmal alle fünf Holzsteine verwenden, wenn er den Wünschen seiner Kollegen nicht nachkommen will. Spezielle Aktionskarten in Form von Privilegien können während des ganzen Spieles weiterhelfen, vor allem kann man dabei frühzeitig sein Vermögen beachtlich vermehren.

"Die Händler von Genua" sind mit all ihren Möglichkeiten und Regeln ein wirklich komplexes Spiel. Schon die umfangreiche und gut bebilderte Spielanleitung zeigt das klar auf. Der erste Start ist daher etwas mühsam, doch nach einer Proberunde lichtet sich meist der Nebel im "Regelwald", auch wenn viele Feinheiten und Details sich erst später offenbaren. Wer ein schön gestaltetes Wirtschaftsspiel sucht und sich durch eine erste "harte" Lernphase nicht abschrecken lässt, ist daher mit diesen "Händlern" gut bedient.

Birgit und Peter Költringer

Titel

Die Händler von Genua

Hersteller

Alea

Erfinder

Rüdiger Dorn

Design

Franz Vohwinkel

Spieldauer

90 - 150 min

Spieler

2 - 5, ab 12 Jahren

Kategorie

Wirtschaftsspiel

Preis

ca. 450,-- öS

Bewertung:

Idee

5

Regelgestaltung

6

Ausführung

6

Verarbeitung

5


Copyright Peter und Birgit Költringer 2002

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiter die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.