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DR. FAUST!


Am 28. August 1999 ist der 250. Geburtstag von Johann Wolfgang von Goethe. Es besteht kein Zweifel daran, das ist ein Grund zu feiern. Und damit das nicht nur mit entsprechender Literatur geschieht, soll hier auch das Spiel "Dr.Faust" zu Wort kommen. Im Vergleich zum Dichterfürsten bringt es gerade ein Fünfzigstel seines Alters auf die Waage, also irgendwie auch ein Geburtstag, den man wird auch nicht so ohne weiteres fünf Jahre in der nicht selten sehr kurzlebigen Spieleszene.

"Dr.Faust" ist ein Zweierspiel und jeder der beiden Spieler ist ein Mephisto - die Inflation macht eben auch vor der Hölle nicht halt. Diese beiden Mephistos spielen gegeneinander und jeder bemüht sich um die Seele von Faust, symbolisiert durch eine Seelenpyramide. Ähnlich einem Aktienspiel wird diese Seele in Teilen mittels sogenannten "Seelenkarten" erworben. Die eigentliche Jagd danach findet nicht im Studierzimmer des Gelehrten sondern auf einem Spielplan mit zwei langen Bahnen statt, auf denen pro diabolischem Mitspieler je zwei Teufelssteine und insgesamt eine Seelenpyramide im Uhrzeigersinn bewegt werden können. Alle Teufelssteine stehen zu Beginn in großer Distanz zu Fausts Seelenpyramide auf einem gemeinsamen Startfeld. Wer an der Reihe ist kann seine Teufelssteine und auch die Seelenpyramide beliebig weit über die Felder bewegen, wobei insgesamt genau sieben Punkte pro Zug verbraucht werden müssen. Zusätzlich hat jeder Mephisto auch noch 8 Teufelskarten in der Hand, die den eigentlichen Pferdefuß des höllischen Unternehmens darstellen. Statt den siebenten von den sieben Punkten zu fahren, kann man nämlich eine Karte neben ein bestimmtes Feld am Spielplan legen und damit den gegnerischen nächsten Zug unter Umständen beeinflussen: Wenn ein Teufelsstein des Kontrahenten auf diesem Feld landet, muss entsprechend der Anweisung auf der jeweiligen Teufelskarte der soeben gesetzte Stein ein oder mehrere Punkte vor- oder zurückversetzt werden. Dies ist besonders dann interessant, wenn die Gefahr besteht, dass der gegnerische Mephisto im nächsten Zug die Seelenpyramide erreichen könnte. Denn wem dies gelingt, der erhält vom Stapel eine Seelenkarte. Diese ist umso wertvoller, je weiter das Spiel fortgeschritten ist, denn alle Karten sind punktemäßig in aufsteigender Reihenfolge sortiert. Wie entsprechend der Literaturvorlage nicht anders zu erwarten, gewinnt am Ende derjenige mit dem größten Anteil an Fausts Seele, also mit den meisten Punkten auf den Seelenkarten.

"Dr. Faust" ist aus zwei Vorgängerspielen entstanden, welche wieder einmal aufzeigen, wie sich so manche Spielidee im Laufe der Zeit verändert: 1988 erschien das Spiel erstmals als "Rufus": Statt zweier Mephistos auf Seelenjagd, befand sich damals Reineke Fuchs auf Schnitzeljagd. Zwei Jahre später wurde daraus ein Spiel, das es aber nur zum Prototyp unter dem Namen "Mr. Chips!" brachte. Auch hier hatte Dr. Faust weder mit noch ohne Seele etwas zu vermelden. Schließlich tauchte 1994 die literarische Vorlage in der heutigen Form auf.

"Dr. Faust" ist ein sehr schönes Spiel: Die Teufelssteine aus rotem und blauem Glas sowie auch die durchscheinende Pyramide, welche die Seele symbolisiert, sind ein wahrer Genuss zum Betrachten und Anfassen. Bleibt nur noch die Spielanleitung zu erwähnen, welche nur so strotzt von Faustzitaten. Somit wird wohl auch der diabolischste unter den Germanisten zufriedengestellt.

Birgit und Peter Költringer

DR. FAUST:

Titel

Dr. Faust

Hersteller

Schmidt Spiele

Erfinder

Reinhold Wittig

Design

Klaus Albrecht

Spieldauer

20 - 40 Minuten

Spieler

2, ab 12 Jahre

Kategorie

Taktik

Preis

ca. 450,-- ÖS

Bewertung:

Idee

5

Regelgestaltung

6

Ausführung

6

Verarbeitung

6


Copyright Peter und Birgit Költringer 2002

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiter die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.