LUDING

Dschunke

Die Rede ist natürlich nicht von der Europäischen Union unseres Zeitalters sondern von einem asiatischen Handelsimperium, das sich hier drei bis vier Spieler aufbauen können. Unter dem Titel "Dschunke" ist ein Spiel erschienen, dass von den Handelsplätzen her wohl typisch für diese Gegend ist: Fünf kleine Dschunken sind die Geschäfte, in denen man sein Vermögen machen kann. Zusätzlich gibt es noch drei Kaufleute, die einem mit ihren Assistenten dabei helfen. Doch jeder von ihnen hat sich spezialisiert: So kann der eine nur Waren aufladen, der andere nur Waren abladen und der dritte hat sich auf das "Versilbern" der gerade geladenen Güter spezialisiert. Die Spieler können sich einen davon oder einen ihrer Helfer, die im Prinzip Ähnliches können, auf ihr Schiff holen und damit je eine der drei Aktionen ausführen. In der Folge ist Markttag: Eine aufgeschlagene Marktkarte zeigt den Wert der Waren an, doch das bedeutet nicht, dass man automatisch zu Geld kommt: Denn in der nachfolgenden Versteigerung kann jeder Spieler mit den Waren bieten: Sollten dabei hier bei allen Spielern nur verschiedene Waren auf den Markt kommen, erhält man den vollen Marktwert. Bei zwei gleichen, halbiert sich jedoch schon der Preis. Daher gilt es, möglichst cool zu bleiben, damit niemand auch nur erahnen kann, was man gerade zu bieten vor hat. Doch da das alle versuchen, entsteht eine spannende Versteigerungsatmosphäre, die alleine schon sehr viel Spaß bietet.

Insgesamt wird über 10 Runden gespielt. Mit Hilfe von Zusatzaktionen kommt noch ein zusätzlicher kleiner Glücksfaktor ins Spiel. Am Ende ist - wie nicht anders zu erwarten - der reichste Kaufmann auch der Sieger.

"Dschunke" ist ein sehr klares und übersichtliches Spiel. Bereits nach der ersten Runde hat man den Ablauf verstanden, auch wenn das noch lange nicht heißt, dass man damit ein Abonnement auf den Gewinn hat. Zwar ist der eigentliche Glücksfaktor in diesem Spiel gering, dafür ist aber das Pokerelement als besonders unberechenbarer Faktoren hier dominierend - dies ganz abgesehen von einer gewissen Gruppendynamik, die sich nicht selten dem besonders "Armen" einer Runde annimmt: Plötzlich ist der augenblicklich reichste Spieler auch der gemeinsame Feind! Doch sobald der gestürzt ist, bleibt alles wieder offen. Das ist auch gut so, denn die nächsten Runden zeigen sehr schnell, dass Erfolg und Misserfolg in diesem Spiel sehr knapp neben einander liegen. Zusätzlich sorgt meist auch noch ein persönliches "Revanchedenken" für viel Vergnügen, Ärger, Gereiztheit, Selbstgefälligkeit und was man sonst noch alles an Emotionen bei ausgekochten und ehrgeizigen Spielern finden kann.

Copyright Peter und Birgit Költringer 2003

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiters die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.