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Eschnapur


Indien in seiner Fremdartigkeit hat seit jeher Spieleautoren inspiriert. Der sagenhafte Tempel in Eschnapur, von dem bis heute niemand weiß, ob es ihn wirklich gegeben hat, ist hier wohl besonders erwähnenswert. Kein Wunder also, dass es nun ein Spiel darüber gibt. Und es wurde seinem legendären prächtigen Vorbild so gut wie möglich nachempfunden: Plättchen, die golden schimmern, viele historisch wirkende Karten und ein buddhistischer Mönch in seiner ganzen Fülle, wie man ihn in unseren Breiten sonst nur vom Dekor der einschlägigen Chinarestaurants kennt, unterstreichen diesen Charakter sehr eindrucksvoll.

Insgesamt können sich hier drei bis fünf Archäologen an einer Schatzsuche beteiligen. Dazu gibt es im Tempel insgesamt 15 Nischen, in denen goldene Masken, Waffen, Statuen und Vasen zu finden sind. Doch um das Spiel nicht unnötig zu verteuern beziehungsweise die Schachtel zu schwer zu machen, sind die erwähnten Präziosen nur abgebildet und nicht im Original vorhanden. Eine Schatzplatte aus Karton deckt jede Kammer ab. Sie zeigt auf ihrer Unterseite Zahlenwerte, welche aktuell werden, sobald jemand den Schatz "hebt".

Zu Beginn des Spieles stellt jeder Spieler seinen Wertungsstein auf das Startfeld der Wertungsskala, der gleichfarbige Spielstein hingegen kommt auf das dafür vorgesehene Tempelfeld. Wer an der Reihe ist, wird zum "Auktionär" der Runde. Er deckt zuerst zwei Vorratsplättchen auf, die für Nachschub an Geld-, Symbol- oder Zahlenkarten sorgen. All das benötigt man, um an die Schätze heranzukommen. Eines der beiden Plättchen darf der Auktionär an sich nehmen, das andere wird versteigert. Sobald diese erste "Pflichtaktion" abgeschlossen ist, darf man mit seinem Spielstein noch im Tempel umherfahren. Wer dabei vor einer Schatzkammer zu stehen kommt, deren Symbole mit den eigenen Symbolkarten übereinstimmen, kann diese öffnen: Dazu wird die dort liegende Schatzplatte umgedreht. Dabei kommen zwei unterschiedlich große Zahlen zum Vorschein: Die kleine Zahl darf vom glücklichen Schatzfinder sofort auf der Wertungsleiste gefahren werden. Die große hingegen wird an den Meistbietenden versteigert. Er kann den entsprechenden Wert dann ebenfalls auf der Wertungsleiste fahren. Die Schatzplatte selbst aber erhält er nicht: Diese geht an denjenigen, der in der Vorratsplättchen-Bietrunde das geringste Gebot gelegt hat. Und daraus ergeben sich einige Chancen, denn am Ende des Spiels erhält man für die meisten Schatzplatten zwölf zusätzliche Wertungspunkte.

Wer nun meint, dass bei "Eschnapur" die Verlierer begünstigt werden, der liegt nicht falsch. Denn es gibt noch einen zweiten Mechanismus, der in die gleiche Richtung geht: Der goldige buddhistische Mönch begleitet stets den Spieler, der mit seinem Wertungsstein der letzte ist und seine Gebete führen zu einer konsequenten Verdoppelung der Werte dieses ärmsten aller Archäologen. Sollte er mit der Hilfe Buddhas dabei den Vorletzten überholen, springt der Mönch ab und hilft ab da dem neuen "Schwächsten" der Runde.

"Eschnapur" ist ein reich ausgestattetes Verhandlungsspiel, das von einer Vielzahl an kommunikativen Elementen lebt. Doch darin liegt zwangsläufig auch sein Risiko: Denn der Spielreiz hängt sehr wesentlich von der Gruppendynamik ab. Gehässige Bietrunden können die Tempeljagd sehr spannend werden lassen. Ehrgeizlose Menschen, die ohne jeden Egoismus sind, stellen hingegen den sicheren Untergang dieses Spieles dar. Doch glücklicherweise gibt es kaum jemanden, der völlig ohne Ehrgeiz ist und das ist wohl auch gut so - nicht nur in diesem Spiel......

Birgit und Peter Költringer

Titel

Eschnapur

Hersteller

Schmidt

Erfinder

Reinhard Staupe

Design

Franz Vohwinkel

Spieldauer

50 - 60 min

Spieler

3 - 5, ab 9 Jahren

Kategorie

Verhandlungsspiel

Preis

ca. 340,-- öS

Bewertung:

Idee

5

Regelgestaltung

5

Ausführung

6

Verarbeitung

6


Copyright Peter und Birgit Költringer 2002

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiter die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.