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DER FOCUS HAT SICH ENTZÜNDET!


Im Jahre 1963 erschien ein Buch unter dem Titel "Spiele anders als andere". Der Autor war Sid Sackson, ein Meister des strategischen Spieles. Darin konnte man von Spielen lesen, die sich ausschließlich auf die Strategie beschränkten, auf jede Thematik verzichteten und somit "abstrakte Spiele" in Reinkultur darstellten.

Dieses Buch war gleichzeitig auch die Geburtsstunde einer Idee, die sich zum Dauerbrenner entwickeln sollte. Es ist jedoch hier erforderlich, den Begriff "Dauerbrenner" neu zu definieren ist: Im vorliegenden Fall handelt es sich eher um ein "Glutnest", das nach jahre- beinahe jahrzehntelanger Unterbrechung wieder zu brennen begonnen hat. Denn nach seinen Anfängen in den frühen sechziger Jahren brauchte es achzehn Jahre, bis diese Idee ihren ersten Höhepunkt erreichen konnte. Das Spiel "Focus" wurde vorgestellt und erhielt den damals noch jungen "Spielepreis des Jahres 1981". Innerhalb weniger Monate hatte sich eine riesige Fangemeinde gebildet. Trotzdem verschwand dieses Spiel bereits nach relativ kurzer Zeit wieder vom Markt. Mit viel Mühe und Ehrgeiz konnte es einem in der folgenden Zeit noch gelingen, im Tausch oder auf Flohmärkten zu einem dieser heißbegehrten Spiele zu kommen. Immer wieder wurde bei den Firmen angefragt, ob nicht eine Neuauflage bevorstand, doch nichts dergleichen geschah. Die Strahlen dieses ehemaligen Schlagers schienen endgültig untergegangen zu sein. Aber ähnlich einer Linse, die in ihrem Brennpunkt, dem sogenannten Focus Lichtstrahlen sammelt, so passierte es auch hier: Vor wenigen Monaten wurde aus dem Glutnest ein neues Feuer, der Focus hatte sich entzündet. Das Spiel wurde neu aufgelegt. Und da es nach wie vor einer der gelungensten Strategieideen von Sid Sackson ist, verdient es wahrlich eine Betrachtung.

Auf einem viereckigen Spielbrett werden runde Kunststoffhütchen in abwechselnder Farbenfolge aufgelegt. Jedem Spieler wird eine Farbe zugeordnet. Ziel ist es, durch Schlagen und Fangen der gegnerischen Steine die Kontrahenten bewegungsunfähig zu machen. Es darf dabei in waagrechter oder senkrechter Reihe gezogen werden. So werden auch Türme gebildet. Entscheidend dabei ist, daß jeder Turm nur soweit ziehen kann, wie er hoch ist. Das bedeutet, daß fünf Hütchen übereinander 5 Felder, ein einzelner Stein jedoch nur ein Feld ziehen kann. Wer einen Turm über fünf Steine hoch macht, kann die zu unterst liegenden Hütchen an sich nehmen, denn kein Turm darf die "Fünfergrenze" überschreiten. So gelingt es, einerseits die gegnerischen Hütchen zu reduzieren, andererseits wieder eigene zu erhalten, die man an beliebiger Stelle wieder ins Spiel bringen darf. Wer sich am Ende nicht mehr bewegen kann, oder keine Steine mehr am Brett hat, ist Verlierer.

"Focus" ist nicht nur zu zweit sondern auch zu dritt und zu viert spielbar, was das Ganze ungeheuer schwierig machen kann. Die Ursprungsversion war nur auf zwei Spieler ausgelegt, wobei mit "Teamarbeit" auf vier Teilnehmer aufgestockt werden konnte. Das ist aber wohl auch der einzige wirkliche Unterschied zur Ursprungsversion. Zwar hat sich auch die Optik geändert und man mag geteilter Meinung sein, ob das gut oder schlecht ist, doch die Grundidee blieb unberührt und sie hat alles, was ein hervorragendes Taktikspiel auszeichnet: Einfache Spielanleitung, schnell zu verstehen und die Unfähigkeit, es jemals ganz zu beherrschen.

 

Birgit und Peter Költringer

FOCUS:

Titel

Focus

Hersteller

Franckh's Spielegalerie

Erfinder

Sid Sackson

Design

Marion Pott, Karin Späth

Spieldauer

30 - 60 Minuten

Spieler

2 - 4, ab 12 Jahren

Kategorie

Strategie

Preis

ca. 570,-- ÖS

Bewertung:

Idee

6

Regelgestaltung

6

Ausführung

6

Verarbeitung

6


Copyright Peter und Birgit Költringer 2002

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiter die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.