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Gespensterjagd


Seit Jahrzehnten wartet die ganze Spielewelt auf ein echtes Gespensterspiel: Dabei braucht man nur den Schachteldeckel zu öffnen und ein Geist - ähnlich wie aus dem Hals einer Flasche - fährt in Nebelschwadenform heraus. Er materialisiert sich zu einer riesigen Gestalt, setzt sich brav an den Spieltisch und fragt den neuen Besitzer des Spieles: "Was kann ich für dich tun?"

Wer nun meint, dass wir heute ein derartiges Spiel präsentieren, der muss leider enttäuscht werden. Natürlich hätten wir ein solches "Gespensterspiel" sofort beschrieben - wahrscheinlich wären dafür Bewertungsnoten vergeben worden, die jenseits der sechs liegen - auch wenn es diese nicht gibt. Doch den besonders Enttäuschten sei gesagt, dass es eine neue "Ersatzbefriedigung" gibt: Sie heißt "Gespensterjagd" und hier können sich bis zu vier Mitspieler mit Taschenlampe, Seil und Karte sowie einer geheimnisvollen Tasche auf die Jagd nach einem Schlossgespenst begeben, welches sich durch ein altes Schloss mit vierundfünfzig Zimmern heult. Irgendwie ist das auch gar nicht unverständlich, denn üblicherweise haben solche ehrenwerten Gespenster "vernünftige" Namen wie "Ahnfrau", oder "Canterville Ghost", dieses aber muss sich mit dem einfachen bürgerlichen Namen "Max" begnügen - für ein echtes Gespenst natürlich ein wahrer Grund zum Heulen, noch dazu wo auf der Spielschachtel auch noch hinter dem Wort "Gespensterjagd" klein "auf Canterville Castle" steht. Es kann sich also wirklich nur um ein Minigespenst handeln, von dem nicht einmal bekannt ist, ob es vom legendären Sir Simon Canterville abstammt. Möglicherweise war es auch nur einer seiner Butler, der nun als Max geistert, kein Mensch weiß das wirklich. Doch trotz seines einfachen Namens will jeder der Spieler gerne "Max" sein. Er muss sich während des Spieles immer wieder einmal zeigen und wenn ihn die anderen Mitspieler mit ihren Spielfiguren erwischen, hat er verloren. Doch bis dahin ist ein weiter Weg, denn Max kann durch Decken, Boden und Wände gehen und hat auch noch einige Spezialmöglichkeiten, von einem Ort zum anderen zu kommen. In jeder Runde fährt er weiter, wobei er üblicherweise kein Zimmer zweimal betreten darf. Damit sein Weg später nachvollziehbar ist, legt er verdeckt Raumkarten vor sich ab, welche mit den Räumen korrespondieren, durch die er gezogen ist. Um das Spielfeld werden zu Beginn des Spieles auch noch Eulen, Fledermäuse, Hasen, Igel und Mäuse in unterschiedlicher Anzahl auf Kartonplättchen aufgelegt. Die Tiere dienen als Rundenzähler, denn pro Runde muss eines davon auf ein entsprechendes Tableau gelegt werden. Immer wenn dabei eine Tiersorte "verbraucht" ist, muss das Gespenst seine augenblickliche Position offenbaren. Max hat verloren, wenn er mit einem Geisterjäger im gleichen Raum landet. Sollte es hingegen nicht gelingen, ihn zu erwischen, bevor alle Tiere auf die Tableaus gelegt wurde, wird er zum Sieger ausgerufen.

"Gespensterjagd" erinnert mit seinem Spielemechanismus an den Klassiker "Scotland Yard", das bis heute für viele faszinierende Spieleabende gut ist. Doch die Suche nach dem Schlossgespenst ist etwas einfacher, sodass hier auch schon Schulanfänger mithalten können. Das soll aber keine Abwertung sein! Ganz im Gegenteil, hier wird man zum potentiellen Scotland Yard-Agenten ausgebildet und wer diese Art von Spielen liebt, wird sie immer wieder aufs Neue versuchen. Besonders erwähnenswert ist hier auch noch die reizende Illustration, die sofort die Handschrift von Doris Matthäus erkennen lässt.

Birgit und Peter Költringer

Titel

Gespensterjagd

Hersteller

Amigo

Erfinder

Kai Haferkamp

Design

Doris Matthääs

Spieldauer

30 - 45 Minuten

Spieler

2 - 5, ab 8 Jahren

Kategorie

Agentenspiel

Preis

ca. 280,-- öS

Bewertung:

Idee

5

Regelgestaltung

5

Ausführung

6

Verarbeitung

5


Copyright Peter und Birgit Költringer 2002

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiter die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.