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GLASNOST - TREND DER ZEIT


Titel: Glasnost
Hersteller: Olga International
Erfinder: Gini Graham Scott
Design: Creativ communications and research
Spieldauer: 30 - 60 Minuten
Spieler: 3 - 8, ab: 10
Kategorie: Kommunikationsspiel
Preis: ca. 400,-- ÖS

In den letzten 20 Jahren hat sich auf unserer Erde vieles geändert: War Jahre hindurch der "kalte Krieg" auf der Tagesordnung, so herrscht nun ein Klima der Gemeinsamkeit und des Willens zum Frieden. Dieses Ideengut wird beinahe von allen Nationen der Welt getragen. Einer der ersten Schlagworte auf diesem Sektor war "Glasnost". Damit wird aber de facto nicht nur der Beginn einer ganzen Epoche der Entspannung, Versöhnung und des Friedens bezeichnet, sondern seit wenigen Monaten gibt es auch in Österreich ein Spiel unter diesem Titel, welches sich um Frieden und Verständigung zwischen der Sowjetunion und der westlichen Welt dreht.

Bereits das Titelbild liegt "voll im Trend": Zwei in Freundschaft verbundene Hände mit Manschetten, auf denen einerseits die russische und andererseits die amerikanische Flagge abgebildet ist, nehmen die gesamte Schachtel ein. Wenn man diese öffnet, erwartet einen zuerst einmal eine Menge Arbeit: Auf schlecht vorgestanzten Folien befinden sich Symbole für Frieden und Konflikte, welche mit viel "Kletzelei" herausgelöst werden müssen und auf entsprechende Plastikchips geklebt werden. Nachdem diese erste Hürde von "Glasnost" genommen wurde, fällt der Blick auf das Spielbrett, welches auf Anhieb an ein Quizspiel oder aber auch an viele andere gelungene Brettspiele erinnert, denn auch hier hat man auf jedem Feld etwas Bestimmtes zu tun.

Zu Beginn des eigentlichen Spieles müssen sich die Teilnehmer in "Sowjetbürger" und "Weststaatler" teilen, dementsprechend legen sie vor sich Chips in roter (= Sowjetunion oder blauer (= westliche Welt) Farbe auf. Für ganz besonders Gedächtnisschwache wird noch vor jede Gruppe die Fahne der jeweiligen Nation gelegt. Mit seiner Spielfigur würfelt man sich in beliebiger Richtung über die verschiedenen Felder, wobei die entsprechenden dort notierten Dinge zu tun sind. Dabei erhält man entweder eigene oder gegnerische Chips. Auf bestimmten Feldern gibt es auch Konfliktchips, die bei einem Spiel über den Frieden natürlich negativ zählen. Auf einigen wenigen Plätzen kann man auch sogenannte "Friedenschips" erwerben, indem man je ein sowjetisches und ein westliches Chip gegen ein Friedenschip eintauscht. Sieger ist am Ende derjenige, welcher so am meisten zum Frieden beigetragen hat. Doch zuvor müssen die verschiedensten Felder durchlaufen werden: Die Möglichkeiten reichen hier vom Gipfeltreffen, bei dem man mittels Spielkarten seine Machtposition bestimmt, bis zur Debatte, die häufig ebenso wenig ergiebig ist wie in der Realität.

"Glasnost" ist ein Spiel, welches derzeit sicherlich unheimlich von der aktuellen Weltpolitik profitiert. Dies ist auch der Grund, warum wir es nach langem Zögern nun doch beschreiben. Dieses Zögern ist darauf zurückzuführen, daß bei "Glasnost" vieles nicht so ist, wie man es sich von einem wirklich überragenden Spiel erwartet: Die Beschreibung ist unübersichtlich, die Chips und Spielfiguren in der Qualität nicht gerade überragend und die Spielkarten könnten ebenfalls viel besser ausgeführt sein. Die Idee, ein Spiel über dieses Thema zu machen ist zu begrüßen, das was daraus entstanden ist, wirkt jedoch nicht gerade originell. Auch kann bei mehrmaligem Spielen der Spielreiz nicht so recht bestehen bleiben, denn man wird allzu oft wehmütig an andere Spiele wie zum Beispiel auch an das gute alte DKT erinnert, in dem der nötige "Biß" bis zur letzten Runde bestehen bleibt.

Es ist sicher keine leichte Aufgabe, ein Spiel zu kreieren, in dem es um Frieden und um das Miteinander geht. Vor allem aber erscheint es vom Konzept her widersinnig und unlösbar, bei einem "Friedensspiel" schließlich einen Gewinner zu küren. Doch egal wie man dazu steht und wie viel oder wenig begeistert man davon ist, über etwas gibt es mit Sicherheit keine Diskussion: "Glasnost" liegt voll im Trend! Doch Trends sind kurzlebig! Wir können nur alle hoffen, daß dies bei der Entwicklung des Weltfriedens anders ist!

von Dr. Peter und Birgit Költringer

Verpackung:

5

Material:

3

Design:

4

Spielregel:

3

Originalität:

3

Spielreiz:

2


Copyright Peter und Birgit Költringer 2002

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiter die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.