LUDING

Gulo Gulo


Das heutige Spiel unter dem Namen "Gulo Gulo" wurde anscheinend bereits von den Römern gespielt oder aber von einem Lateinprofessor entworfen. Zumindest lässt dies der Titel vermuten: Denn "Gulo" kommt aus dem Lateinischen und heißt wörtlich "Schluckspecht", doch schon bei den Römern war es ein beliebtes Schimpfwort, das soviel wie Vielfraß bedeutete.

Und genau um einen solchen geht es hier: Klein Gulo ist von der Rasse her eigentlich gar kein Schluckspecht sondern eben ein Vielfraß, wobei hier auf eine genauere Erklärung dieser Tierart verzichtet werden soll, wer würde dies auch in Latein verstehen? Jedenfalls wurde er von Mitgliedern aus der Spezies der Sumpfgeier gefunden, die ihn nicht mehr nach Hause lassen. Klarerweise macht sich die gesamte Familie "Guli" auf die Suche, um den verloren geglaubten Sprößling wieder zurück zu holen. Doch da die Familie die Eier der Sumpfgeier liebt, werden sie bei ihrer Suche nach Klein Gulo immer wieder abgelenkt: Denn ihr Sprössling ist schon wichtig, doch die köstlichen Sumpfgeiereier sind auch nicht zu verachten.

Die Gulis müssen sich ihren Weg über 19 verdeckte Plättchen suchen, wobei am Ende in einem Stapel von fünf verdeckten Plättchen auch Klein Gulo liegt. Wer an der Reihe ist, darf jeweils das nächste verdeckte Plättchen auf dem Weg aufdecken. Die Farbe auf dem Plättchen zeigt an, welches Holzei aus dem Geiernest zu holen ist. Das erscheint eigentlich gar nicht so schwer, denn die Eier liegen in einem Holzkorb scheinbar abholbereit. Doch hier ist eine Art "Alarmanlage", bestehend aus einem langen Stab mit einer Kugel am Ende eingebaut: Wenn dieser Stab beim Eierholen herausfällt, gibt es einen "Eieralarm" und das ist - um im Lateinischen zu bleiben einfach "merda" - doch das versteht man wohl auch ohne Übersetzung. Derjenige, dem das passiert ist, jener "homullus ex argilla et luto fictus" (zu Deutsch Vorgartenzwerg) muss nun mit seinem Gulo zurück auf das letzte Feld in der entsprechenden Farbe. Sollte man jedoch unter den "Felices" - sprich Glücklichen - sein, darf man auf das nächste entsprechende Farbfeld vorrücken. Wenn nun der schnellste Vielfraß schließlich vor dem Stapel mit fünf Karten steht, muss er das oberste Plättchen aufdecken. Wenn man dabei ein weiteres Farbplättchen erwischt, hat man wiederum ein ovum - zu Deutsch Ei - von den Sumpfgeiern zu holen. Sollte man jedoch Klein Gulo erwischt haben, ist das ein Rückschlag in der Karriere eines Gulos, denn der kleine frustum pueri (sprich Knirps) ist ein echter furcifer - nun eben ein Galgenstrick, denn man muss jetzt ein Feld zurückfahren. Nun wird sich wahrscheinlich so mancher denken, ob man dieses Spiel überhaupt gewinnen kann, weil sonst ist das Ganze wohl nur für erratici und stultissimi (Penner und Blödmänner) lustig. Doch den Zweiflern sei mitgeteilt: Man kann gewinnen, wenn man in diesem letzten Stapel eine violette Farbkarte findet und dann auch noch das entsprechende Ei ohne Alarm an sich nehmen kann.

"Gulo Gulo" ist ein gelungenes Aktionsspiel, das durch seine hohe Qualität besticht. Warum das ganze Spiel einen lateinischen Einschlag hat, ist zwar völlig unklar, doch das spielt eigentlich auch keine Rolle. Vielleicht kann man damit aber auch dokumentieren, dass diese Sprache durchaus vielen discipulis (Schülern im Dativ Plural!) auch Spaß machen kann und wahrlich kein foedissima (Brechmittel) sein muss.

Birgit und Peter Költringer

Titel

Gulo Gulo

Hersteller

Zoch

Erfinder

W. Kramer, J.Grunau, H.Raggan

Design

Victor Boden

Spieldauer

15 -20 Minuten

Spieler

2 - 6, ab 5 Jahren

Kategorie

Sammelspiel

Preis

ca. 28,00 Euro

Bewertung:

Regelgestaltung

6

Ausführung

5

Verarbeitung

6


Copyright Peter und Birgit Költringer 2005

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiters die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.