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GURKENSOLO - Wahr oder unwahr das ist hier die Frage

Auf unserer Erde gibt es seit Jahrtausenden die merkwürdigsten Rennspiele: Stellvertretend seien hier Pferderennen, Windhundrennen, Schneckenrennen, Wettbewerbe im Flohhüpfen oder Delphinrennen erwähnt. Daß es natürlich daneben auch zahlreiche technische Geräte gibt, die man für Rennen einsetzen kann, steht wohl außer Zweilfel: Wagenrennen waren bereits bei den Römern und Griechen äußerst beliebt, mit Bootsrennen haben sich schon die Wikinger die Zeit vertrieben und die Zeit der industriellen Revolution hat noch das Ihre hinzugefügt: Dampflokomotiven, Autos, Motoräder, Flugzeuge und Fahrräder sind nur einige der technischen Vehikel, welche man zu einem Wettstreit einsetzen kann. Doch für ein Wettrennen Gurken zu verwenden, ist völlig neu: Man würde hier vielleicht meinen, es gehe um ein Wettessen, doch bevor man diesen Versuch erst einmal startet, sollte man das Gemüse auf seine Verträglichkeit prüfen, welches dem Spiel Gurkensolo beigepackt ist: Denn hier sind es eindeutig Plastikgurken und die sind von Natur aus eher schwer verdaulich. Somit handelt es sich sicherlich auch nicht um ein Gurkenwettrennen durch den Magendarmtrakt mit der "Toilettenphase" als Zieleinlauf , sondern um Plastikkopien, welche auf einem Spielbrett vom Start zum Ziel rasen.

Nicht nur die Idee in diesem Spiel ist ungewöhnlich sondern auch die Art, wie sich die Gurken vorwärtsbewegen lassen. Denn dafür hat man stets zwei Karten von einem Stapel zu nehmen, welche merkwürdige Kommentare beinhalten: Da steht zum Beispiel "Blau vor grün" auf der einen und "Rot nicht vor gelb" auf der anderen Karte. Wenn man an der Reihe ist, hat man die Gurken so zu legen, daß die eine Karte wahr und die andere unwahr wird. So bewegt sich dann auch das Plastikgemüse nicht gerade in affenartiger Geschwindigkeit in Richtung Ziel. Doch das Tempo spielt hier ja wirklich keine entscheidende Rolle, es kann ja im Unterschied zum frischen Marktgemüse nichts verderben. Je näher man zum Ziel kommt, desto wichtiger werden die einzelnen Züge. Jeder Spieler hat nämlich anfangs auch eine Zieleinlaufkarte gezogen, auf der vermerkt ist, welche Gurke in welcher Reihenfolge ins Ziel gelangen soll. Es braucht wohl nicht extra erwähnt zu werden, daß der Spieler mit den richtigsten Tips auf seiner Zieleinlaufkarte schließlich gewonnen hat.

Gurkensolo ist ein von der Spielmechanik her neues Spiel, wobei hier Informatiker ud Mathematiker sowie Techniker und andere besonders logisch denkende Menschen voll auf ihre Rechnung kommen. Für den Durchschnittsösterreicher hingegen gibt es manchmal ernsthafte Probleme, denn in unserem Staate ist selten einfach etwas wahr oder unwahr. In den meisten Fällen handelt es sich um ein "bisserl" wahr oder unwahr. Und wie so oft ist dies meist auch noch eine Frage des Geschlechts, der Partei oder der Konfession, wobei einem hier ein zeitweiliger Vergleich mit Gurken unterschiedlicher Farbe gar nicht so abwegig erscheint. Vielleicht hilft aber dieses sicherlich etwas abstrakt anmutende Spiel, in manchen Fällen eindeutigere Verhältnisse herzustellen. Doch dazu müßten es dann auch noch die richtigen Leute spielen. Ob dies je der Fall ist, steht leider auf einem völlig anderen Blatt.

Copyright Peter und Birgit Költringer 2002

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.