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HUMMER ODER FLIEGENPILZ GEFÄLLIG!


Titel: Die heisse Schlacht am kalten Buffet
Hersteller: Ravensburger
Vertrieb: Ravensburger
Erfinder: Alex Randolph
Design: Sybille Engels
Spieldauer: 20 - 30 Minuten
Spieler: 2 - 6, ab: 10
Kategorie: Würfelspiel
Preis: 179,-- ÖS

Die Zahl derjenigen, welche in ihrem Leben noch kein Buffet miterleben konnten, ist in Österreich sicher sehr klein. Der Reiz dieser Veranstaltungen ist vielfältig: Von Seiten des Gastgebers bieten sich ungeahnte Möglichkeiten der Profilierung bei seinem Bekanntenkreis, keine andere Einladung ermöglicht es sonst, sich so wenig und so kurz mit einem einzelnen Gast zu unterhalten und vor allem kann man bei solchen Festivitäten auch problemlos Leute einladen, die man sonst lieber nicht trifft aber gut gebrauchen kann. Doch auch für den Besucher eines solchen Buffets ergeben sich beachtliche MÖGLICHKEITEN: Hier kann man ganz zwanglos ohne Begrenzung und ohne Kontrolle nachnehmen, hier kann man ohne aufzufallen und versunken im Umgebungslärm über andere, die es nicht hören sollen, schimpfen und man kann vor allem auch bereits das Zusehen bei solch einem gesellschaftlichen Ereignis genießen. Nicht selten ist dies das Höchste, was einem widerfahren kann. Denn wo sonst kann man vornehm gekleidete Damen und Herrn von einem auf das andere Bein trippeln sehen, während sehnsuchtsvoll ihre Augen zum noch verdeckten Buffet streifen und der Gastgeber immer noch den Mut besitzt, seine Rede um einige weitere qualvolle Minuten zu verlängern. Es gibt wenige Anlässe, bei denen eine Ansprache scheinbar so ewig lange dauert, wie vor der Eröffnung eines Buffets. In diesen vielgeschmähten Augenblicken sinkt der Blutzucker der Zuhörer ins Bodenlose, habgierige Blicke ziehen die verdeckte Tafel förmlich aus und manches hochdekorierte Mitglied unserer mitteleuropäischen Kultur beginnt ernsthaft die Barbaren zu beneiden, welche sich einfach wahl- und zügellos überall und jederzeit bedienen. Doch sobald die erlösende und beinahe seit Stunden ersehnte Buffeteröffnung erfolgt ist, beginnt für den Beobachter die spannendeste Zeit. Einfach zusehen, das ist nun die Devise: Wie dekoltierte Damen und frackbekleidete Herrn sich mit absolut einmaliger Zielstrebigkeit auf Lachs, Hummer, Schinken, russische Eier, Kerzenleuchter beziehungsweise manchmal auch auf den Nachbarn stürzen, ist schlichtweg einmalig. Auch die Frage, wer mit welcher Figur die besseren Ausgangschancen hat, ist einer längeren Betrachtung durchaus wert: Während sich die Vollschlanken eher durch das Trägheitsgesetz den Platz am Geschehen sichern, können sich dünne bis dürre Teilnehmer mit der Raffinesse eines Indianers auf Kriegspfad lautlos durch die Spalten zwischen den Wohlbeleibten hindurchpressen. Damit können sie dann direkt und gedeckt von gigantischen lebende Fleischmassen, Unmengen von Stangenspargel, Kaviar oder Waldorfsalat in sich hineinschaufeln.

Und direkt bei solch einem Buffet beginnt ein neues Spiel, die "Schlacht am kalten Buffet", welche von einem Altmeister unter den Spielerfindern, von Alex Randolph erfunden wurde. Auf einem sehr handlich verpackten Spielbrett ist ein Rundgang um ein herrliches Buffet aufgemalt: Jeder Teilnehmer muß mittels Würfeln seinen Spielstein auf diesen Rundgang schicken. Drei Würfel stehen zur Verfügung. Jeder Spieler muß selbst entscheiden, wieviele er davon verwendet: Man kann zwar mit höheren Zahlen schneller vorwärts kommen, doch die Sieben darf nicht überschritten werden, denn sonst muß man seinen Rundgang von vorne beginnen. Jeweils am Ende einer Runde kann man ein Gericht von einem speziellen Kartenstapel nehmen. In Abhängigkeit von der Qualität dieser "Gerichtekarte" gibt es dafür Punkte: So bringt ein Fliegenpilz lediglich einen, der Hummer hingegen sieben Punkte. Wenn man im Laufe eines Buffetrundganges zufällig auf einem anderen Spielstein landet, kann man sich ohne würfeln von diesem Mitspieler weitertragen lassen. Der darf nun "schleppen", das Gericht hingegen am Ende der Runde bekommt stets der oberste Spieler. Gewonnen hat am Ende derjenige mit den meisten Punkten.

"Die heisse Schlacht am kalten Buffet" gefällt als relativ kleines Spiel sowohl durch zufriedenstellende Materialqualität als auch durch die übersichtliche Spielanleitung. Es eignet sich besonders als "Zwischendurch"-Spiel, das von der Gehässigkeit der Mitspieler lebt: Denn wer trägt schon gerne ständig einen Schmarotzer spazieren! Doch gerade diese Gehässigkeit kann unter Umständen dazu führen, daß diesen Spiel seinen Reiz verliert. Nach einiger Zeit jedoch ist es auch hier wie nach einem echten großen Buffet, welches für mehrtägiges Bauchweh gesorgt hat: Man versucht es aufs Neue und genießt bis zur nächsten Magenverstimmung.

von Dr.Peter und Birgit Költringer

Verpackung:

5

Material:

5

Design:

4

Spielregel:

6

Originalität:

5

Spielreiz:

4


Copyright Peter und Birgit Költringer 2002

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiter die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.