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HEUCHELN UND MEUCHELN IST IMMER

GEFRAGT.....!

Titel: Heuchel & Meuchel
Hersteller und Vertrieb: Franckh - Kosmos
Erfinder: Rudi Hoffmann
Design: Harald Germer
Spieldauer: 20 - 40 Minuten
Spieler: 3 - 6, ab: 12
Kategorie: Taktikspiel
Preis:

Häufig werden in unserer heutigen Zeit die Zustände der vergangenen Jahrhunderte kritisiert und viele Dinge führen bei uns lediglich zu einem verständnislosen Kopfschütteln, was früher Gang und gebe war. Insbesondere rühmen wir uns heute einer viel größeren Objektivität und Chancengleichheit als zur Zeit unserer Urahnen. Denn wer würde heute schon akzeptieren, daß ein Fürst entscheidet, wen man heiraten darf oder muß? Oder wer würde es zur Kenntnis nehmen, daß nur bestimmte Personen bestimmte Schulen besuchen dürfen? Auch von Seiten der Rechtsprechung erscheinen uns einige Dinge aus der vergangenen Zeit tatsächlich wie das finsterste Mittelalter selbst: Man denke hier nur an Hexenverbrennungen, an ungestrafte Morde in Königshäusern oder aber an die "Verschacherung" von ganzen Völkern im Rahmen von Vernunftehen der herrschenden Schicht. Und all diese Dinge seien angeblich auch noch zum Wohle der Betroffenen gewesen. Sie sehen schon es wurde geheuchelt und gemeuchelt soweit das Auge reicht. Doch es war nicht nur so, denn - auch wenn dies gerne bestritten wird - eigentlich hat sich daran bis heute wenig geändert und das kann sowohl positiv als auch negativ gesehen werden: Beginnen wir mit dem negativen: "Hexen" brennen zwar heute nicht mehr doch die Verurteilung durch die Massenmedien ist oft mindestens so heiß, ungestrafte Morde sind zwar seltener, doch Rufmorde ermöglichen durchaus auch eine "Kaltstellung" von unliebsamen Personen und die "Verschacherung" von Völkern ist heutzutage ein "Sich selbst ausverkaufen" für die Bequemlichkeit des Fortschrittes geworden. Somit blüht das Heucheln und Meucheln nach wie vor. Und auch das strenge "Kastendenken" gibt es noch: Nur heißt die oberste Gruppe in der Hierarchie nicht mehr Adel sondern Geld und diese Liste läßt sich problemlos fortsetzen. Dies war nun die negative Seite von "Heuchel und Meuchel im 20.Jahrhundert". Doch die positive Seite folgt nun: Denn es gibt seit wenigen Monaten das Spiel "Heuchel & Meuchel", welches nicht nur äußerst reizvoll ist, sondern es auch hervorragende Weise versteht, die strengen hierarchischen Verhältnisse des Mittelalters zu simulieren.

Zu Beginn des Spieles erhält jeder Spieler sechs zufällig ausgewählte Kärtchen, auf denen Persönlichkeiten aus verschiedenen Ständen und Nummern zwischen 1 und 6 dargestellt sind. So kann sich unter den Karten sowohl ein Fürst mit der Nummer 6 (die wertvollste Figur im Spiel) befinden als auch ein Bischof mit einer Nummer, der schon weniger wert ist. Doch auch bei den Bischöfen gibt es eine Hierarchie: Denn ein "Sechserbischof" ist wertvoller als eine "Einserbischof". Die unbedeutendsten Personen im Spiel sind die Feuerschlucker, welche die niedrigste "Kaste" bilden, doch auch bei ihnen gibt es durch die Abstufung von 1 bis 6 noch eine weitere Unterteilung in Werte. Auf einem liebevoll gestaltetem Spielbrett hat jeder Spieler seine Bahn und muß dort möglichst hoch hinaufkommen. In jeder Runde kann er mit einer seiner Persönlichkeiten ein Feld vorwärtsfahren, wenn sich dabei "minderwertige Kreaturen" auf den Nachbarfeldern finden kann man diese einfach nehmen, man kann heuchlerisch Sie einfach "unter seine Fittiche" nehmen oder dies kaltblütig einfach als Meuchelmord bezeichnen. Gleichsam als "Lob" dafür darf beziehungsweise muß man gleich noch einmal ziehen. Wer am Ende die meisten Punkte hat - und hier gibt es nun keine Rangunterschiede mehr - ist Sieger.

"Heuchel & Meuchel" ist ein hervorragendes taktisches Spiel, das man mit all seinen Varianten erst nach mehreren Spielrunden beherrscht. Besonders hervorzuheben ist hier ebenfalls die völlig neue Spielidee und das brillante Design im Stille der mittelalterlichen burgundischen Buchmalerei. Auch die Spielanleitung stellt zufrieden, auch wenn man anfangs das Gefühl hat, daß einiges unklar ist. Doch "Heuchel & Meuchel" zählt zu den Spielen, welche man spielen muß, in kürzester Zeit erlernt und das auch nach vielen Spielen immer noch neue Raffinessen in sich birgt.

von Dr.Peter und Birgit Költringer

Verpackung:

4

Material:

5

Design:

6

Spielregel:

4

Originalität:

6

Spielreiz:

6


Copyright Peter und Birgit Költringer 2002

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiter die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.