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HER MIT DEN MÄUSEN!


Titel: Hol's der Geier
Hersteller: Otto Maier Verlag, Ravensburg
Spieldauer: 15 - 30 Minuten
Spieler: 2-5, ab: 10
Kategorie: Kartenspiel
Preis: 179,-- ÖS
Bewertung: **** (sehr gut)

Mäuse sind in unseren Breiten unerwünschte Subjekte. Diese kleinen grauen Vierbeiner mit ihren viel zu langen Schwänzen sind zwar putzig anzusehen, machen aber nach menschlicher Ansicht so ziemlich alles falsch, was man überhaupt falsch machen kann: Sie fressen Speck und Käse, essen aber dabei kaum etwas ganz auf (was nach Knigge äußerst verwerflich ist). Sie finden das kleinste Loch in der Holzwand ebenso wie die für die Party vorbereitete kalte Platte, die sie mit kleinen schwarzen Kügelchen garnieren, welche mit dem Kaviar nur das Aussehen gemeinsam haben. Und sie erschrecken die meisten Lebewesen: Elefanten und Pferde sind davon ebenso betroffen wie honorige Damen und Herren der Gesellschaft. Sie nagen auch Dinge an, die sich gar nicht verzehren lassen, nur um auf diesem Wege ihre Anwesenheit zu dokumentieren.

Wenn Sie Mäuse bis jetzt gehaßt haben, sollten Sie ihre Meinung zumindest kurzfristig revidieren. Denn das Kartenspiel "Hol's der Geier", das von Alex Randolph erfunden und 1988 auf den Markt gebracht wurde, zeigt die Mäuse in ganz anderer Position: Es gibt in diesem Spiel Mäuse- und Geierkarten, welche in der Tischmitte auf einen "Mäuse-Geierstoß" zusammengelegt werden. Die Mäusekarten zeigen die kleinen grauen Nager, wie sie lesen, Tennis spielen, zaubern, Musik machen, malen oder aber auch ganz friedlich an einem Käsestück knabbern und haben einen Wert zwischen einem und zehn Pluspunkten. Im Gegensatz dazu stellen die Geierkarten ein bis fünf Minuspunkte dar. Jeder Spieler besitzt außerdem Zahlenkarten von Eins bis Fünfzehn, die zum Erwerb der Mäuse und Geier verwendet werden. Nun wird jeweils eine Karte vom Mäuse-Geierstoß aufgeschlagen und jeder versucht sie mittels einer Zahlkarte, die dann weggelegt wird, zu ersteigern: Bei den Mäusen erhält derjenige mit dem höchsten Kaufgebot diese, bei den Geiern muß der Niedrigstbieter die Minuspunkte nehmen. Sieger ist, wer am Ende die meisten Punkte hat. Doch das Spiel hat einen wesentlichen Unterschied zu einer normalen Versteigerung: Alle Teilnehmer müssen ihre Zahlenkarte, die sie setzen wollen, verdeckt halten und zugleich aufschlagen, sodaß man erst dann sieht, wer am höchsten oder am niedrigsten gesetzt hat. Wenn zwei oder mehrere Spieler ein gleich hohes Kaufgebot stellen, erhält die nächsthöchste (bei den Mäusen) beziehungsweise nächstniedrigste Karte (bei den Geiern) den Zuschlag. So kann es passieren, daß zwei Spieler für die Mäusekarte mit Wert 10 den höchsten Kaufpreis bieten, der dritte sie aber dann erhält, obwohl er ein viel niedrigeres Gebot hatte. Zusätzlich bleibt ihm auf diesem Weise auch noch seine höchste Zahlenkarte für einen anderen Anlaß erhalten.

"Hol's der Geier" ist ein äußerst gelungenes Spiel: Sowohl die Spielbeschreibung als auch die Aufmachung und der relativ günstige Preis sind sehr positiv hervorzuheben. Es kann außerdem sehr rasch gespielt werden und eignet sich daher auch besonders gut für "Zwischendurch". Und obwohl es durch seine Kürze häufig auch mehrmals hintereinander gespielt wird, verliert es auch dann nichts von seinem Reiz. Diese Mäuse werden sich sicher weiterhin durchsetzen, was wir von ihren lebenden Kollegen nicht hoffen.

von Dr.Peter und Birgit Költringer


Copyright Peter und Birgit Költringer 2002

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiter die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.