LUDING

Intrige


Im Jahre 1994 erschien bei der renommierten Firma F.X.Schmid ein Spiel unter dem Titel "Intrige". Es war ein großes Brettspiel und hat in kurzer Zeit eine richtige Fangemeinde bekommen. Nicht nur das Spiel sondern auch die Firma verschwand vom Markt, doch da gute Ideen weiterleben, ist "Intrige" nun in etwas anderer Form wieder erschienen und erfreut sich bereits nach wenigen Monaten eines regen Interesses.

Im Unterschied zum Original kommt man nun ohne Spielplan aus, doch sonst ist alles sehr ähnlich: Auch hier kann man offiziell bestechen. Ebenso gilt es, etwas zu versprechen, dafür Geld zu kassieren und sich dann an diese Abmachungen nicht zu halten.

Alles spielt in Italien, denn bei uns wäre so etwas überhaupt undenkbar: Jeder Mitspieler ist Herrscher in einer großen italienischen Stadt, welche von einem typischen Patriarchen in rücksichtslos egoistischem Stil regiert wird. Jedem Regenten stehen acht Personen zur Verfügung, er kann sie als Berater an die anderen Höfe entsenden und das bringt Geld. Doch jeder Hof hat nur vier Positionen zu besetzen und da dürfen Berufsgruppen auch nicht mehrfach vorkommen. Da muss man natürlich versuchen, seine eigenen Berater möglichst gut dotiert unterzubringen: Die jeweiligen Positionen an den Höfen bringen Jahreseinkommen von 1000, 3000, 6000 und 10.000 Dukaten. Klarerweise wird da geschmiert, geschmiert und noch einmal geschmiert, wobei das Ganze recht geschickt inszeniert ist: Zuerst bieten die Teilnehmer dem jeweiligen Regenten ihre Bestechungsgelder an und sie zahlen auch gleich. Erst danach gibt der Regent bekannt, was er zu tun gedenkt. So verärgert er mit schöner Regelmäßigkeit mal den einen, dann wieder den anderen Kollegen, der das bei seiner eigenen nächsten Entscheidung sicherlich voll Empörung mit in die Waagschale werfen wird. Wenn auf diesem Wege immer mehr Berater auf den Höfen auftauchen, entstehen dadurch zwangsläufig Konflikte an jedem Hof, denn es wird nur ein Berater pro Fach geduldet. Wer nicht mehr "gebraucht" wird, bekommt nicht - wie hierzulande immer wieder kolportiert - einen "Versorgungsposten" in einem Unternehmen, sondern man erhält einen echten "Entsorgungsposten": Der "Überflüssige" landet auf der "Insel", einem verbannungsähnlichen Ort in der Tischmitte, von dem man nie wieder wegkommt.

Verständlicherweise hat am Ende derjenige das Spiel gewonnen, der am reichsten ist. Dies ist üblicherweise auch der Spieler, der am besten bestochen hat, bestochen wurde und sich am seltensten an das gehalten hat, was er versprochen hat.

"Intrige" lebt von der "Hinterfotzigkeit" der Mitspieler und es ist wirklich erstaunlich, wie sich hier biedere Familienväter, Anwälte, Notare, Klosterschwestern und Geistliche zu wahren Ungeheuern entwickeln können, wenn sie als Mitspieler erst einmal losgelassen werden. Da gibt es oft nichts mehr als Gier, Gier und wieder Gier. Wer diese Art von Spielen liebt, der wird hier von einer Verzückung in die andere fallen. Wer jedoch lieber sein taktisches Geschick, seine Ehrlichkeit und/oder seine karitative Ader ausleben möchte, der sollte "Intrige" besser gar nicht erst probieren.

Birgit und Peter Költringer

Titel

Intrige

Hersteller

Amigo

Erfinder

Stefan Dorra

Design

E. Freytag / M. Wagner

Spieldauer

30 - 45 min

Spieler

3 - 5 , ab 12 Jahren

Kategorie

Verhandlungsspiel

Preis

ca. 12,00 Euro

Bewertung:

Regelgestaltung

6

Ausführung

5

Verarbeitung

5


Copyright Peter und Birgit Költringer 2005

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiters die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.