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Java


Wir schreiben das Jahr 1999: Das Spieleautorenduo Michael Kiesling und Wolfgang Kramer bringen ihr "Tikal" heraus. Die Schatz- und Tempelsuche im gualtemaltekischen Dschungel ist nicht nur für alle Spielefans ein Erfolg: Das Spiel wird zum Spiel des Jahres 1999 gekürt. Ein Jahr später bringen die beiden Tüftler "Torres" heraus, in dem man auf Burgenbau ins alte Spanien entführt wird. Und die Erfolgsstory von 1999 wiederholt sich: Spiel des Jahres 2000!

Nun schreiben wir 2001. Das Team Kiesling-Kramer hat neuerlich zugeschlagen: Unter dem Titel "Java" bringen sie ein Spiel heraus, das auf Anhieb an die Modelle von 1999 und 2000 erinnert. Irgendwie sind diese beiden Spiele auch tatsächlich echte Vorgänger. Aber trotzdem ist hier vieles anders und man hat keinesfalls das Gefühl, eine Kopie von "Tikal" oder "Torres" in der Hand zu haben.

Bei "Java" geht es um die Kultivierung und Besiedelung eines unerforschten und unbewohnten Inselteils von Java, der größten unter den großen Sundainseln. Hier können zwei bis vier Mitspieler durch das Legen von Landschaftsplättchen "ihr Reich" entwickeln: In einem allgemeinen Vorrat finden sich dafür auf großen Dreier-Plättchen je zwei Reisfelder und ein Dorfteil, weiters gibt es auch noch Einer-Quellfelder. Zusätzlich erhält jeder Mitspieler auch noch einen eigenen, allerdings sehr begrenzten Vorrat von Zweier- und Einerplättchen. Da nicht nur nebeneinander sondern auch übereinander gelegt werden darf, entstehen im Laufe des Spieles richtige dreidimensionale Terassenstrukturen, wie man sie von den Reisfeldern Indonesiens aus jedem Bildband kennt. 12 Spielfiguren müssen zusätzlich in Spiel gebracht werden.

Wer an der Reihe ist, hat pro Zug 6 Aktionspunkte zur Verfügung: Damit können Plättchen gelegt, Figuren versetzt oder Paläste gebaut werden. Wenn zumindest zwei Dorfteile nebeneinander liegen, kann man einen Palast darauf bauen und damit das Dorf zur Stadt erheben. Für jeden Palast gibt es Ruhmespunkte, die zwischen zwei und zehn liegen können und abhängig von der Größe der Stadt - d.h. von der Anzahl der Dorfteile sind. Prinzipiell darf aber in jeder Stadt nur derjenige bauen, der mit seiner Figur auf der höchsten Ebene steht. Direkt nach dem Ausbau werden dem Baumeister sofort die halben Punkte für den Palast auf einer Zählleiste gutgeschrieben. Wenn jemand den Palast erweitern will, kann er das, sobald er zum ranghöchsten Baumeister in der Stadt aufgestiegen ist. Gleichzeitig darf man auch ein Palastfest veranstalten. Dabei wird eine Art Versteigerung mit sogenannten "Palastkarten" durchgeführt: Wer schließlich das Palastfest ausrichtet, erhält dafür wiederum Ruhmespunkte. Sobald alle großen Landschaftsplättchen verbaut sind, kommt es zur Schlussabrechnung. Dabei erhält der am höchsten und zweithöchsten Platzierte in jeder Stadt nochmals Punkte.

"Java" ist zwar in seinen Elementen den beiden anderen Spielen des Kiesling-Kramer-Duos durchaus ähnlich, jedoch geht es eindeutig noch um einen Schritt weiter: Die dreidimensionale Struktur in Verbindung mit den taktischen Legemöglichkeiten und dem Versteigerungselement bei den Palastfeiern schaffen einen perfekten Spielespaß zu einem rundum stimmig verarbeiteten Thema.

Nach so viel Lob wird sich wahrscheinlich der eine oder andere fragen, ob es da nicht doch noch einen Haken gibt. Die Antwort lautet Ja und Nein: Denn wenn sich in der Spielrunde Persönlichkeiten mit zwanghaft pedantischen oder aber grüblerischen Tendenzen finden. Denn dann wird das ganze Spiel zu einer äußerst langatmigen Angelegenheit. Doch dies gilt nicht nur für "Java" sondern auch für viele andere Spiele, die sich wahrlich nicht verstecken müssen.

Birgit und Peter Költringer

Titel

Java

Hersteller

Ravensburger

Erfinder

Michael Kiesling, Wolfgang Kramer

Design

Franz Vohwinkel

Spieldauer

ca. 90 - 120 Minuten

Spieler

2 - 4, ab 12 Jahren

Kategorie

Taktisches Legespiel

Preis

ca. 430,-

Bewertung:

Idee

5

Regelgestaltung

6

Ausführung

6

Verarbeitung

6


Copyright Peter und Birgit Költringer 2002

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiter die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.