LUDING

TRAXENBICHL - man muß den Ort einfach kennen!

Wer sich für Geographie interessiert, wird dieses Fach vielleicht noch nie von einem spielerischen Standpunkt aus gesehen haben. Anders ist dies beim vorliegenden Spiel und das, obwohl es sich um kein Lernspiel im engeren Sinne handelt. Denn hier geht es um Details, die man im üblichen Geographieunterricht wohl kaum kennenlernt: Es ist ja wahrlich keine Kunst zu wissen, wo Wien oder Amsterdam liegt, aber wer weiß schon, wo Trabzon, Saida und Boxmeer liegt? Oder fragen Sie Ihr Gegenüber in der Straßenbahn einmal, wo denn eigentlich Kautokeino ist. Möglicherweise wird sich der Gefragte zu Boden beugen und nach etwas suchen, da er annimmt, sie hätten etwas gerade verloren, was diesen merkwürdigen Namen trägt. Man sieht hier schon, diese Form des Wissens ist neu und somit ist "Traxenbichl", das übrigens in Österreich liegt, ein Spiel durchaus wert, auch wenn es vom Preis her nicht gerade billig ist.

Der erste Eindruck ist schlichtweg gigantisch: Da gibt es eine überdimensionale Schachtel mit einer Europakarte als Spielplan im Tischtennistischformat. Zusätzlich ist auch eine merkwürdige schiefe Ebene mit Rillen vorhanden, auf der man eine Kugel hinuntertorkeln lassen kann, die nach dem Prinzip einer Sanduhr funktioniert. Zwei Spieler oder zwei Teams treten gegeneinander an: Es wird nun aus der großen Anzahl von Karten eine gezogen, auf der das Bild einer Gegend mit Ortsnamen abgebildet ist. Bis die Kugel über die schiefe Ebene hinuntergelaufen ist, hat man Zeit, den Ort auf der riesigen Landkarte zu finden. Wer das schafft, erhält 4 Punkte. Danach werden weitere geographische Informationen vorgelesen, welche immer genauer werden. Ganz am Ende werden sogar die Koordinaten angegeben und dann weiß auch der letzte Teilnehmer, daß Kaiouan auf P14 und Kautokeino auf B20 liegt. Das findet man dann mit einiger Übung auch tatsächlich auf der Landkarte. Je genauer die Beschreibung ist, desto weniger Punkte kann man noch bekommen. Sieger ist zuletzt dasjenige Team mit der höchsten Punktezahl.

"Traxenbichl" nimmt die Geographie einmal von der lustigen Seite aufs Korn und das erscheint nicht weniger lehrreich, denn Koordinaten zu finden ist manchmal mindestens ebenso schwer wie das Finden von Äthiopien oder Andorra. Durch die neuartige "Kugelzeitmessung", welche nicht wenig Lärm macht, entsteht zusätzlich auch noch ein schönes Quentchen an Streß. Sollten Sie in der unglücklichen Lage sein, Vater oder Mutter eines vielseitig interessierten, kreativen, träumerisch veranlagten, zur Muße neigenden Sprößlings sein, der Geographie aufgrund eines verständnislosen Lehrers mit einer eher hohen Note abgeschlossen hat, dann könnten Sie nach einer Spielrunde die erste Sprechstunde im Herbst dazu nutzen, den Herrn Professor einmal zu fragen: "Sie sind ja Geographieprofessor, wo liegt eigentlich Kautokeino, Kairouan und Boxmeer?" Entweder weiß er es nicht, dann wird er begeistert von ihrem Allgemeinwissen sein und ihren Sohn gleich um Vieles ehrfürchtiger behandeln oder aber er weiß es: Dann hat er leider das Spiel "Traxenbichl" bereits einmal gespielt.....

Copyright Peter und Birgit Költringer 2002

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.