LUDING

King Arthur


Es war eine echte Premiere! Üblicherweise werden Spiele von großen Firmen zuerst in Deutschland ausgeliefert. Mehr als einmal wurden diese dann dort von allen möglichen Leuten gespielt und getestet. Manchmal wurden sie dann schon preisgekrönt, während wir Österreicher davon noch gar nichts gesehen haben und uns wie die hintersten Alpenländner nur am Kopf oder an unseren Bartstoppeln kratzen konnten, was denn da für Spiel einen Preis bekommen hat.

Doch diesmal war alles anders! Da waren erstmals die Kleinen am Zug! Gemeinsam mit den Schweizern waren die Österreicher die ersten! Das kennt man sonst nur von der Schipiste! Wir haben das Spiel als erste geliefert bekommen, das hinter vorgehaltener Hand bereits seit einiger Zeit sensationsträchtig angekündigt wurde und - dieses Spiel wurde noch dazu mit dem österreichischen Preis "Spiel der Spiele" ausgezeichnet, während die deutschen Lieferungen noch gar nicht Europa erreicht hatten. Endlich sind wir einmal vorne und das noch dazu bei einer elektronischen Sensation auf dem Spielesektor, denn es handelt sich dabei um das erste Brettspiel mit lernfähiger elektronischen Steuerung.

Die Rede ist von "King Arthur", in dem England einen neuen König sucht. Natürlich kommt dafür nur der tapferste, gescheiteste und beste Ritter der Runde in Frage. Vier Teilnehmer können sich um den Königsthron "geiern" und dabei im Laufe des Spieles Abenteuer bestehen, Handel treiben, tauschen und mit den Bewohnern des Spielbretts mehr oder minder gut umgehen. Denn nur so kommt man zu den begehrten Ruhmespunkten, die einen schließlich die Krone Englands bringen. Alles spielt sich auf den zweiundzwanzig Feldern des Spielbretts ab, wo sich Burgen, ein Turnierplatz, ein Steinkreis und ein Galgen finden. Fünfundvierzig unterschiedliche "Typen", zum Teil nett, zum Teil das Gegenteil davon und in allen Schattierungen dazwischen sind hier zu finden und sie alle melden sich auf dem einen oder anderen Feld zu Wort: Da gibt es Ungeheuer, bestechliche Brückenwächter, Bettler, rauflustige Burschen und viele andere eigentümliche Gestalten. Manche davon haben fixe Plätze auf den Feldern, andere wiederum können plötzlich irgendwo auftauchen und mit ihnen muss man dann zurecht kommen. Alle Worte der genannten Gesellen kommen aus dem "Merlinstein" auf dem Spielbrett, wo man zunächst auch als schwarzer, weißer, blauer oder roter Ritter begrüßt wird und danach auch immer wiedererkannt wird. Das Geheimnis dafür liegt in der Leitfähigkeit der eigenen Finger, mit der man den Helm seiner Figur anzugreifen hat, dies solange die Finger "normal leiten". Man sollte sie daher nicht eincremen und auch von "Raucherfingern" wurde berichtet, dass es Erkennungsprobleme während des Spiels gegeben haben soll. Wer mit seinem Ritter auf eine der oben genannten Figuren auf den Feldern trifft, kann mit dem Gegenüber eine Aktion ausführen: Dazu gibt es am Spielfeldrand weitere Felder für Freundschaft, Kampf, Rückzug, Nachgeben oder Ignorieren. Hier kann man frei wählen, doch wie man mit seinem "elektronischen Partner" umgeht, ist für die Zukunft nicht unbedeutend: Wenn man zum Beispiel einen Bettler einfach ignoriert, gilt man sehr schnell als hartherzig und dann wird einem von den Dorfbewohnern - wenn man es nötig hat - auch nicht geholfen. Mit einem Ritter hat man üblicherweise zu kämpfen, mit einem Händler kann man aber auch durchaus feilschen. Alles, was man tut, merkt sich die Elektronik und so entsteht im Laufe der Zeit eine Art "eigene Persönlichkeit", auf die in verschiedenen Situationen auch unterschiedlich reagiert wird.

"King Arthur" ist ein faszinierendes Spiel, darüber besteht wohl kein Zweifel! Anfangs ist dies besonders durch die gesprochenen Worte der Fall, im Laufe der Zeit aber wirkt vor allem die Atmosphäre, in die man richtiggehend "hineingeholt" wird. Und irgendwie erinnert dann vieles an eines der großen traditionellen Rollenspiele, welche manchmal stunden-, manchmal aber auch tagelang von ihren Fans mit Hingebung gespielt werden.

Birgit und Peter Költringer

Titel

King Arthur

Hersteller

Ravensburger

Erfinder

Reiner Knizia

Design

B.Vallejo, F.Vohwinkel,

Spieldauer

50 - 60 Minuten

Spieler

1 - 4, ab 8 Jahren

Kategorie

Computerunterstützes Abenteuerspiel

Preis

ca. 55,00 Euro

Bewertung:

Regelgestaltung

6

Ausführung

6

Verarbeitung

6


Copyright Peter und Birgit Költringer 2005

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiters die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.