LUDING

King Lui


Seine Hoheit geruhen wieder einmal zu völlern! Torten, Bordeaux der besten Jahrgänge, Käsespezialitäten aus aller Welt, ganze Berge von Schinken und noch vieles mehr kommen aus der Küche des Königs. Wer nun meint, dass es sich hier um die Beschreibung eines Renaissancefestes handelt oder um eines der neuerdings zunehmend modernen Rittermahle, der irrt. Denn die Rede ist von einem Spiel, bei dem man ganz ohne zuzunehmen mit oben genannter Hoheit speisen kann.

Dass man sich dabei keinerlei Kalorien zuführt, wird wohl von vielen als angenehm empfunden, andererseits könnte man aber auch von einem "Lange Zähne machen" sprechen, denn wer sitzt schon gerne vor ein paar Karten und nimmt auf diese Weise an einem Festmahl mit des ausgewähltesten Köstlichkeiten teil, ohne deren Geschmack am Gaumen und ihren Geruch in der Nase zu spüren?

Egal ob man diese moderne Fastenkur nun positiv oder negativ sieht, King Lui lässt alle an seinem Festmahl teilhaben. Jeder Mitspieler ist einer der begünstigten Untertanen und alle sitzen schon bei Tisch, als ein alter Bekannter bei der Türe hereinschwänzelt: Emerald der Hausdrache hat sich ebenfalls eingeladen. Er muss wohl aus seinem eigenen Spiel entlaufen sein, denn unter dem Titel "Emerald" ist der Drache bereits vielen spielbegeisterten Freaks längst bekannt. Und so beliebt er im eigenen Spiel ist, so nett ist er auch in dieser Partie: Denn er holt sich seinen Anteil stets direkt vom Teller des Königs, sodass - wenn jemand zu kurz kommt - dies der Herrscher persönlich ist.

Zu Beginn der Partie liegen alle Karten verdeckt auf einem Stapel: Derjenige, welcher zuletzt etwas gekocht hat, eröffnet die Gourmetkartenschlacht: Es werden stets doppelt so viele Karten neben einander aufgelegt, wie Spieler teilnehmen. Gleiche Karten werden zusammengelegt und nun darf man sich daraus reihum etwas aussuchen: Man kann dabei immer nur eine Sorte wählen, davon müssen dann aber alle offen liegenden Karten genommen und als Handkarten behalten werden. Es gibt während der ganzen Partie keine Möglichkeit, wieder etwas davon loszuwerden. Sollte man auf keines der am Tisch aufgelegten Gerichte Lust haben, kann man auch vom verdeckten Stapel ziehen. Was übrig bleibt, erhält der König, der persönlich nicht anwesend ist, der aber am Tisch einen eigenen Platz hat, wo seine Karten hinwandern. Wenn jemand einmal nichts essen will, kann man Emerald verwenden. Auch von ihm gibt es einige Karten, die - sobald eine auftaucht - seitlich zur weiteren Verwendung aufgelegt werden. Emerald frisst vom Teller des Königs maximal zwei Karten weg und reduziert damit das Essen seiner Durchlaucht. Und auch wenn niemand genau weiß, wie dieses Spiel entstanden ist, dürfte die Fresslust des Drachens wahrscheinlich die Ursache für den Zorn des Monarchen gewesen sein, der daraufhin eine ganz spezielle Abrechnungsregel einbauen ließ: Für jede Karte, die ein Untertan am Ende besitzt, gibt es so viele Punkte, wie seine Hoheit Karten davon hat. Doch wer sich erdreistet, mehr Karten als der König zu haben, bekommt für diese Gerichte überhaupt nichts. Was nützen einem dann schon 5 Weinkarten, wenn der König selbst nur vier davon hat?

"King Lui" ist ein nettes kleines Kartenspiel, dass einerseits von der Raffgier der Teilnehmer lebt, andererseits von der Fresslust Emeralds. Denn wenn man den Hausdrachen des König gezielt einsetzt, kann man im letzten Abdruck noch die Kartenbestände von King Lui gezielt reduzieren, damit ein Kollege dann zuviel hat und damit bei der Abrechnung leer ausgeht! Auf diese Weise steht einigen gehässigen Runden sicherlich nichts mehr im Wege.

Birgit und Peter Költringer

Titel

King Lui

Hersteller

Abacus

Erfinder

Alan R.Moon, Aaron Weissblum

Design

Georg von Westphalen

Spieldauer

ca. 15 - 20 Minuten

Spieler

3 - 5, ab 7 Jahren

Kategorie

Kartenspiel

Preis

ca. 7,00 öS

Bewertung:

Idee

5

Regelgestaltung

5

Ausführung

5

Verarbeitung

5


Copyright Peter und Birgit Költringer 2003

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiters die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.