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KUHHANDEL - Menagerie zu versteigern


Die meisten Menschen haben schon einmal an einer Versteigerung teilgenommen. Dabei fasziniert in vielen Fälle nicht nur die Tatsache, daß man bestimmte Gegenstände besonders preiswert erwerben kann, sondern häufig ist einfach die Atmosphäre einer Versteigerung faszinierend: Da sitzt ein Auktionator am Podium, der in atemberaubender Geschwindigkeit Zahlen förmlich in den Saal schleudert; da lehnen sich lässige Profis bequem in ihren Sesseln zurück. Manche lassen ihre Hand gleich oben lassen, bis ihr persönliches Limit erreicht ist und während sich einige Damen um eine Goldlocke von Maria-Theresia raufen, beugen sich kühle Rechner über ihren Katalog und planen bereits das Geschäft ihres Lebens. Dazwischen sitzen dann noch einige leicht verschreckt wirkende Zeitgenossen, welche vor lauter Streß im Endeffekt so ziemlich gar nicht mitbekommen, außer daß ihr Puls in ähnliche Höhen schnell wie der Preise des soeben versteigerten Nachttopfs von Elvis Presley.

Einen zusätzlichen Reiz bekommt das Ganze, wenn man sich nicht um Kunstgegenstände abmüht, sondern versucht, Tiere zu ersteigern. Da die meisten von uns weder die Chance haben, einen solchen Viehmarkt zu besuchen noch dort auch Tiere für die Wohnung zu ersteigern, gibt es in Spielform eine wirkungsvolle Alternative unter dem Namen "Kuhhandel".

Hier können Tierkarten, welche von der Kuh bis zur Gans die ganze Bauernhofgarde darstellen, ersteigert werden. Abwechselnd ist jeder in der Runde einmal Auktionator und bietet möglichst wortgewaltig und werbewirksam eine "wunderschöne Kuh mit perfekt gestylten Hörnern", ein "herrliches Schwein, das nach Deo duftet", die "Schönste aller lebenden Ziegen" oder aber auch "die Gans mit dem längsten Hals auf der Welt" an. Die anderen Spieler können dieses Tier nun ersteigern und im Endeffekt geht es darum, möglichst ein Quartett von der jeweiligen Tiergattung zu bekommen, denn nur das bringt Punkte. Wenn schließlich alle Tiere auf diese Weise versteigert sind, beginnt erst der eigentliche Kuhhandel: Denn nun wird solange um die Karten gefeilscht, bis überall nur mehr Quartette vorliegen: Die Spieler, welche um ein Tier bieten, legen dabei jeweils die von ihnen gebotene Geldmenge verdeckt auf den Tisch, dann wird das Geld getauscht und nachgesehen, wie hoch die Gebote sind. Der Meistbieter erhält das Tier, das Geld bleibt auf alle Fälle getauscht. Hier wird natürlich eifrig mit Bluff und faulen Tricks gearbeitet, denn man kann auch "Nullen" bieten, die zwar wie Geld aussehen aber völlig wertlos sind. So kann es dann auch vorkommen, daß eine Kuh um 800 Schilling plötzlich für nur zehn Schilling den Besitzer wechselt, was die eine Seite zu Freudengeheul, die andere Seite hingegen zu Rachegefühlen stimuliert. Am Ende wird abgerechnet und jedes Tierquartett bringt Punkte. Sieger ist schließlich derjenige mit der höchsten Punkteanzahl.

"Kuhhandel" ist ein sehr schnelles Spiel, welches einen im Laufe der Zeit auch recht gut lehrt, die Mitspieler einzuschätzen - zumindest glaubt man dies eine Zeitlang: Denn da gibt es welche, die ständig nur kleine Summen bieten, um zu großen Tieren zu kommen. Klarerweise wird man sich darauf einstellen. Doch oft wird daraus nichts, denn plötzlich ändert der Konkurrent seine Strategie und agiert nun völlig unberechenbar. Doch gerade solche Niederlagen sind prädestiniert dafür, gerächt zu werden und damit ist auch der nächste "Kuhhandel" schon vorprogrammiert. Kein Wunder, daß es hier oft zu stundenlangen Gefechten um ganze Bauernhöfe kommt. Eine Rekordspieldauer ist uns derzeit unbekannt und es steht jedem noch frei, einen offiziellen Spielrekord für das Guinessbuch aufzustellen.

KUHHANDEL:

Titel

Kuhhandel

Hersteller

Ravensburger

Erfinder

Rüdiger Koltze

Design

Josef Blaumeister

Spieldauer

20 - 40 Minuten

Spieler

3 - 5, ab 10 Jahre

Kategorie

Kartenspiel

Preis

ca. 180,-- ÖS

Bewertung:

Idee

6

Regelgestaltung

6

Ausführung

6

Verarbeitung

5


Copyright Peter und Birgit Költringer 2002

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiter die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.