LUDING

Kunstbox


Eigentlich ist das heutige Spiel kein wirkliches Spiel und doch ist es eindeutig ein Spiel. Es geht dabei um Gemälde, Maler, Museen, Epochen, Fälschungen und um eine gehörige Portion Bluff. Und das Ganze ist auch noch lehrreich! Jetzt wissen Sie wahrscheinlich, warum man sich schwer tut, hier von einem Spiel im herkömmlichen Sinn zu sprechen. Doch keine Frage, "Kunstbox" ist ein Spiel und ein ganz besonders reizvolles obendrein.

Der Spielmechanismus ist eigentlich sehr einfach: In einer schwarzen Box - der "Kunstbox"- befinden sich eine Reihe von Meisterwerken von Dürer bis Klimt, um nur zwei der berühmten Schöpfer der Gemälde zu erwähnen. Das jeweilige Gemälde ist zuerst mit kleinen Holztäfelchen zugedeckt. Jeder Teilnehmer hat vor sich einen Fragebogen, auf dem verschiedene Fragen stehen. Einige davon sind: Wie heißt der Künstler? Wann und wo hat er gelebt? Wann wurde das Bild gemalt? Was ist das für ein Stil? Wo hängt es jetzt? Was ist dargestellt? Hat es einen Titel? Gibt es darauf Fälschungen?

Wer an der Reihe ist, muss eine der kleinen Holztäfelchen wegnehmen und nun kommt ein kleiner Bildausschnitt zu Vorschein. Dann ist eine der Fragen zu beantworten. Dabei kommt es aber nicht in erster Linie darauf an, ob die Antwort richtig oder falsch ist, sondern wie überzeugend man sie präsentiert. Denn die Teilnehmer, welche glauben, dass die Antwort stimmt, belohnen den selbst ernannten Kunstexperten mit einem Chip. Dafür dürfen sie sich seine Antwort auf ihrem Fragebogen notieren. Wenn man selbst an der Reihe ist, darf man aber dafür nur mehr noch offene Frage beantworten. Im Laufe der Zeit wird auf diese Weise das ganze Gemälde "entblättert" und die Fragebögen füllen sich langsam aber sicher. Sobald das ganze Bild offen da liegt, wird die Auflösung anhand der Spielanleitung präsentiert. Nun gibt es für jede richtig notierte Antwort nochmals einen Chip und so kann man sich durch die ganze Gemäldegalerie spielen, bis schließlich der Sieger gekürt ist.

"Kunstbox" ist zwar nach den oben genannten Regeln zu spielen, aber eigentlich geht es hier nicht um Sieg oder Niederlage sondern im Laufe der Zeit entsteht ein Gespräch über Kunst. Man lernt, Bilder zu betrachten, über sie zu reden, sich über sie Gedanken zu machen und bekommt so Wissen und Kultur vermittelt. Besonders lustig ist es, nach Fälschungen zu suchen, denn in fast jedem Bild sind Dinge dargestellt, welche im Original fehlen oder einfach nicht ganz zum Bild passen. Deswegen trägt das Spiel auch den merkwürdigen Untertitel "Kunstfälschern auf der Spur."

Abschließend gilt es noch, einige Anmerkungen über die Ausführung dieses Spieles zu machen: Die "Kunstbox" erfüllt alle Erwartungen, die man in hochwertige Kunstbücher setzt; kein Wunder, denn es wird von "Prestel", einem der renommierten Kunstverlage hergestellt. Mag sein, dass die Thematik für manchen Spielefreak, der findet, dass Spiele eine gewisse Art von "Lustigkeit" vermitteln müssen, ein Hemmschuh ist, doch wer erst einmal eine Partie gespielt hat, bekommt nicht nur Wissen über Malerei vermittelt, sondern vielleicht auch einen anderen Blick für Gemälde - und das ist mehr als einen Versuch wert.

Birgit und Peter Költringer

Titel

Kunstbox

Hersteller

Prestel

Erfinder

Gerhard Grubbe

Design

Prestel

Spieldauer

30 - 60 Minuten

Spieler

2 - 5, ab 12 Jahren

Kategorie

Kunstspiel

Preis

ca. 40,00 Euro

Bewertung:

Regelgestaltung

6

Ausführung

6

Verarbeitung

6


Copyright Peter und Birgit Költringer 2005

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiters die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.