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LATREL - Megamix zweier tausend Jahre alter Spiele!


Ein Schachgroßmeister und ein Damespieler treffen sich. Beide wollen miteinander spielen, doch jeder möchte "sein" Spiel spielen. Sie beschließen daher, eine Mischung aus beiden zu schaffen. Zuerst beginnt der Damespieler, an den Figuren herumzukritisieren, denn seiner Meinung nach sollte man alle einfach zu flachen Plättchen zusammenschleifen, wofür braucht man schon so fein geschnitzte Pferde, Türme mit Zinnen, gedrechselte Läufer sowie König und Königin mit Krönchen auf den erlauchten Häuptern? Diese Spielfiguren verschmutzen auch viel zu rasch. Für den Schachspieler grenzt diese Forderung beinahe an Gotteslästerung, doch er glaubt, den wahren Grund verstanden zu haben: Sein Gegner scheint sich lediglich gegen die typischen Schachfiguren zu wehren. So macht er daraus abstrakte Figuren, die zum Teil einen kreisförmigen, zum Teil einen quadratischen und zum Teil einen rhombenartigen Querschnitt haben. Die Bauern sind zu kleinen Würfeln geworden. Und um dem Damespieler etwas weiterzuhelfen, der üblicherweise nur helle von dunklen Plättchen unterscheiden kann, färbt er seine Steine in eine leuchtende blaue und eine leuchtende rote Gruppe. In einem Punkt jedoch macht der Schachmeister keine Zugeständnisse: Die Aufstellung muß nach seinem Kopf gehen. Das akzeptiert der Damespieler, er hat aber noch einen wichtigen Wunsch: Als Kind hatte er einmal einen Tritt von einem Pferd bekommen, seither haßt er diese Wesen. Angeblich lernte er deswegen auch Dame und nicht Schach, das für ihn nach der Kopfverletzung nicht mehr geeignet gewesen sei. Auf alle Fälle lehnte er seit damals Pferde aus prinzipiellen Gründen ab. Nach ausführlicher Diskussion einigten sich die beiden auf vier Türme, so daß die verhaßten Gäule vom Spielbrett verbannt werden konnten. Damit stand der Startaufstellung nichts mehr im Wege.

So oder ähnlich könnte die Entstehung von "Latrel", einem neuen Spiel vor sich gegangen sein, wenigstens im Kopfe des Autors. Denn es ist schon frappierend, wie schachähnlich die Startaufstellung ist. Doch wenn nun ein Schachexperte meinen sollte, die Partie bereits für sich entschieden zu haben, dann ist er mit Sicherheit auf dem Holzweg: Denn auch bei den Regeln hatte der Damespieler von oben einiges mitzureden, besser gesagt sogar den Hauptteil zu sagen. Denn die Zugart ist wie im klassischen Damespiel, bei dem durch Überspringen geschlagen wird und Kettensprünge an der Tagesordnung sind. Die Bauern wurden bei dieser Partie nur zu Verteidigern degradiert, denn diese Exemplare können nicht springen und daher auch nicht schlagen. Dafür können sie aber auch seitwärts und rückwärts ziehen, was in der Schachriege meist für beachtliche Verwirrung sorgt. Das Spiel ist zu Ende, wenn alle Angreifer einer Gruppe geschlagen oder eine bestimmte Anzahl bewegungsunfähig ist.

"Latrel" erscheint auf Anhieb wie eine neue Schachvariante, doch wer dieses Spiel einmal versucht hat, wird bemerken, daß es eben völlig andersläuft: Nicht nur anders als Schach sondern auch anders als Dame und doch liegt es irgendwie in der Mitte. Ähnlich wie bei Schach braucht es einige Zeit, bis sich das Spiel entwickelt hat, doch dann geht alles sehr schnell: Denn die gefürchteten Seriensprünge führen meist zu einer rasanten Steinereduktion des Schwächern, der sich dann nur mehr recht schlecht wehren kann. Doch es gibt ja eine Revanche und üblicherweise lernt man von Runde zu Runde dazu...

LATREL:

Titel

Latrel

Hersteller

ASS

Erfinder

Richard Morgan

Design

ASS

Spieldauer

30 - 90 Minuten

Spieler

2, ab 8 Jahre

Kategorie

Taktikspiel

Preis

ca. 400,-- ÖS

Bewertung:

Idee

4

Regelgestaltung

6

Ausführung

6

Verarbeitung

6


Copyright Peter und Birgit Költringer 2002

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiter die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.