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STADTPLANUNG GANZ REALISTISCH: Linie 1


Es soll Städte geben, in denen es Büros für Stadtplanung gibt. Es soll sogar Städte geben, wo Bürgermeister, Stadträte und auch noch einige Gemeinderäte darüber nachdenken, wie man Verkehrsverbindungen verbessert. Angeblich stammt die Grundidee zu diesem Spiel von einem ganzen Stadtrat.....

Denn man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daß das hier beschriebene Spiel starke Ähnlichkeit zur Realität aufweist. Manchmal hat man sogar das Gefühl, gleichsam eine ganze Anleitung zur modernen Verkehrspolitik vor sich liegen zu haben. Der Trend lautet: "Umstieg auf die Schiene" und das ist wohl auch das Motto dieses Spieles, in dem jeder Mitspieler eine Straßenbahnlinie bauen soll. Doch damit das Ganze auch den notwendigen Bezug zur Wirklichkeit enthält, ist anfangs niemandem klar, was der Andere eigentlich tut. Denn jeder macht einmal einen Plan. Es ist dabei auch völlig gleichgültig, wieviele Menschen wo wohnen oder wohin sie müssen, es werden einfach verdeckt Kärtchen gezogen, auf denen bestimmte Haltestellennamen stehen, die man auf dem Spielplan wiederfindet. Dorthin soll dann auch gebaut werden. Doch noch ist es nicht soweit, denn zuerst bekommt jeder Mitspieler ebenfalls verdeckt eine Linien-Nummer zugewiesen, für die man dann Schienenkärtchen vom Start bis ins Ziel verlegen muß. Somit weiß niemand vom Anderen, wer welche Linie wohin bauen wird und das ist auch wichtig, denn es kommt auch darauf an, möglichst gut geplante und kurze Streckenführungen zu schaffen. Schnelle und wohl überlegte Konzepte haben aber in der Praxis den Nachteil, daß die Idee meist von jemandem Anderen stammt. Damit ist auch die besten Streckenplanung naturgemäß schlecht und wird daher von allen anderen blockiert.

Man baut also eine Strecke für eine Linie, die man nur selbst kennt. Das geschieht mit Schienenkarten, die möglichst unauffällig gelegt werden sollen. Diese Schienenkarten werden verdeckt von einem Stapel gezogen und entsprechen den technischen Richtlinien für Straßenbahnen: So sind zum Beispiel spitze Winkel oder auch zu knapp verlegte Schienen nicht möglich. Wer als Erster an einer Haltestelle vorbeikommt, stellt dort ein Schild auf. Im Laufe der Zeit merkt man langsam, wer welche Linie besitzt und wohin gebaut wird. Klarerweise setzt nun das übliche politische Gerangel um die Blockierung des Anderen ein und man verbaut ihm seine Schienen mit unbrauchbaren Kurven, die man zwar selbst nicht brauchen kann, die aber dem Anderen schaden. Schließlich aber hat man es geschafft, die Linie ist vollendet: Man deklariert sich und das ist wohl auch der markanteste Unterschied zur Realität. Nun gilt es auch noch, die Jungfernfahrt von Start bis ins Ziel als Erster zu absolvieren: Dazu stellt man die passende Holzstraßenbahn auf sein Startfeld und würfelt sie mit einem Spezialwürfel bis zur Endstation. Doch leider dominieren dabei die niederen Zahlen, sodaß sich dieser Weg sehr ziehen kann. Wer es schließlich trotzdem schafft, dürfte wohl Bürgermeister in der Stadt werden. Danach steht einer Neuauflage des verkehrspolitischen Chaos nichts mehr im Wege und die Stadträte - pardon Mitspieler - versuchen aufs Neue, eine möglichst ausgewogene Mischung aus Eigeninitiative, Gehässigkeit und Geheimhaltung zu liefern.

Die Grundidee der "Linie 1" erinnert an einige Vorläufer und doch ist dieses Spiel irgendwie anders. Vor allem zeigt es auch nach der 10. Runde noch keinerlei Abnützungserscheinungen. Denn irgendwie ist dieses ganze Chaos faszinierend: Man sollte daran denken, wenn man wieder einmal auf die Straßenbahn wartet und sie einfach nicht kommt.

LINIE 1:

Titel

Linie 1

Hersteller

Gold Sieber

Erfinder

Stefa Dorra

Design

Franz Vohwinkel

Spieldauer

50 - 60 Minuten

Spieler

2 - 5, ab 10 Jahren

Kategorie

Taktik/Glück/Bluff

Preis

ca. 400,-- ÖS

Bewertung:

Idee

5

Regelgestaltung

6

Ausführung

6

Verarbeitung

6


Copyright Peter und Birgit Költringer 2002

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiter die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.