LUDING

Magellan


Wollten Sie nicht schon längst eine der großen Persönlichkeiten der Weltgeschichte für sich arbeiten lassen? Haben sie sich nicht auch schon gefragt, ob man nicht vielleicht den einen oder anderen Star engagieren könnte, um - ähnlich wie die Superreichen dieser Welt - sich selbst in ihrem Glanz sonnen zu können? "Magellan" schafft auf den ersten Blick zumindest eine "spielerische" Variante: Sie können hier Christoph Kolumbus und "seine Band" - damit sind so bekannte Entdecker wie Ferdinand Magellan oder Vasco da Gama gemeint - leasen. Korrekterweise müsste man eigentlich von Time-Sharing sprechen, denn nur in Einzelfällen bekommt man die Herrn ganz alleine, meist hat man sie mit einem der Spielerkollegen zu teilen.

Wie viel kostet so jemand - ist wohl meist die nächste logische Frage und die Antwort ist einfach: "Hängt davon ab, wie man sie kriegt!" Denn alle Anteile an den besagten Persönlichkeiten werden an den Höchstbietenden verschachert - und das geschieht im Rahmen von drei Versteigerungsrunden. Für die erste Runde gibt es pro Entdecker je drei Karten, auf denen diese symbolisiert dargestellt sind. Die Spieler bieten nun reihum, wobei das höchste Gebot wie so üblich den Zuschlag erhält. Man darf dann ein Schiffchen seiner Farbe auf das entsprechende Feld des Entdeckers setzten, das jeder der Teilnehmer vor sich liegen hat und zeigt damit an, dass man einen Teil von diesem oder jenen Herrn rechtmäßig erworben hat. Sobald die Runde beendet ist, gibt es einen kleinen Geldnachschub und eine weitere Versteigerungsrunde beginnt, wobei nun aber nur mehr zwei Karten pro Entdecker feil geboten werden. Außerdem dürfen nun auch nur mehr diejenigen mit steigern, welche in der Vorrunde schon etwas vom jeweiligen Entdecker zugeschlagen bekommen haben. Wer diesmal zu den Glücklichen zählt, ein Stückerl eines Entdeckers zu bekommen, darf das wiederum mit seinem Schiffchen auf der Karte vor sich anzeigen. Nach einem weiteren kleinen Geldnachschub folgt schließlich die letzte Versteigerung, bei der nur mehr eine Karte pro Entdecker angeboten wird und natürlich wiederum nur diejenigen mitbieten dürfen, die zuvor bereits ein passendes Entdeckerteilchen erhaschen konnten. Im Rahmen der anschließenden Abrechnung werden die Siegpunkte zusammengezählt, die man mit seinen Schiffchen gefahren ist und der punktereichste Spieler wird zum "Supermegaentdecker" gekürt.

Es besteht wohl kein Zweifel, dass dieses Spiel ein klassisches Versteigerungsspiel, wobei die drei Runden mit den Einschränkungen beim Bieten eine zusätzliche Finesse darstellen. Wie nicht anders zu erwarten, hat man fast immer zu wenig Geld, denn der klägliche Nachschub nach jeder Runde ist einfach lächerlich. Doch es gibt noch eine andere Möglichkeit: Manche Entdecker bieten bereits nach jeder Runde ein Zusatzeinkommen an - wieviel kann man auf den Karten mit den Schiffchen nachlesen. Diese Herrn bringen dann zwar am Ende weniger Siegpunkte, doch es bringt für die zweite oder dritte Versteigerungsrunde meist ziemlich viel, sodass man sich genau überlegen sollte, was einem im Augenblick gerade wichtiger ist.

"Magellan" ist also doch kein Spiel, wo man Entdecker in kleinen Portionen leasen kann. Denn spätestens nach der ersten Partie weiß man, dass es sich dabei nur um einen "Aufhänger" handelt: Genauso gut könnte man Hemden, Hosen, Gemälde, Würstel, Vögel oder Aktien versteigern, doch hier sind es eben die Herrn um Ferdinand Magellan, die als Hintergrundgeschichte herhalten mussten. Objektiv betrachtet ist das auch gar nicht so schlecht, denn es hat diesem Spiel ein wirklich schönes "Outfit" beschert.

Birgit und Peter Költringer

Titel

Magellan

Hersteller

Hans im Glück

Erfinder

Tom Lehmann

Design

Franz Vohwinkel

Spieldauer

35 - 45 Minuten

Spieler

3 - 6, ab 12 Jahren

Kategorie

Versteigerungsspiel

Preis

ca. 17,-- öS

Bewertung:

Idee

5

Regelgestaltung

6

Ausführung

5

Verarbeitung

6


Copyright Peter und Birgit Költringer 2003

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiters die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.