LUDING

Magna Grecia


Süditalien im Jahre 500 vor Christus: Einige einfache Bauernstämme leben in kleinen Siedlungen. Ca. 250 Jahre vorher - wenn man der Chronik glauben kann - wurde gerade Rom gegründet, doch das ist weit weg und unbedeutend. Aber auf der anderen Seite des Adriatischen Meeres lebt eine Hochkultur, welche in Religion, Kunst, Wissenschaft, Politik und Handeln längst zu den ganz Großen der damaligen Welt zählt: Griechenland.

Doch da die alten Griechen nach neuer Macht, vor allem aber auch nach neuen Märkten suchen, landen um diese Zeit griechische Händler im Süden des italienischen Stiefels und beginnen, das einfache Land auf "Vordermann" zu bringen: "Magna Grecia" wird gegründet und entwickelt sich schon bald zu einer blühenden griechischen Kolonie. Auch wenn die Geschichte das heute - nach 2500 Jahren - bereits weiß, ist das im Spiel "Magna Grecia" noch unbekannt. Denn die Handlung beginnt bei der Landung der alten Griechen in Süditalien. Jeder Teilnehmer kann sich dabei als griechischer Händler etablieren und so mit mehr oder weniger Geschick und Glück zu Punkten kommen.

Auf dem Spielplan ist "Magna Grecia" abgebildet, es gibt kleine Dörfer ohne Straßen und einige Orakel, die für den Spielverlauf noch bedeutsam sein werden. Jeder "Spielgrieche" hat vor sich einige Spielsteine und Marker für Märkte sowie Plättchen für Straßen und Stadtteile in einer Farbe liegen. Und schon kann die Kultivierung des Landes beginnen: Reihum können die Teilnehmer stets drei Aktionen ausführen: Städte gründen, Straßen bauen und dafür sorgen, dass man das auch in Zukunft kann. Sowohl Städte als auch Straßen werden dadurch gegründet, dass man die entsprechenden Plättchen auf die Dörfer der "primitiven Süditaliener" legt bzw. die Straßen am Randbereich der Siedlungen zu bauen beginnt. Danach können Plättchen vom Vorratshaufen nachgezogen werden. Prinzipiell besteht auch die Möglichkeit, nur eine der drei Aktionen auszuführen, dafür darf man die eine Aktion aber besonders ausgiebig machen. So kann man "auf einen Sitz" durchaus längere Straßen oder größere Städte bauen, leider kann man sich dann aber seinen Plättchenvorrat nicht mehr ergänzen. Oder aber man ergänzt sich seinen Vorrat besonders großzügig, verzichtet aber auf jede Art der Bautätigkeit. Natürlich sind die Städte in diesem Spiel besonders wichtig, denn dort kann man Märkte abhalten, die Geld bringen. Beim Bau einer Stadt gibt es das erste Marktrecht gratis dazu, je größer die Stadt wird, desto teurer ist jedoch der Nachkauf von weiteren Märkten. Sollte einem dabei einmal das Geld ausgehen, kann man den Spieß auch umdrehen und bereits erworbene Märkte wieder verkaufen und das ist durchaus lukrativ, da die Märkte nicht nur im Ankauf teurer werden sondern den gleichen Preis auch bei Verkauf erzielen. Im Laufe der Zeit entsteht schließlich eine komplette Infrastruktur mit allem, was man in einer blühenden griechischen Kolonie eben so braucht. Und dazu gehört natürlich auch ein entsprechendes Orakel, das mit einer "anständigen" Straße möglichst rasch erreichbar ist. Für diese "spirituelle Art" des Straßenbaus kann man sich am Ende der Partie auch noch Extrapunkte holen.

Das Spiel endet, wenn zwölf Runden nach dem obigem Muster gespielt sind und es erfolgt die Abrechnung, bei der vor allem Märkte in großen Städten besonders interessant sind. Denn dafür gibt es nun in ähnlicher Weise Punkte, wie wenn man sie schon während der Partie verscherbelt hat.

"Magna Grecia" ist ein Spiel für Strategen und Denker. Im Laufe der Zeit wird es darüber hinaus meist recht unübersichtlich, da man sich in dem Gewirr von Straßen, Dörfern und Städten oft nur schwer zurecht finden kann. Hinzu kommt auch noch eine Farbgestaltung, die nach einer Überarbeitung förmlich "schreit", denn wer kann schon gelbe Straßen auf gelben Plättchen, die sich auch noch auf einem gelben Spielplan befinden, wirklich gut von einander differenzieren? Doch diese Schwäche ist wohl auch das einzige wirkliche Manko von "Magna Grecia". Denn sonst ist es durch und durch gelungen und sorgt stets für wirklich spannende Runden!

Birgit und Peter Költringer

Titel

Magna Grecia

Hersteller

Clementoni

Erfinder

L.Colovini, M.Schacht

Design

Clementoni

Spieldauer

ca. 90 - 120 Minuten

Spieler

2 - 4, ab 12 Jahren

Kategorie

Entwicklungsspiel

Preis

ca. 28,00 öS

Bewertung:

Idee

6

Regelgestaltung

6

Ausführung

4

Verarbeitung

5


Copyright Peter und Birgit Költringer 2003

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiters die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.