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Medina


Es scheint auch bei Spielen so etwas wie "Liebe auf den ersten Blick" zu geben! Und bei diesem Spiel soll es nicht nur uns sondern anderen Personen so gegangen sein: Denn was man da aus der Schachtel herausholt und aufbaut, ist nicht nur ein optischer Genuss. Doch dass aus dieser "ersten Liebe" auch mehr werden kann, hängt vom Hintergrund des Spieles ab und das soll hier näher beleuchtet werden...

Die Rede ist von "Medina", welches im heurigen Jahr erschienen ist. Im Rahmen des Spieles ist die gleichnamige verfallene Wüstenstadt wieder aufzubauen. Dafür gibt es sehr viel Baumaterial aus Holz. Zu Beginn wählt man sich vier Dächer einer Farbe aus, diese legt man offen vor sich ab. Alle anderen Bauteile wie die Gebäude in vier Farben, weiße Mauerteile und weiße Spielfiguren sowie vier Ziegenställe - ebenfalls in weiß - legt man hinter seinen Sichtschirm.

Anfangs ist der rasterformige Spielplan beinahe noch völlig leer: Nur vier Türme sind in den vier Ecken platziert. Reihum kann nun jeder Baumeister zwei beliebige eigene Holzteile in der Stadt nach eigenen Vorstellungen einsetzen. Es gibt zwar eine Art Bauordnung, doch diese ist sehr einfach: So hat zwischen einzelnen Gebäuden je ein Feld frei zu bleiben, Mauern dürfen nur am Spielfeldrand entstehen und haben von einem der vier Türme auszugehen, Gebäude gleicher Farbe müssen zusammengebaut werden und last but not least dürfen Ziegenställe nicht alleine stehen sondern müssen stets an Häuser angebaut werden. Auch für die Spielfiguren gibt es eine Regel: Sie dürfen nur hintereinander in einer Reihe stehen.

Sobald man auf ein Haus ein Dach legt, ist ein sogenannter "Palast" entstanden. Gleichzeitig geht an dieser Stelle die Bauphase auch zuende. Danach darf man an einer anderen Stelle der Stadt wieder Häuser der gleichen Farbe bauen. Zuvor war das laut Bauordnung nicht erlaubt, gleichfarbige Bauten müssen ja stets aneinander gereiht werden. Man würde nun meinen, es wäre günstig, möglichst bald einen Palast zu bauen, damit man wieder ungehindert weiterbauen kann, doch jeder Spieler hat eben nur vier Dächer und er darf damit nur vier verschiedene Paläste bauen und diese müssen in ihrer Farbe unterschiedlich sein. Die Spielfiguren sollte man am besten so steuern, dass sie sich wiederum um den eigenen Besitz scharen - warum das so ist, soll hier nicht näher erläutert werden, doch man merkt in der ersten Partie sehr bald diese Notwendigkeit.

Das Spiel ist zuende, sobald das gesamte Baumaterial verbraucht ist. Danach erfolgt die Abrechnung: Nun werden die Punkte ausgezählt, die während der Bauphase vergeben wurden: Den vier Ecktürmen wurden dazu Karten von eins bis vier zugeordnet und wer an ihren Mauern und aber auch direkt am Turm als erster einen Palast errichtet hat, erhält die entsprechenden Punkte. Ähnliches gilt auch für die Paläste: Hier ist den verschiedenen Farben ein Kartenpunktewert von eins bis vier zugeordnet und der erste Palast in der jeweiligen Farbe verhilft einem zum entsprechenden Gewinn: Grau bringt dabei eins, schwarz zwei, braun drei und orange vier Punkte! Doch man kann sich auf seinen so erworbenen Punktekarten keinesfalls ausruhen, denn es geht nicht nur um den ersten Palast einer Farbe, sondern wenn ein Palast in der gleichen Farbe größer gebaut wurde, gilt dieser als "erster Palast" in dieser Farbe und die Punktekarte wandert zum Gegner.

"Medina" ist ein komplexes Spiel, dass sich am besten im Rahmen von mehreren Proberunden erkunden lässt. Es bietet eine beachtliche Variation an strategischen Möglichkeiten und üblicherweise findet man auch nach vielen Spielrunden immer noch eine neue Lösung. Doch gerade das spricht für dieses Spiel. Nicht selten wird dadurch aus der "Liebe auf den ersten Blick" ein lang andauerder Genuss, der sich immer wieder aufs Neue einstellt.

Birgit und Peter Költringer

Titel

Medina

Hersteller

Hans im Glück

Erfinder

Stefan Dorra

Design

Mathias Dietze

Spieldauer

50 - 60 Minuten

Spieler

3 - 4, ab 10 Jahren

Kategorie

Strategisches Legespiel

Preis

ca. 450,-- öS

Bewertung:

Idee

6

Regelgestaltung

6

Ausführung

6

Verarbeitung

6


Copyright Peter und Birgit Költringer 2002

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiter die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.