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WETTFIEBER FÜR ALLE: MEMBERS ONLY


Daß in Großbritannien die Uhren manchmal etwas anders ticken als im übrigen Europa, ist nicht neu. Es ist auch bekannt, daß neben dem Rinderwahnsinn auch eine andere Krankheit existiert, die ziemlich typisch für die Insel jenseits des Ärmelkanals ist, das Wettfieber. Hier wie dort hat es schon Tote gegeben, die einen hingestreckt von Vibrionen, die anderen bezwungen von Verarmung und Verschuldung. Bis jetzt waren die Wetten jedoch praktisch unbeeinflußbar. Das hat sich nun gründlich geändert, denn in einem neuen Club, in dem sowohl Männer als auch Frauen aufgenommen werden, bestimmen die Clubmitglieder auch über den Ausgang der Wette.

Die Rede ist von "Members only", welches vor wenigen Monaten der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Auf Anhieb muß man an "Adel verpflichtet" denken, dem wohl schon legendären Wettspiel der absurden britannischen Lords. Und ganz so falsch liegt man mit diesem Ansatz nicht, denn auch hier handelt es sich um Wetten, die merkwürdig scheinen, wenn sie auch durchaus im Rahmen der englischen Norm liegen dürften: Zur Auswahl stehen fünf Themen. An erster Stelle kommt der typische Small talk: Wie oft wird es in kommenden Monat in London regnen? Gefolgt wird diese entscheidende Frage vom Schicksal der königlichen Familie: Wieviele Skandälchen der Royals werden wohl in diesem Monat durch die Presse gehen? Und damit auch die Politik nicht zu kurz kommt, werden hier auch die Themen "Empfängnisverschüttung" und "Politikerabstürze" aufs Tapet gebracht: Wieviele Tassen Tee wird der englische Premier bei öffentlichen Empfängen in diesem Monat verschütten, beziehungsweise wieviele Politiker werden in diesem Monat wegen ihrer Vergangenheit zurücktreten müssen? Um schließlich ganz im klassischen Stil zu enden, gibt es zum Schluß auch noch eine Pferdewette aus Ascot, wobei es jedoch genaugenommen gar nicht um die Pferde geht, denn die Frage lautet, wieviele Gattinnen der Clubmitglieder sich in diesem Monat in Ascot mit dem gleichen Hut begegnen werden.

Für jede dieser Wetten gibt es auf dem einfachen Spielplan ein Startfeld, unter das von den Mitspielern sogenannte Symbolkarten gelegt werden, die der Wette ihren Wert geben: Liegen zum Beispiel bei der Hutwette 3 Karten, so haben 3 Clubmitgliederfrauen sich mit dem selben Hut getroffen oder liegen bei den Royals 4 Karten, so gab es vier Skandälchen im vergangenen Monat. Man sieht schon, ein Mindest-Intelligenzquotient für die Aufnahme in diesen Club gibt es praktisch nicht, denn alles ist recht einfach. Jeder Spieler darf pro Runde zwei Symbolkarten legen. Da man aber in Abhängigkeit von der Teilnehmerzahl nur zwischen 7 und 11 Stück zur Verfügung hat, dauert ein Durchgang relativ kurz, sollte sich nicht zufällig ein Mathematiker mit Wahrscheinlichkeitsflausen unter die Spieler verirrt haben. Üblicherweise werden mehrere Durchgänge gespielt, wobei schließlich der an Punkten reichste Teilnehmer zum Clubpräsidenten ernannt wird.

"Members only" versucht mit einem witzigen Thema zu überzeugen. Bis zu einem gewissen Grad ist das auch durchaus gelungen, auch wenn die Grafik nicht gerade ansprechend ist. Ansonsten hat dieses Spiel aber alles, was man braucht, um eine geraume Zeit Spaß zu haben: Ein bißchen Taktik, ein bißchen Bluff und das Ganze gewürzt mit den kleinen Gemeinheiten eines Spieleralltages: Denn gibt es etwas Schöneres als dem anderen sein Wettresultat durch eine einzige Karte zu verhauen?

Birgit und Peter Költringer

MEMBERS ONLY:

Titel

Members only

Hersteller

Blatz

Erfinder

Reiner Knizia

Design

Peter Goodfellow

Spieldauer

30 - 45 Minuten

Spieler

3-5, ab 12 Jahren

Kategorie

Wettspiel

Preis

ca. 350,-- ÖS

Bewertung:

Idee

5

Regelgestaltung

5

Ausführung

4

Verarbeitung

5


Copyright Peter und Birgit Költringer 2002

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiter die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.