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Meuterer


Wenn bis jetzt jemand geglaubt hat, dass für ein halbwegs passables Spiel eine Mindestgröße erforderlich ist, dann ist dieser Eindruck durchaus verständlich: Üblicherweise werden Spiele mit Schachteln ab dem DinA5-Format weit eifriger beworben als kleinere Spiele. Und auch bei den jährlichen Preisverleihungen fallen die "Davids" nicht selten den "Goliaths" zum Opfer - oder aber sie bekommen "Trostpreise".

Es wird Zeit, dass hier ein Umdenkprozess einsetzt! Denn immer wieder gibt es gelungene Zwerge, die eindeutig viel mehr verdienen. "Meuterer" ist eines davon! Und es wird auch von einem kleinen Verlag produziert: Die Firma Adlung hat sich bereits vor Jahren auf Kartenspiele spezialisiert, welche vom Spielreiz her so manchen "großen Bruder" vor Neid erblassen lassen.

Wer die Verpackung öffnet wird 66 Spielkarten finden, die einerseits Inseln, andererseits Figuren wie Maat, Schiffsjunge, Händler, Lademeister und natürlich einen Meuterer sowie den Kapitän zeigen. Hinzu kommen noch sogenannte Konfliktkarten, die dazu dienen, Gegner mit höheren Zahlenwerten zu übertrumpfen. Zu Beginn des Spieles werden die Karten mit den Inseln in einem Kreis ausgelegt. Ein Schiff zieht nun im Uhrzeigersinn durch diese Welt. Überall kann man Waren kaufen oder verkaufen: Es gibt dabei Korn, Tuch, Wein, Salz und Rubine. Meist kann man auf einer bestimmten Insel auch nur mit einer ganz bestimmte Warensorte handeln. Da aber nicht alle von der Schiffsbesatzung die gleichen Waren kaufen oder verkaufen wollen, will jeder eine andere Insel ansteuern: Wenn man viele Juwelen besitzt, was soll man dann dort, wo nur mit Korn oder Salz gehandelt wird? Doch Befehlshaber des Schiffes ist stets der Kapitän. Er bestimmt auch, welcher Hafen angelaufen wird. Klarerweise macht er sich dabei Feinde und diese versuchen auch, ihn abzusetzen und selbst das Ruder zu übernehmen: Mit Hilfe des Meuterers, der vom Schiffsjungen unterstützt wird, kann das auch gelingen, denn nicht selten ist der Kapitän mit seinem Maat auf den er setzt einfach zu schwach. Die Konfliktkarten tun hier noch ein Übriges dazu. Bei jedem Hafen, der angelaufen wird, werden die Personenkarten neu verteilt, sodass man immer wieder andere Rollen auf dem Schiff einnehmen kann. Wer dabei die Karte des Händlers oder Lademeisters bekommt, beteiligt sich nicht direkt an der Meuterei. Hier stehen wirtschaftliche Interessen im Vordergrund: Denn als Lademeister kann man sich die gewünschte Warensorte beim Einkauf auswählen, während der Händler Vorteile beim Verkauf erzielt. Da aber in diesem Spiel für die Endauswertung schließlich nur die Siegpunkte zählen, welche man im Laufe der Zeit gesammelt hat, wird man versuchen, einerseits möglichst gute Geschäfte zu machen, andererseits aber auch die richtigen Inseln anzusteuern und dazu muss man schon hin und wieder "etwas meutern".

Dieses Kartenspiel ist unheimlich komplex, deswegen aber vom Mechanismus nicht unverständlich. Man muss es einfach einmal versuchen, und wer das getan hat, wird ziemlich sicher fasziniert davon sein. Der Erfinder Marcel-André Casasola-Merkle hat mit "Meuterer" aber nicht das erste Mal auf sich aufmerksam gemacht: Denn bereits 1998 kam sein "Verräter" auf den Markt, welches - wenn auch in anderer Art - durchaus an die heutigen "Meuterer" erinnert und ebenfalls zu den ganz großen unter den kleinen Kartenspielen zu zählen ist.

Birgit und Peter Költringer

Titel

Meuterer

Hersteller

Adlung

Erfinder

Marcel-André Casasola-Merckle

Design

Marcel-André Casasola-Merckle

Spieldauer

ca. 70 - 90 Minuten

Spieler

3 - 4, ab 12 Jahren

Kategorie

Kartenspiel

Preis

ca. 100,-- öS

Bewertung:

Idee

6

Regelgestaltung

6

Ausführung

6

Verarbeitung

6


Copyright Peter und Birgit Költringer 2002

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiter die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.