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N.Y.Chase


Auch Polizisten und Detektive können in die Midlife-Crises kommen- warum auch nicht, denn so etwas kann jeden passieren. Dass das jedoch sogar in einem Spiel passieren kann ist neu und doch ist es geschehen: Die Rede ist von den bereits klassischen Detektiven, die mit leuchtend roten Doppeldeckerautobussen, der Underground und dem Taxi quer durch London auf Verbrecherjagd gegangen sind.

"Scotland Yard" heißt das Spiel in dem es so zugegangen ist. Doch wer sich einmal über den Frust im Klaren ist, jahraus jahrein durch die Hauptstadt des Commonwealth zu sausen und frustriert festzustellen, wie oft einem der Verbrecher durch die Lappen geht, der versteht vielleicht, warum da eine psychiatrische Therapie angesagt ist. Und der aufgesuchte Psychiater war gut - sehr gut sogar: Denn er verabreicht keine Tabletten oder Pillen, welche die Stimmung aufheitern, den Mund trocken machen zur Impotenz führen oder aber Verdauungsprobleme verursachen sondern sein Rezept war eine Art von Verhaltenstherapie: "Geht doch in New auf Verbrecherjagd" war die Antwort des Doktors und schon war die Welt wieder in Ordnung: Denn durch New Yorks Städte zu rasen, nach amerikanischen Verbrechern zu suchen und - um zu großen Frust zu vermeiden - hin und wieder sogar mit dem Hubschrauber durch die Gegend jetten zu dürfen, ist besser als jedes Antidepressivum. So wurde aus Scotland Yard die "New York Police".

Doch vielleicht soll hier doch eine kurze allgemeine Anleitung dieses Spielklassikers aufscheinen: Auf dem Spielplan ist das Straßennetz von New York abgebildet. Einer der Spieler ist Mister X, ein vielgesuchter Gangster. Er verbirgt sich im Verkehrsgewühl der Großstadt und besitzt Fahrscheine für Taxi, Bus und U-Bahn sowie "Black Tickets", mit denen er überall fahren darf. Zusätzlich stehen auch Fährstrecken im Hafen zur Verfügung, die besonders beliebt sind, weil man dadurch sehr rasch sehr weit weg ist. Alle anderen Mitspieler sind die Detektive. Auch sie dürfen die erwähnten Verkehrsmittel benützen, doch eben nicht unbegrenzt. Um aber den alten Frust von London endgültig abzustreifen, ist ihnen sogar hin und wieder ein Hubschrauberflug gegönnt oder aber es können auch schmucke Straßensperren errichtet werden, damit sie den Gangster schließlich doch noch fassen können.

Mister X fährt meist unsichtbar mit einem Verkehrsmittel, doch alle paar Runden muss er sich deklarieren: Dann stellt er seinen Spielstein auf die entsprechende Stelle des Stadtplanes, um dann für die nächsten Züge wieder im Untergrund zu verschwinden. Die Mitspieler müssen nun versuchen, den Gangster so einzukreisen, dass er nicht mehr entwischen kann oder aber überhaupt auf den gleichen Platz gelangen, an dem er sich befindet. In beiden Fällen hat Mister X verloren. Gelingt es ihm aber, bis zum Ende des Spieles unentdeckt zu bleiben, hat er gewonnen. Während der gesamten Zeit können sich die Detektive untereinander absprechen, umso die Gegend besser überwachen zu können.

Meist herrscht in diesem Spiel die totale Spannung und vieles erinnert an die Realität: Polizisten beratschlagen den vernünftigsten Schlachtplan (manchmal führt dies auch zu totalem Chaos), ein nervöser Gangster wartet auf seinen nächsten Zug und freut sich diebisch, wenn er mit der Untergrundbahn unbemerkt in ein anderes Stadtviertel flüchten kann. Oft glaubt in diesem Spiel auch einer, immer Recht zu haben und bestimmen zu müssen, wie die anderen zu fahren haben. Doch hier gibt es keine disziplinären Folgen, wenn man seinem Unmut über den "Besten unter den Ordnungshütern" lauthals Luft macht, es hat auch keine Konsequenzen, wenn man den "Dienstweg" nicht befolgt und aus Überzeugung seine Spielfigur anders zieht als der selbst ernannte Präsident dies wünscht.

Wer es bis jetzt verabsäumt haben sollte, in London auf Verbrecherjagd zu gehen, für den ist es spätestens jetzt an der Zeit, diesen Hochgenuss in Manhatten nachzuholen: Egal ob als Scotland Yard oder als N.Y.Chase, dieses Spiel ist einer der gelungensten "Verbrecherklassiker" auf dem Spielemarkt.

Birgit und Peter Költringer

Titel

N.Y.Chase

Hersteller

Ravensburger

Erfinder

Projekt Team III

Design

Designbox/KniffDesign/Marc Posch

Spieldauer

40 - 60 Minuten

Spieler

3 - 6, ab 10 Jahren

Kategorie

Detektivspiel

Preis

ca. 390,-- öS

Bewertung:

Idee

6

Regelgestaltung

6

Ausführung

6

Verarbeitung

6


Copyright Peter und Birgit Költringer 2002

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiter die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.