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PERFEKT GEBLÖFFT - Schmasche, Schlachta und

Salompenter

Die Frage des Wissens oder Nichtwissens ist in der Spielebranche durch zahlreiche Wissensspiele ausreichend vertreten. Doch daß man auch vom Gegenteil erfolgreich ein Spiel produzieren kann, erscheint eher unwahrscheinlich. Und trotzdem ist bereits vor Jahren ein derartiges Exemplar auf den Markt gekommen, welches heuer überarbeitet und neu aufgelegt wurde. Es heißt "Perfekt geblöfft" und hier geht es darum, möglichst glaubhafte "lexikale" Erklärungen für Begriffe zu schaffen, die es zwar gibt, die aber kaum jemand kennt. Oder wußten Sie, daß ein "dunkelblauer Bischof" kein geistlicher Würdenträger mit mehr als 1 Promille Blutalkohol ist, sondern ein Vogel, der in Südamerika beheimatet ist und vor allem durch seinen wohlklingenden Gesang überzeugt? Wer von Ihnen oder Ihren Bekannten weiß schon, daß "Medresse" keine falschgeschriebene gefügige Dame in Königshäusern ist, die sich in waagrechter Position sehr einsam fühlt, sondern eine Schule des Korans? Und diese Beispiele lassen sich unzählig fortsetzen. In "Perfekt geblöfft " geht es in erster Linie darum, perfekte Definitionen für solche Worte zu erfinden, das echte Wissens ist hier zweitrangig.

Kernstück des Spieles ist eine Kartensammlung, auf denen ausgefallene Ausdrücke mit den dazugehörigen Definitionen zusammengestellt sind. In jeder Runde liest der Spielleiter einen für alle unbekannten Begriff vor. Nun müssen alle Mitspieler versuchen, eine möglichst glaubhafte Erklärung zu schaffen. Danach werden alle diese Definitionen gemeinsam mit der Originaldefinition, welche auf der mitgelieferten Karte steht, verlesen. Jeder Mitspieler muß nun entscheiden, welche Antwort die Richtige sein könnte. Wer nun eine Erklärung so glaubhaft erfunden hat, daß zumindest einer in der Runde meint, dies müsse die korrekte Antwort sein, erhält als Erfinder dieser "Nonsens-Definition" zwei Punkte. Für eine richtige erratene Begriffserklärung gibt es nochmals einen Punkt. Somit sind die falschen Erklärungen um Vieles wertvoller als die richtigen Begriffe. Die auf diese Weise errungenen Punkte werden auf einem Spielplan von 1 bis 16 hochgezählt. Sieger ist derjenige, welcher als Erster 16 Punkte erworben hat.

In "Perfekt geblöfft" geht es nicht nur um den Sieg, sondern jede Runde bringt für sich eine Reihe von genüßlichem Blödsinn, welcher oft so plausibel klingt, daß die eigentliche Erklärung beinahe lächerlich wirkt. So ist ein ""Schlagschwirl" keine abartige Variante des in der Küche verwendeten "Schneebesens", sondern eine scheue Singvogelart. Auch die Definition des Wortes "Warzenbeißer" war überzeugend doch falsch: Dabei handelt es sich nämlich weder um ein Schimpfwort aus dem norddeutschen Raum noch um eine Sonderform des Blutegels. Besonders beeindruckend waren für uns auch die Definitionen von "Nauli": Hier gab es zahlreiche Sonderangebote, die von einem zärtlichen Ausdruck für einen Seemann bis hin zu einer Kurzbezeichnung für multinationale Flotten reichte. Daß es sich dabei in Wahrheit um eine Jogaübung handelt, erschien kaum jemandem denkbar. Abschließend seien hier noch drei weitere Definitionen genannt, welche eingangs zitiert wurden: Bei der sogenannten "Schmasche" handelt es sich um eine mit Zucker versetzte Meische, welche beim Ansatz von Wodka entsteht. "Schlachta" ist die mittelalterliche Bezeichnung für denjengen, der das Urteil bei Inquistionsprozessen vollstreckt hat. Und "Salompenter" ist die Mischung von Salmiak mit 6-5-Hydroxyäthylpentosephosphat und wird als Stabilisator bei der Lackerzeugung verwendet. Diese drei letzten Definitionen haben alle ihren Reiz, doch ein gemeinsamer Fehler ist ihnen eigen: Die Erklärungen sind durchwegs völlig falsch. Doch klingen sie nicht wirklich gut?

PERFEKT GEBLÖFFT:

Titel

Perfekt geblöfft

Hersteller

Noris

Erfinder

M. und J.Rüttinger

Design

J.Rüttinger

Spieldauer

40 - 90 Minuten

Spieler

4 - 12, ab 12 Jahre

Kategorie

Bluffspiel

Preis

ca. 290,-- ÖS

Bewertung:

Idee

6

Regelgestaltung

6

Ausführung

6

Verarbeitung

6


Copyright Peter und Birgit Költringer 2002

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiter die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.