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PICTIONARY ODER HABEN SIE SCHON EINMAL

EINEN HUND GESEHEN?

von Dr.Peter und Birgit Költringer

Haben Sie schon einmal einen Hund gesehen? Natürlich wird jeder Leser dies mit einem klaren "Ja" und nochdazu mit einem Kopfschütteln beantworten. Wer kennt sie denn nicht, unsere vierbeinigen Freunde, die uns hechelnd und keuchend, bellend und beißend, zähnefletschend und schwanzwedelnd fast täglich begegnen? Und doch hat diese scheinbar so lächerliche Frage etwas viel weniger Lächerliches an sich, wenn man sie ein klein wenig anders formuliert: Was ist das Wesentliche an einem Hund, das ihn auf Anhieb von allem anderen unterscheidet? Die Beine sind es nicht, 4 Stück gibt es nicht nur bei den Tieren, sogar Tisch und Sessel können darauf zurückgreifen. Auch Kopf, Ohren, Nase, Körper und Schwanz gibt es bei den meisten anderen Tieren. Und doch ist es beim Hund jeder einzelne Teil, der ihn kennzeichnet und die Identifizierung als Hund ermöglicht. Aber es ist nicht das "Was" sondern das "Wie": Wie die Relation Kopf zu Körper ist und welches Bild der Mensch gleichsam als Vergleichsform für einen Hund im Gedächnis gespeichert hat.

Wozu dieses Vorspiel, werden sich vielleicht manche Leser fragen, jeder Mensch weiß, wie ein Hund aussieht. Doch haben Sie einmal versucht, einen Hund mit möglichst wenigen, raschen Strichen so zu skizzieren, daß er ohne Probleme erkannt werden kann? Dazu muß man nicht Maler oder begabter Schnellzeichner sein, sondern lediglich den Mut zum Versuch besitzen. Nach ein oder mehreren Proben wird vielleich ein Hund entstanden sein, der einem Hund ähnlich sieht und nicht mehr einem Fabelwesen oder einem mißglückten Känguruh.

Das Spiel "Pictionary", das 1985 auf den Markt kam, fordert diese in jedem Menschen schlummernde Fähigkeit des Skizzierens heraus. Die Spielregeln sind einfach und die Spielanleitung klar: Zwei oder mehrere Spieler bilden jeweils eine Gruppe. Einer davon muß den Begriff, der auf der gezogenen Spielkarte steht, zeichnen. Die anderen Gruppenteilnehmer müssen möglichst schnell erraten, was gemeint ist. Welche Gruppe den Begriff zuerst erkannt hat, darf würfeln und seinen Spielstein am Brett weiterziehen. Es ist wohl unnötig zu sagen, daß diejenigen gewonnen haben, die zuerst mit ihrem Spielstein im Ziel sind. Neben einfachen Begriffen wie "Haus", "Brücke" oder "Katze" gibt es auch komplizierte Worte wie "Heuschnupfen" oder "gaffen". Aber schon bei den einfachen Begriffen ist oft guter Rat teuer. Wie erkenne ich am schnellsten ein Brücke? Ist es der Brückenbogen, oder das Geländer, ist es ein Fluß, über den man mit einem Strich eine Brücke symbolisiert? Etwas ist es sicher nicht: Eine ausgefeilte Zeichentechnik! Selbst dem Ungeübtesten ist es möglich, zum Beispiel ein Strichmännchen zu skizzieren und dort das Hirn einzuzeichnen, welches als Begriff gesucht wurde. Notwendig für dieses Spiel ist aber vor allem die Fähigkeit, sich selbst zu überwinden und zu zeichnen, auch wenn man sich dazu nicht in der Lage glaubt. Erst dann wird man nämlich merken, wie oberflächlich man Gegenstände betrachtet, und wie schwer es ist, diese so zu abstrahieren, daß man die für die Erkennung wesentlichen Punkte herausheben kann.

Pictionary ist ein Spiel, das ohne Altersgrenzen gespielt werden kann. Die Kreativität des Zeichnens beziehungsweise die herrlichen und witzigen unfreiwilligen Karikaturen, die Dinge oft bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt erscheinen lassen, führen zu immer neuen Situationen. Ein Vorteil dieses Spieles ist auch die beinahe unbegrenzte Teilnehmerzahl.

Haben Sie schon einmal einen Hund gesehen? Vielleicht war das für Sie von Anfang an kein Problem, aber es gibt auch noch andere Begriffe, die zu zeichnen sind: Fällt Ihnen "Warze", "Gummibärchen", "San Francisco", "säumen" oder "Sauerstoff" ebenso leicht?


Copyright Peter und Birgit Költringer 2002

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiter die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.