LUDING

Puerto Rico


Es gibt Spieleautoren, welche jedes Jahr ein ganzes Bündel von neuen Spielen produzieren. Dann wieder gibt es welche, die einmal ein Spiel veröffentlichen, um danach wieder irgendwo im Untergrund zu verschwinden. Heute soll von einem die Rede sein, der genau dazwischen liegt: Er heißt Andreas Seyfart und ist Beamter in Bayern. Neben einer Reihe von Spielen Anfang der neunziger Jahre schuf er mit Manhatten das Spiel des Jahres 1994. Nach einer längeren Schaffenspause hat er sich nun in der Spielszene zurück gemeldet. "Puerto Rico" ist sein neuestes Kind und hier scheint ihm ein weiterer großer Wurf gelungen zu sein.

Wir befinden uns im frühen 16.Jahrhundert. Die Insel Puerto Rico wurde 1493 von Christoph Kolumbus entdeckt und ab dem Jahre 1508 von der spanischen Krone kolonialisiert. Alle, die an diesem Spiel teilnehmen, sind Kolonisten dieser ersten Zeit. Die Chance, reich zu werden ist für jeden da und jeder Beruf wird gebraucht. So schlüpfen die Spieler im Laufe des Spiels auch in die diversen Berufe: Welcher davon gerade aktuell ist, legt der "Gouverneur" - das ist der jeweilige Startspieler - der Runde fest: Er zieht seine Rollenkarte und nun steht fest, diesmal sind alle Siedler: Hier kann man die Plantagen auf seinem eigenen Spieltableau bestellen oder dort Steinbrüche anlegen, die man später für billige Bauaktionen sehr gut gebrauchen kann. Ein andres Mal ist man Baumeister, um in der Stadt die notwendigen Bauten zu errichten, oder aber auch Bürgermeister, um neue Kolonisten aus Europa zur Arbeit in der Stadt und auf den Feldern einladen zu können. Auch die Rolle des Aufsehers ist vorgesehen, der so etwas Ähnliches wie ein Sklaventreiber ist. Und da man zum "Geldmachen" seine Waren auch verkaufen muss, gibt es die Rolle des Händlers und auch des Kapitäns, der für den Transport der Güter nach "good old Europe" zuständig ist.

Im Laufe des Spieles gilt es, neben produzierten Waren auch die zwölf Felder auf dem Spieltableau zu bebauen. Die Gebäude dort sind für die Weitervermarktung unerlässlich. So nützt zum Beispiel die perfekteste Zuckerrohrplantage nichts, wenn man nicht auch eine Zuckermühle sein eigen nennt und auch die schönste Tabakplantage ist wertlos, wenn man keinen Speicher dafür zur Verfügung hat. Auch braucht man Handelshäuser, um seine Ware den Händlern übergeben zu können, damit sie dann schließlich - wenn man in der Rolle des Kapitäns ist - sortenrein nach Europa verschifft werden können. Natürlich gewinnt am Ende der reichste "Neopuertoricaner", doch das ist in diesem Spiel oft gar nicht so entscheidend. Schon das Bauen, , Handeln, Speichern und Verschiffen macht so viel Spaß, dass die Spielzeit von bis zu zweieinhalb Stunden meist wie im Flug vergeht.

Da diese Beschreibung von "Puerto Rico" lediglich die wichtigsten Elemente anreißen kann, bleibt dem zukünftigen Kolonisten gar nichts anderes übrig, als dieses - zugegebenermaßen komplexe - Spiel einfach zu versuchen. Viele Details im Spielablauf zeigen sich bereits während der ersten Proberunde. Spätestens dann sind die meisten unter den Spielern auf den Geschmack gekommen und man ahnt, wie viele Möglichkeiten es noch gibt bzw. geben könnte. Bis man die alle durchprobiert hat, benötigt aber man sicherlich noch viele, viele weitere Runden.......

Birgit und Peter Költringer

Titel

Puerto Rico

Hersteller

Alea/Ravensburger

Erfinder

Andreas Seyfart

Design

Franz Vohwinkel

Spieldauer

90 - 150 Minuten

Spieler

3 - 5, ab 12 Jahren

Kategorie

Entwicklungs- und Handelsspiel

Preis

ca. 33,-- öS

Bewertung:

Idee

6

Regelgestaltung

6

Ausführung

6

Verarbeitung

6


Copyright Peter und Birgit Költringer 2003

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiters die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.