LUDING

Richelieu


1585 wird in Paris in einer verarmten Adelsfamilie Jean du Plessis geboren. Wie so oft, wird der kleine Jean der Kirche übergeben und er macht in kurzer Zeit Karriere: Mit 21 Jahren ist er Bischof und 8 Jahre später wird er an den königlichen Hof berufen. Damals war Maria von Medici, die toskanischen Kaufmannstochter auf dem französischen Thron und sie ernannte den Bischof, der inzwischen unter dem Namen "Richelieu" besser bekannt war, bald darauf zum Staatssekretär. Als sie in der Folgezeit von ihrem unmündigen Sohn, Ludwig XIII entmachtet wird, tut dies der Karriere des ambitionierten Kirchenmannes keinen Abbruch. Nachdem er zum Kardinal ernannt wurde, ist er ab 1624 auch 1.Staatsminister und damit gemeinsam mit dem König der mächtigste Mann Frankreichs. Der Hochadel unter Führung der inzwischen verbannte Königinmutter führt gegen ihn einen erbitterten aber schließlich erfolglosen Kampf.

Im gleichnamigen Spiel ist der Kampf gar nicht so erfolglos. Denn hier hat man die Chance, sich auf völlig ungefährliche Weise den Einfluss in Frankreich zu sichern: Auf insgesamt 48 Spielkarten sind die Wappen der neun französischen Regionen dargestellt. Zusätzlich sind darauf auch die Machtsymbole der damaligen Zeit - Kreuze für die Kirche, Schwerter für das Militär und Türme für die Politik - zu finden. Ziel ist es, sich im Laufe der Partie möglichst viele Wappen und Machtsymbole anzueignen, um schließlich das Frankreich des siebzehnten Jahrhunderts unter seine Kontrolle bringen zu können.

Zu Beginn werden alle Karten in vier Zwölferreihen als Auslage offen abgelegt. Auf acht davon werden Spielplättchen verdeckt platziert. Wer an der Reihe ist, muss mindestens eine oder höchsten zwei Karten von links und/oder rechts außen aufnehmen. Werden zwei Stück genommen, müssen sie die gleiche Farbe, aber nicht mehr als zwei Wappen haben. Danach hat man die Möglichkeit, sich für das nächste Mal noch eine Karte mit seinem "Besitzmarker" zu reservieren. Doch leider ist das keine Garantie, dass sich nicht der Gegner in seinem nächsten Zug gerade diese Karte nimmt. Er hat aber dafür einen eigenen Besitzmarker abzugeben und da man nur drei Stück davon hat, wird man sich das natürlich überlegen. Sollte man eine Karte wählen, auf der ein Spielplättchen liegt, darf man dieses umdrehen. Dort können sich dann Wappen oder Symbole finden, die am Ende der Partie mitgezählt werden oder aber es ist die Notiz "Besitzmarker zurück" aufgedruckt, das ermöglicht natürlich, sich einen eigenen Besitzmarker zurückzuholen, den man vielleicht schon für verloren geglaubt hat.

Das Spiel endet, wenn alle 48 Karten aufgenommen sind und nun gibt es Punkte für Wappen und Symbole. Bei den Wappen zählt jedes einzeln, bei den Symbolen hingegen erhält nur derjenige Punkte, der die höhere Anzahl hat. Sollte man das Pech haben, von einer französischen Region überhaupt kein Wappen zu besitzen, gibt es fünf Punkte Abzug.

"Richelieu" ist ein solides gelungenes Kartenspiel, welches seine Verwandtschaft zu "Kardinal und König" weder verleugnen will noch kann. Immerhin stammt es auch vom gleichen Autor. Im Vergleich dazu besticht es durch seine Schlichtheit, aber auch durch die zierliche "Passionskartengröße" der Spielkarten. Gemeinsam mit "Crazy Chicken" und "Bakerstreet" hat die Firma Ravensburger damit eine neue Serie begonnen, welche wohl den erfolgreichen Zweierspielen von der Firma Kosmos Konkurrenz machen sollen. Ob dies gelingt, wird die Zukunft zeigen.

Birgit und Peter Költringer

Titel

Richelieu

Hersteller

Ravensburger

Erfinder

Michael Schacht

Design

Atelier Wilinski

Spieldauer

30 - 40 Minuten

Spieler

2, ab 12 Jahren

Kategorie

Kartensammelspiel

Preis

ca. 11,00 Euro

Bewertung:

Regelgestaltung

6

Ausführung

5

Verarbeitung

6


Copyright Peter und Birgit Költringer 2005

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiters die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.