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Roborally


Üblicherweise sind Spiele aus dem anglo-amerikanischen Raum fast nie auf die deutschsprachige Spieleszene übertragbar: Das, was die Engländer und Amerikaner als lustig und spielenswert empfinden, scheint sich grundlegend von dem zu unterscheiden, was die Österreicher, Deutschen und Schweizer in ihren Spielrunden für interessant halten. Doch es gibt Ausnahmen: Eine davon ist "Roborally": das Spiel wurde 1995 von dem kleinen Verlag "Wizard of the Coast" in England auf den Markt gebracht und hat sich dort sehr bald zu einem echten "Fanspiel" entwickelt.

Es geht dabei um Roboter, die in einer Fabrikshalle mittels Karten gesteuert werden müssen. Der Spielplan besteht aus vier Fabrikshallenteilen, die man beliebig zusammenstellen kann. Darauf befinden sich nummerierte Kontrollpunkte, die der Reihe nach angelaufen werden müssen. Doch die Fabrik ist verwinkelt und es gibt auch eine ganze Reihe von merkwürdigen Vorrichtungen, welche die Roboter blockieren, gefährden und unter Umständen auch vernichten können: Wände blockieren den Weg, "Zerquetschter" sind vorhanden, Schächte tun sich auf und hin und wieder gibt es auch richtige nette kleine "Schubser", welche die Roboter ins Maschinenjenseits befördern.

Für die Programmierung hat jeder Spieler neun Handkarten: Fünf davon werden ausgewählt und dadurch wird der Weg des eigenen Roboters vorausbestimmt: Er kann dabei 1 - 3 Felder vorwärts, ein Feld rückwärts fahren, nach links oder rechts ziehen und mit einer Karte kann man seine Maschine auch einfach umdrehen. Da aber die Roboter weder Augen noch Kameras haben, die ihnen helfen, Kollisionen zu vermeiden, gibt es immer wieder Zusammenstöße und hier kommen dann völlig unberechenbare Elemente ins Spiel: Roboter spielen verrückt, laufen auf der falschen Bahn. Im Extremfall sind sie nach so einem Zusammenstoß nur mehr ein wertloser Haufen Blech. Gott sei Dank hat man mehrere Leben, sodass nach dem ersten Totalcrash noch kein Grund zur Depression besteht: Man hat zwar etwas Zeit verloren, da man von vorne oder vom zuletzt erreichten Kontrollpunkt neuerlich beginnen muss, doch die Siegeschancen sind damit noch nicht vertan, denn es geht allen Kollegen gleich. Noch ein Element kommt in diesem Spiel hinzu: Die lieben Kollegen können einen auch noch unter Laserfeuer nehmen und auf diese Weise Bewegungspunkte wegnehmen: So wird aus dem schnellsten Roboter manchmal eine langsame Schnecke, die beinahe bewegungsunfähig über den Spielplan trottet.

"Roborally" ist ein gelungenes Spiel, welches die Elemente der Strategie geschickt mit dem Zufall und der Bösartigkeit der Konkurrenten vermischt hat. Im Vergleich zur Ursprungsversion ist die deutsche Ausführung zwar nicht mehr ganz so schön - damals waren die Roboter Zinnfiguren - dafür ist dieses Spiel nun aber einem größeren Spielerkreis zugänglich. Zuerst war die deutsche Fassung nur für vier Mitspieler konzipiert, doch inzwischen gibt es einen Erweiterungssatz auf acht Roboterprogrammierer und die hat man nicht selten schnell beisammen: Denn es ist kaum zu glauben, wie viele Menschen solche Blechmaschinen steuern wollen.

Birgit und Peter Költringer

Titel

Roborally

Hersteller

Amigo

Erfinder

Richard Garfield

Design

Amigo

Spieldauer

60 - 120 min

Spieler

2 - 8, ab 10 Jahren

Kategorie

Roboterspiel

Preis

ca. 350,-- öS

Bewertung:

Idee

5

Regelgestaltung

5

Ausführung

5

Verarbeitung

5


Copyright Peter und Birgit Költringer 2002

Dieser Spieletest wurde von Univ.Prof.Dr.Peter und Birgit Költringer geschrieben und beinhaltet daher auch ihre eigene Meinung. Er erscheint auch in ihrer wöchentlichen Spielerezension in den Salzburger Nachrichten (http://www.salzburg.com/sn). Eine Verbreitung ist unter Quellenangabe gestattet, sofern die Autoren, die Erscheinungsquelle und die Rezension nicht verändert wurde und weiter die Autoren davon Kenntnis und ein Belegexemplar erhalten.

Die Autoren haben mit keinem Spielzeughersteller berufliche Verbindungen und sind völlig unabhängig. Anfragen sind über EMail an spiele.koeltringer@utanet.at zu richten.